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Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Die silberne Magierin: Band 6 (German Edition)

Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Die silberne Magierin: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Die silberne Magierin: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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SECHSUNDZWANZIG
    A ls Josh noch sehr klein war, litt er öfter unter wirren Albträumen.
    Er träumte, er stünde neben seinem schlafenden Körper und schaute auf ihn hinunter. Manchmal saß er am Fußende des Bettes und betrachtete sich, aber oft schwebte er unter der Zimmerdecke und blickte von oben auf seinen Körper herab. Obwohl er dabei nie das Gefühl gehabt hatte, in Gefahr zu sein, war er nach diesen verstörenden Träumen jedes Mal schreiend aufgewacht und es hatte immer lange gedauert, bis er wieder einschlafen konnte.
    Mit den Jahren verloren sich solche Träume. In Stresszeiten – gewöhnlich wenn Prüfungen anstanden – kamen sie zurück, doch erschrecken konnten sie ihn nach all der Zeit nicht mehr. Inzwischen wunderte er sich nur noch über die seltsamen Bilder. Gelegentlich, wenn er in diese Grauzone zwischen Wachen und Schlafen hineindriftete, bekam er wieder eine leise Ahnung von seinen alten Träumen. Dann stand er für einen kurzen Augenblick außerhalb seines schlafenden Körpers und schaute auf ihn hinunter. Als er irgendwann durchs Internet gesurft war, hatte er zufällig gelesen, dass es einen Fachausdruck dafür gab: Out-of-body-experience oder körperloser Schwebezustand.
    Er hatte das Gefühl, gerade jetzt in einem solchen Zustand zu sein.
    Es war genau wie in seinen Träumen.
    Er beobachtete sich, wie er mit seinen Eltern und seiner Schwester an einem Tisch saß. Alles war ganz normal. Vor ihm stand ein Teller mit Obst und daneben ein Glas Orangensaft. In der Mitte des Tisches standen große Schüsseln mit Salat und zwei Krüge mit Wasser – einer mit Eis für seinen Vater und Sophie und einer ohne. So tranken er und seine Mutter das Wasser lieber.
    Alles war so vertraut.
    Und dennoch war etwas verkehrt .
    Das Paar, das da am Tisch saß, sah aus wie seine Eltern, Richard und Sara Newman. Sie hatten ihre Augenfarbe, dieselbe Mimik und Fältchen um Mundwinkel und Augen. Der Mann, der aussah wie sein Vater, hatte sogar eine winzige, halbmondförmige Narbe oben auf dem kahl rasierten Schädel, einen auffallend hellen Halbkreis in der ansonsten tief gebräunten Haut.
    Aber das hier waren nicht seine Eltern.
    Die Frau, die aussah wie seine Mutter, trug Kleider und Schmuck aus dem alten Ägypten.
    Das irritierte ihn nicht weiter. Als sie vor ein paar Jahren in Ägypten waren, hatte sie während der Bootsfahrt auf dem Nil ähnliche Sachen getragen.
    Doch sowohl der Mann als auch die Frau hatten schwarz lackierte Nägel.
    Und das war jetzt wirklich merkwürdig, denn soweit er wusste, hatte sich sein Vater noch nie die Fußnägel lackiert und schwarz war jetzt nicht unbedingt eine Farbe, die seine Mutter gewählt hätte.
    Wenn diese Leute lächelten, erschienen ihre Zähne zu lang, und auch wenn er es noch nicht genau gesehen hatte und somit nicht ganz sicher sein konnte, vermutete er, dass ihre Zungen dunkellila waren anstatt rosa.
    Das hatte er sonst noch nirgendwo gesehen.
    Und wenn er sich den Tisch und das Essen so anschaute, erschien selbst das nicht ganz stimmig.
    Der Tisch war wie ein Yin-und-Yang-Symbol in Gold und Silber gestaltet. Er und Osiris saßen nebeneinander an der goldenen Hälfte, seine Schwester und Isis an der silbernen.
    Josh?
    Die Teller vor ihm waren aus Gold und beladen mit den verschiedensten Früchten in leuchtenden Farben. Bei genauerem Hinsehen waren ihm allerdings nur wenige bekannt. Und der Becher mit Saft war aus massivem Gold.
    Und seine Schwester …
    Josh blickte über den Tisch zu Sophie. Seine Schwester betrachtete einen silbernen Teller voller Kirschen und Weintrauben, die viel zu groß waren, um natürlich gewachsen zu sein. Vor ihr stand ein silberner Becher mit Wasser und das stumpfe Messer und die zweizinkige Gabel waren ebenfalls aus Silber. Als sie merkte, dass er sie beobachtete, hob sie den Kopf und er sah an ihrem Blick, dass sie genauso irritiert war wie er.
    Josh?
    Josh spürte, dass die Welt wieder in Bewegung geriet. Er träumte nicht. Sein Herz begann schmerzhaft zu hämmern und es schnürte ihm die Luft ab. Sein Unterbewusstsein wollte ihm etwas Wichtiges mitteilen. Er war sich nur noch nicht sicher, was es war.
    Josh!
    Isis’ Ton war scharf.
    Er holte tief und zittrig Luft, blickte sich um und merkte, dass alle ihn anschauten. Er wurde rot, rollte mit den Schultern und drehte den Kopf von einer Seite zur anderen. »Sorry, ich bin kurz weggedriftet. Vielleicht sogar eingenickt.« Er wandte sich an seinen Vater. »Wie hast du das einmal

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