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Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Die silberne Magierin: Band 6 (German Edition)

Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Die silberne Magierin: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Die silberne Magierin: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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biss sich auf die Lippe, als sie sah, wie die Mutter sich die Ohren zuhielt und zusammenbrach. Die Anpu-Wache hielt den Jungen mit einer Hand hoch. Kurz bevor das Tor sich hinter ihnen schloss, hörte der Junge auf, sich zu wehren, und schrie laut: »Aten!« Die Menge antwortete mit Gebrüll: »Aten!«
    »Was machen sie mit ihm?«, fragte Virginia den geheimnisvollen Mann mit den blauen Augen.
    »Wenn er Glück hat, verurteilen sie ihn zur Arbeit in den Minen oder er kommt zu einem der Sklaventrupps, die für die Älteren die Pyramiden bauen.«
    »Und wenn er kein Glück hat?« Sie hielt inne, da ihr plötzlich aufgefallen war, dass der junge Mann englisch gesprochen hatte. Sie drehte sich zu ihm um.
    »Wenn er kein Glück hat, schicken sie ihn als Sklave in eines der Schattenreiche. Das bedeutet eine lebenslängliche Freiheitsstrafe. Einige würden sie der Alternative trotzdem vorziehen.«
    »Und was ist die Alternative?«
    »An den Vulkan verfüttert zu werden.«
    »Dafür, dass man mit Obst geworfen hat?«
    »Alle Strafen sind unnötig hart. Sie dienen dazu, die Menschen unter Kontrolle zu halten. Auf diese Weise kontrollieren wenige viele. Mit Angst.«
    »Die Menschheit sollte sich erheben«, fauchte Virginia.
    »Das sollte sie.«
    »Ich nehme an, Isis und Osiris haben dich geschickt.«
    »Haben sie nicht.«
    Die Unsterbliche betrachtete den Mann eingehend. »Du kennst mich, nicht wahr?«
    Als der Mann lächelte, erschienen kleine Fältchen in seinen Augenwinkeln. »Ich kenne dich, Virginia Dare. Und wenn du über meine Schulter schaust, siehst du noch jemanden, der dich kennt.«
    Virginia blickte über seine rechte Schulter. Am Eingang zu einer Gasse lehnte an einer Mauer Dr. John Dee. Er stützte sich auf einen abgebrochenen Stock und hob mit der anderen Hand den Strohhut zum Gruß.
    »Geh zu ihm und warte dort. Ich komme bald nach.«
    Virginia wollte den Mann am Arm festhalten, doch ein Metallhaken legte sich um ihr Handgelenk. »Es wäre besser, du würdest mich nicht anfassen«, flüsterte er in eisigem Tonfall. Gelbe Flammen krochen über den Haken und die Flöte der Unsterblichen wurde so heiß, dass es fast schmerzte.
    Der Mann mit den blauen Augen nickte und ging an ihr vorbei. Er schlängelte sich durch die Menge und achtete darauf, dass er niemanden berührte.
    Virginia fiel auf, dass ihm alle unbewusst aus dem Weg gingen. Ihre Flöte hämmerte wie ein zweites Herz an ihrer Brust. Aufgewühlt wie selten überquerte sie den Platz und stellte sich in der dunklen Gasse neben den gealterten Magier. »Ich dachte, du seist tot«, begrüßte sie ihn.
    »Was für eine reizende Begrüßung. Ich war auch fast tot.«
    Sie schüttelte leicht den Kopf und betrachtete ihn von oben bis unten. »Ich hätte mir denken können, dass du nur schwer umzubringen bist.«
    »Jede Wette, dass du kein einziges Mal an mich gedacht hast«, erwiderte er mit einem müden Lächeln.
    »Vielleicht ein oder zwei Mal. Ich habe gehofft, dass dich ein schneller Tod ereilt, und gefürchtet, es könnte nicht der Fall gewesen sein.«
    »Höre ich da so etwas wie Mitgefühl aus deiner Stimme?«, neckte er sie.
    Ohne auf die Frage einzugehen, stellte sie fest: »Du siehst alt aus.«
    »Nicht so alt, wie ich war. Und es gibt mich immer noch.«
    Virginia Dare nickte. »Ich gehe mal davon aus, dass es nicht Isis und Osiris waren, die dir ein Stück deiner Jugend zurückgegeben haben.«
    »Richtig.«
    »Der Mann mit den blauen Augen?«, vermutete sie.
    Dee nickte. »Marethyu, der Mann mit der Hakenhand.«
    Bei dem Namen überlief es Virginia kalt. »Der Tod«, flüsterte sie.
    »Der mir das Leben gegeben hat.« Dee schüttelte den Kopf. »In was für einer Welt leben wir nur? Früher wusstest du wenigstens noch, wer deine Freunde sind.«
    »Du hattest nie Freunde«, erinnerte sie ihn.
    »Stimmt. Jetzt ist alles auf den Kopf gestellt.«
    Virginia wandte sich wieder der dicht gedrängten Menge zu. Der Mann mit den blauen Augen war verschwunden. Dafür entdeckte sie die Frau, die ihren Sohn verloren hatte. Ein kleines Mädchen, nicht älter als drei oder vier Jahre, klammerte sich an ihren Rock. »Wohin ist Marethyu gegangen?«, fragte sie.
    »Er besucht jemanden im Gefängnis.«
    Dare drehte sich wieder zu Dee um. »Das Gefängnis sieht nicht so aus, als gäbe es dort regelmäßige Besuchszeiten.«
    »Ich glaube nicht, dass ihn das groß stören wird.« Der Magier lachte. »Er besucht Aten.«
    »Ich habe gehört, wie die Leute seinen Namen gerufen

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