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Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition)

Titel: Die Geheimnisse des Brückenorakels: Himmelsauge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Fairchild
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Genick entfernt durch die Luft: Kellens Arm, der schwang wie ein Pendel. Die drei verkrüppelten Finger ähnelten den gekrümmten Klauen eines Adlers.
    Avi machte einen Satz auf die Handtasche des Mädchens zu, doch die nächste Erschütterung des Taxis sorgte dafür, dass er rücklings auf dem Boden landete. Benommen starrte er hinauf durch das offene Dach, vorbei an Kellens rudernden Armen und seinem verzerrten Gesicht. Die Lichter von London glitten vorbei wie Kometen.
    Kellen fletschte die Zähne, die sogar noch schärfer zu sein schienen als seine Fingernägel. Ein Speichelfaden tropfte aus seinem offenen Mund zu Avi hinunter.
    Avi riss die Haarsprayflasche aus der Handtasche des Mädchens, hielt sie hoch und zielte genau auf Kellens Gesicht. Als er sich mit dem anderen Arm irgendwo abstützen wollte, streifte er das nackte Bein der jungen Punkerin.
    Im nächsten Moment erwachte das Mädchen zum Leben, stieß einen Schrei aus, trat mit beiden Füßen um sich und schlug Avi die Haarsprayflasche aus der Hand.
    »Hey!«, rief er und versuchte, die Flasche wieder zu fassen zu kriegen. Aber jetzt rollte sie wild im Wagen herum.
    »Was ist hier los?«, brüllte das Mädchen Durin an. »Fahren Sie langsamer! Haben Sie eine Schraube locker oder was?«
    »Kopf runter!«, warnte Avi.
    Als das Mädchen den Jungen auf dem Boden endlich bemerkte, fing es wieder an zu schreien und um sich zu treten. Avi konnte sich gerade noch rechtzeitig in Sicherheit bringen, um einen Kieferbruch zu vermeiden.
    »Ich weiß nicht, was du da unten zu finden hoffst«, drohte sie, »aber ich gebe dir genau zwei Sekunden, von meinen Beinen zu verschwinden.«
    Im nächsten Moment sah sie Kellen und klappte ruckartig den Mund zu.
    »Was zum Teufel ist das?«
    Kellen spuckte sie beide an und kroch dann auf dem zerborstenen Dach nach vorne. Wenige Sekunden später erschien sein Gesicht kopfüber in der Windschutzscheibe. Er ballte die Faust und durchschlug das Glas. Ein Loch entstand, umgeben von einem Spinnennetz aus winzigen Rissen. Kellen schob die Finger durch das Loch und griff nach Durins Gesicht. Der Fahrer wich zurück und versuchte, ihn abzuwehren. Daraufhin packte Kellen die Ränder des Lochs und riss die Scheibe einfach weg. Die zerbrochene Windschutzscheibe segelte in die Nacht hinaus. Stück für Stück verwandelte Kellen das Taxi in einen Schrotthaufen.
    Der Wind heulte immer lauter. Und Kellen kam zurück.
    Nach einer hektischen Suche hatte Avi das Haarspray unter dem Rücksitz gefunden. Er zog die Flasche heraus und zückte sie wieder.
    Inzwischen hatte das Mädchen sich auf dem Sitz zusammengekauert, das Kinn auf die Knie gepresst, und umklammerte den Sicherheitsgurt. Sie sah jung und hilflos aus. »Hey, das ist mein Haarspray!«
    Avi wurde klar, wie absurd sein Unterfangen war. Glaubte er wirklich, ein Ungeheuer wie Kellen mit einem Spritzer Haarspray abwehren zu können?
    Ich könnte ihm genauso gut Wasser ins Gesicht schütten, dachte er.
    Wieder griff Kellen ins Innere des Taxis. Das Mädchen zuckte zusammen. Das Taxi kollidierte mit irgendetwas auf der Straße, so dass ein Reifen platzte.
    Ein Glas Wasser.
    Avi ließ die Haarsprayflasche fallen.
    »Durin«, sagte er ruhig. »Ich glaube, du könntest mal wieder die Windschutzscheibe reinigen.«
    Unter gewöhnlichen Umständen wäre Durins Gesichtsausdruck komisch gewesen. »Avi«, erwiderte er, »wir haben keine Windschutzscheibe mehr.«
    Aber Kellen hatte verstanden.
    »Wage es bloß nicht!«, schrie er. »Avi, Durin, ich warne euch!« Wieder stieß er beide Hände ins Taxi und griff nach Avis Wangen. Seine Haut war feuchtkalt und abscheulich glatt.
    »Es ist Zeit zu gehen, Avi«, raunte er.
    »Mit dir gehe ich nirgendwo hin. Durin!«
    Zu Avis Erleichterung war bei Durin endlich der Groschen gefallen. Er drückte mit dem Handballen auf den Hebel, der aus dem Armaturenbrett ragte. Vier Wasserfontänen stiegen in glitzernden Bögen aus der Motorhaube des Taxis auf. Zwei sprühten durch die fehlende Windschutzscheibe und durchnässten Durin selbst, die anderen beiden schossen hoch über das Dach und trafen Kellen genau ins Gesicht.
    Kellen ließ Avi los und hielt sich die Hände vor die Augen. Als Wasser von seinem Kinn troff, schrie er auf. Dampf waberte um seine Schultern, und Eiskristalle entstanden auf seinem Gewand.
    Seine Hände gingen in Flammen auf.
    Aber Kellen war nicht der Einzige, der schrie. Auch das Mädchen kreischte, doch ihre Stimmen wurden sofort darauf von den

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