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Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Die silberne Magierin: Band 6 (German Edition)

Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Die silberne Magierin: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Die silberne Magierin: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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traurig. »Ich lebe schon seit zehntausend Jahren auf dieser Erde, Magier. Und vielleicht zehn Mal so lange war ich in den Schattenreichen unterwegs. Wie alt ich genau bin, weiß nicht einmal ich mehr.«
    »Dann gehörst du dem Älteren Geschlecht an? … Bist ein Großer Älterer? … Ein Archon? Ein Erdenfürst bist du nicht. Vielleicht ein Erstgewesener?«
    »Nein, nichts von alledem. Ich bin ein Mensch. Etwas mehr als ein normaler Mensch und gleichzeitig viel weniger. Aber als Mensch geboren und aufgewachsen.«
    Der Motor des Vimanas surrte leiser und die Maschine senkte sich ab.
    »Wer ist dein Gebieter?«
    »Ich habe keinen Gebieter. Ich diene mir selbst.«
    »Aber wer hat dich unsterblich gemacht?«, fragte Dee. Das war alles sehr verwirrend.
    »Na ja, wahrscheinlich könnte man sagen, dass du es warst, Dr. Dee.« Marethyu lachte.
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Du wirst es verstehen. Geduld, Doktor, Geduld. Zur rechten Zeit wird sich alles aufklären.«
    »Ich habe nicht mehr viel Zeit. Dafür hat Osiris gesorgt.«
    Das Vimana senkte sich noch weiter ab.
    »Wohin fliegen wir?«, wollte Dee wissen.
    »Ich bringe dich zu jemandem, der dich schon lange kennenlernen will.«
    »Du wusstest, dass ich komme?«
    »Ich wusste immer, dass du hierherkommen würdest, Doktor. Seit dem Tag deiner Geburt habe ich dich nie aus den Augen verloren.«
    Dee war erschöpft. Eine bleierne Müdigkeit drohte ihn zu überwältigen, doch er wusste, wenn er jetzt die Augen schloss, würde er sie wahrscheinlich nie wieder öffnen. Er fand noch die Kraft, »Warum?« zu fragen.
    »Weil du eine Rolle zu spielen hattest. Im Lauf meines langen Lebens habe ich festgestellt, dass es keine Zufälle gibt. Es gibt ein Muster. Der Trick besteht darin, das Muster zu erkennen. Doch diese Fähigkeit ist ein Geschenk – vielleicht auch ein Fluch –, das wenigen gegeben ist.«
    »Und du kannst dieses Muster erkennen?«
    »Es ist mein Fluch.«
    Das Vimana landete. Der obere Teil glitt zurück und Dee zitterte vor Kälte, als ein Schwall eisiger, feuchter Luft über ihn strich. Obwohl auch sein Gehör stark nachgelassen hatte, vernahm er das Brüllen der See. Ganz in der Nähe brachen sich donnernd die Wellen. Er sah Marethyus Arme, die ihn aufheben wollten, und schob sie kraftlos beiseite.
    »Warte …«, protestierte er.
    »Wie du ganz richtig bemerkt hast: Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
    Dee legte eine Hand auf Marethyus Arm. »Ich spüre deine Aura nicht.«
    »Ich habe keine.«
    »Jeder hat eine Aura«, murmelte Dee. Er war wieder völlig verwirrt.
    »Alles Lebendige «, antwortete der Mann.
    »Du bist tot?«
    »Ich bin der Tod.«
    »Aber du hast besondere Kräfte?«
    »Ja, unendlich große.«
    »Könntest du mir meine Jugend zurückgeben?«
    Ein kurzes Schweigen entstand. Obwohl Dee kaum noch etwas sah, wusste er, dass der Mann ihn beobachtete. »Ja«, antwortete er schließlich. »Aber ich werde es nicht tun.«
    Dee verstand nicht, warum der Mann ihn rettete, nur um ihn dann doch sterben zu lassen. »Warum nicht?«
    »Nenn es Konsequenz oder meinetwegen auch Gerechtigkeit. Du bist kein netter Mensch, Dr. Dee, und du solltest für deine schrecklichen Vergehen büßen. Aber eines werde ich tun: Ich werde dir ein wenig von deiner Kraft zurückgeben und somit deine Würde.« Marethyu drückte Dee eine Hand auf den Kopf.
    Ein Kribbeln durchzuckte den Magier. Vom Bauch her stieg Wärme auf, strömte über seine Brust in die Arme. Gleichzeitig schoss sie durch seine Beine bis hinunter in die Füße. Augenblicklich fühlte er sich gestärkt.
    »Und mein Augenlicht«, flehte er. »Gib mir mein Augenlicht und mein Gehör zurück.«
    »Gierig wie immer, Doktor. Das war schon von jeher deine Schwäche …«
    »Du hast mich an diesen großartigen Ort gebracht, in die herrlichste Stadt, seit es die Erde gibt. Und ich sehe und höre nichts. Wenn du mein Leben verfolgt hast, weißt du, dass ich ständig getrieben war vom Hunger nach Wissen, von einer unstillbaren Neugier. Bitte lass mich die Stadt sehen, damit ich mich in der Zeit, die mir noch bleibt, immer daran erinnern kann.«
    Marethyu beugte sich vor, legte Daumen und Zeigefinger auf Dees Augen und drückte leicht zu. Der Schmerz dauerte nur einen Augenblick – ein heftiger Stich in den Kopf. Dann hob der Tod seine Hand und Dee öffnete die Augen. Die Schatten waren verschwunden, alles war glasklar. Er konnte wieder sehen. Er blickte zu Marethyu auf. Die untere Hälfte seines Gesichts bedeckte ein

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