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Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Die silberne Magierin: Band 6 (German Edition)

Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Die silberne Magierin: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Die silberne Magierin: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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doch Marethyu drückte sie sacht nach unten und schüttelte leicht den Kopf.
    »Der Weise wird dir nicht die Hand schütteln, Doktor.«
    Abraham trat vom Teleskop zurück. »Kommt und schaut es euch an«, forderte er sie noch einmal auf.
    Das Instrument sah aus, als sei es ganz aus cremefarbenem Kristall gefertigt. Die Oberfläche war facettiert. Schmale Silberreifen umschlossen das Rohr und als Dee in das Okular schaute, stellte er fest, dass es flüssig war und schimmerte wie Blei.
    »Marethyu hat es mir von einer seiner Reisen mitgebracht«, erklärte Abraham. Seine Stimme klang gepresst. Jedes Wort kostete ihn Mühe. »Er will mir nicht verraten, wo er es entdeckt hat, aber ich vermute eher Archon-Technologie dahinter als die der Erdenfürsten. Artefakte der Erdenfürsten sind in der Ausgestaltung ehe grobschlächtig, während das hier eine gewisse Feinheit aufweist.«
    »Ich kann nichts erkennen«, meldete sich Dee. »Muss es irgendwie eingestellt werden?«
    »Denk an eine Person«, sagte Abraham. »An jemanden, den du gut kennst. Ich würde sagen, an jemanden, der dir etwas bedeutet, aber das könnte in deinem Fall schwierig werden.«
    Dee blickte in das Fernglas.
    … Sophie und Josh an einem runden Tisch, beladen mit Obst. Isis und Osiris sitzen ihnen gegenüber.
    Er riss den Kopf zurück und schaute dann erneut durch das Okular.
    … Virginia Dare geht in einer lockeren weißen Tunika und einem Strohhut durch Straßen, auf denen es von kleinen, dunkelhäutigen Menschen nur so wimmelt. Rotäugige Anpu in schwarzer Rüstung beobachten die Szene aus dem Hintergrund.
    Dee blickte auf. »Ganz erstaunlich. Es gleicht einem Späherglas. Kann man nur Leute in diesem Schattenreich damit sehen?«
    »Wenn das Glas mit Blut und Schmerz gefüttert wird, zeigt es andere Zeiten und andere Orte«, flüsterte Abraham. »Ich füttere es nicht.«
    Dee wirbelte herum und schaute Marethyu an. »Aber du hast es getan!«
    »Gelegentlich«, gab er zu. Ein trauriger, verlorener Ausdruck huschte über sein Gesicht. »Gewisse Leute möchte ich gern im Auge behalten.«
    »So etwas hätte ich zu gerne gehabt. Mir fallen gleich tausend Dinge ein, wozu es zu gebrauchen wäre.«
    Marethyu schüttelte den Kopf. »Es hätte dich vernichtet, Doktor.«
    »Das bezweifle ich.«
    »Wenn man in das Glas schaut, blickt manchmal etwas zurück. Etwas Hungriges.«
    Dee zuckte mit den Schultern. »Ihr habt es selbst gesagt: Ich habe schon jede Menge Ungeheuer gesehen. Und viel können sie einem von der anderen Seite eines Glases aus ja nicht tun.«
    »Sie bleiben nicht immer auf der anderen Seite des Glases«, erklärte Abraham. »Manchmal kommen sie durch.« Der Weise drehte sich so, dass der Unsterbliche ihn von vorn sehen konnte. Seine linke Gesichtshälfte war von der Stirn bis zum Kinn und von der Nase bis zum Ohr eine Maske aus massivem Gold. Nur das linke Auge hatte sich noch nicht verändert, auch wenn das Weiße gelblich verfärbt und die graue Iris von Goldfäden durchzogen war. Die Zähne auf der linken Seite seines Gebisses waren oben wie unten aus massivem Gold und es sah aus, als steckte seine linke Hand in einem goldenen Handschuh.
    »Der Wandel«, flüsterte Dee.
    »Ich bin beeindruckt. Nur wenige Menschen aus deiner Zeit wissen davon.«
    »Ich bin kein gewöhnlicher Mensch.«
    »So arrogant wie eh und je, Doktor.« Abraham wandte sich wieder dem Teleskop zu und legte das rechte Auge ans Okular.
    Dee fragte sich, wen er wohl beobachtete.
    »Früher oder später verunstaltet der Wandel uns alle. Einige – wie deine Freundin Bastet – macht er zu Ungeheuern.«
    »Verläuft jeder Wandel anders?«
    »Ja, entsprechend dem Charakter. Es kann ähnliche Verläufe geben, aber keine identischen.«
    Dee humpelte zu Abraham hinüber und betrachtete eingehend seinen Arm. »Darf ich?«, fragte er.
    Der Weise nickte kaum merklich.
    Dee legte den Zeigefinger auf Abrahams Schulter und drückte. Sie war steinhart. Dann klopfte er mit dem Knöchel daran. Es gab einen dumpfen Ton.
    »Meine Aura härtet auf der Haut aus.«
    »Etwas Ähnliches habe ich in einer Höhle unter den Straßen von Paris gesehen.«
    »Mein Wandel hat Zephaniah zu der Strafe für Mars inspiriert.«
    »Und er ist nicht umkehrbar?«
    »Nein. Generationen von Älteren haben versucht, den Prozess rückgängig zu machen. Gelegentlich sind kleinste Erfolge zu verzeichnen, aber nichts von Dauer.« Abraham machte einen Schritt nach hinten und drehte sich dann langsam zu Dee um. »Was soll

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