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Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Titel: Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Fairchild
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mit einem Falken. Schnell wie der Blitz und außerdem recht reizbar. Kein Wunder, dass der Besitzer keinen anderen Stall gefunden hat.«
    »Reizbar?«, wiederholte Avi. Das Tier war zwar anmutig und elegant, aber würde es sie überhaupt in seine Nähe lassen?
    »Ein Peretah beißt zu, sobald es dich sieht«, meinte Brucie grinsend.
    Das Tor klickte, als Hannah es öffnete und in den Verschlag trat.
    »Hannah«, meinte Avi. »Was machst du da?«
    »Gib mir eine Minute«, sie lächelte, »dann frisst es mir aus der Hand.«
    Avi schlug das Herz bis zum Hals, als Hannah sich dem riesigen Tier näherte. Seine Schneidezähne waren so lang wie das Messer, das er an der Taille trug, und schienen ebenso scharf zu sein. Doch sobald Hannah das rauhe Fell an seinem Hals kraulte, fing das Peretah zu schnurren an.
    »Wir haben Glück«, sagte Hannah. Ein träumerischer Ausdruck zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. »Ich glaube, sie möchte auch raus hier.«
    Avi half ihr, einen schweren Doppelsattel von einem Haken an der Wand zu heben. Gemeinsam legten sie ihn dem Peretah auf den Rücken. Avi zuckte zusammen, weil er erwartete, dass das Tier sich wehren würde, doch es schnurrte immer weiter.
    »Das ist nicht schwieriger, als das Pony meiner Freundin Sandy zu satteln«, stellte Hannah fest, während sie dem Peretah Zaumzeug und Zügel anlegte.
    Sie öffneten das Tor, das zum Pier führte. Hannah stieg zuerst auf und half dann Avi in den Sattel. Brucie kletterte hinauf und zwängte sich zwischen die beiden. Avis anfängliche Sorge, sie könnten zu schwer für das Peretah sein, erwies sich als unbegründet.
    »Wahrscheinlich könnte es sechs Personen tragen«, meinte er.
    »Könnte es«, erwiderte Hannah. »Das spüre ich. Bist du bereit?«
    »Das werde ich vielleicht niemals sein«, antwortete er lächelnd.
    Hannah ruckte an den Zügeln und stieß dem Tier die Fersen in die Flanken. Mit einem Schnauben warf das Peretah den Kopf zurück und bäumte sich auf. Im ersten Moment war Avi überzeugt, dass es sie abwerfen und verschlingen würde, doch stattdessen begannen sich die Flügel, die sich an den Flanken nur wenige Zentimeter von Avis Beinen entfernt befanden, zu bewegen. Das Peretah lief los und erhob sich in die Lüfte. Plötzlich flogen sie und schwebten niedrig über dem Wasser und unter der London Bridge hindurch in die kalte Nacht hinaus.
    Als sie an Höhe gewannen, sah Avi, warum Durin so darauf gedrängt hatte, dass sie London verließen – und weshalb Brucie so viel an einem fliegenden Reittier gelegen gewesen war. Arethusas Feensoldaten waren ihnen auf die Schliche gekommen und hatten den nördlichen Zugang zur London Bridge gesperrt. Eine kleinere Abteilung hatte den Fluss überquert und blockierte das südliche Ende. Mit wehenden grünen Fahnen marschierte die Armee auf die Kapelle von Saint Thomas zu. Auch der Fluss war keine Alternative, denn Kellens mit Grimalkins bemannte Barken hatten sich um die Brücke gesammelt, um ein Entkommen über das Wasser zu verhindern. Also hatten sie nur durch die Luft von der Brücke fliehen können.
    Außerdem waren Arethusas Soldaten nicht die einzigen, die sich auf den Weg gemacht hatten. Östlich der Brücke ragte der Turm in den Himmel, auf dessen Zinnen Goblins umherwimmelten wie die Ameisen. Während das Peretah über der Burg kreiste, wurde die erst zum Teil wieder instandgesetzte Zugbrücke heruntergelassen, und eine hochgewachsene Gestalt, gefolgt von einem ganzen Bataillon der Garde des Weißen Turms, erschien.
    »Kellen!«, rief Avi aus. »Meine Mutter hatte recht. Er hat überlebt.«
    Hannah wendete das Peretah, aber Kellen hatte sie bereits bemerkt. Obwohl er aus dieser Entfernung nicht sicher sein konnte, war Avi überzeugt, dass der König der Goblins ihm ins Auge geblickt hatte.
    Als sie weiterstiegen, verschwand Kellen unter ihnen. Seine Elitesoldaten marschierten weiter mit hocherhobenen Speeren aus der Burg. Die schwarzen Federn ihrer Umhänge schimmerten im Mondlicht.
    »Offenbar wird es zum Kampf kommen«, stellte Brucie fest.
    »Kein Kampf«, widersprach Avi. »Eine Verfolgungsjagd. Kellen will mich haben, und er wird nicht aufgeben, bis er sein Ziel erreicht hat.«
    Sobald sie die Zugbrücke hinter sich hatten, fingen die Soldaten vom Weißen Turm an, über das Gras zu rennen, so dass ihre Umhänge hinter ihnen herwehten und die Federn sich bauschten. Dabei breiteten sich die Umhänge aus und verwandelten sich in lange schwarze Flügel. Die spitz

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