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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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derselben Stelle zu übernachten, an der das Boot der mangelnden Wassertiefe halber zurückgelassen werden mußte. Er veranschlagte die Entfernung bis zur Küste auf fünf bis sechs Meilen und jedenfalls als zu groß, um zu dem Versuche, sie während der Nacht durch den unbekannten Wald zurückzulegen, zu ermuntern.
    Die Pirogue glitt also quer durch den Wald weiter, der wieder dichter zu werden begann und auch bevölkerter erschien, denn wenn des Seemanns Augen nicht trügten, sah dieser eine Menge Affen in dem benachbarten Gezweige klettern. Dann und wann saßen wohl auch einige derselben unsern vom Canot still und gafften die Colonisten verwundert, aber ohne Zeichen des Erschreckens an, so als wenn sie, die zum ersten Male Menschen sahen, diese noch nicht fürchten gelernt hätten. So leicht es gewesen wäre, einige derselben durch Flintenschüsse zu erlegen, so widersetzte sich Cyrus Smith doch solch nutzlosem Blutvergießen, zu dem Pencroff nicht übel Luft zu haben schien. Dieses Verhalten gebot auch die einfache Klugheit, da jene kräftigen und gewandten Affen wohl recht beachtenswerthe Gegner sein konnten, die man besser nicht durch einen so unzeitgemäßen Angriff reizte.
    Zur Erklärung für Pencroff’s Absicht diene, daß Jener den Affen nur rücksichtlich seiner Eßbarkeit in’s Auge faßte, und diese pflanzenfressenden Thiere liefern in der That ein ganz ausgezeichnetes Wildpret; bei dem hinreichenden Vorrath an Lebensmitteln empfahl es sich indeß, die Munition nicht zwecklos zu vergeuden.
    Gegen vier Uhr ward die Befahrung der Mercy aus den schon erwähnten Gründen sehr schwierig. Die Uferwände stiegen mehr und mehr an, und schon zwängte sich das Bett zwischen die Ausläufer des Franklin-Berges hinein. Ihre Quellen konnten demnach nicht mehr fern sein, da sie aus allen Abhängen der Südseite des Vulkans ihre Nahrung schöpften.
    »Bevor eine Viertelstunde vergeht, sagte der Seemann, werden wir anzuhalten gezwungen sein.
    – Nun, so thun wir es eben, Pencroff, und richten uns für die Nacht ein Lager her.
    – Wie weit vom Granithause entfernt mögen wir wohl sein? fragte Harbert.
    – Etwa sieben Meilen, antwortete der Ingenieur, doch unter Einrechnung aller der Umwege, auf denen wir nach Nordwesten gelangt sind.
    – Und wollen wir jetzt noch weiter vordringen? fragte der Reporter.
    – Gewiß, so lange es zu Wasser angeht, antwortete Cyrus Smith. Morgen mit Tagesanbruch verlassen wir das Canot, und legen die Entfernung, die uns von der Küste trennt, zu Fuß, ich hoffe binnen zwei Stunden, zurück; so haben wir zur Untersuchung des Küstenstrichs ziemlich den ganzen Tag vor uns.
    – Also vorwärts!« mahnte Pencroff.
    Sehr bald streifte die Pirogue indeß den kieseligen Grund des Flüßchens, das jetzt bis auf zwanzig Fuß Breite eingeengt war. Ueber seinem Bette wölbte sich ein dichtes grünes Dach und breitete ein angenehmes Halbdunkel über jenes. Jetzt vernahm man auch deutlich das Brausen eines wenige hundert Schritte entfernten Wasserfalls, der die Wasserstraße mit einer natürlichen Schranke abschloß.
    Hinter der nächsten Flußbiegung wurde die Cascade auch zwischen den Bäumen sichtbar. Das Canot stieß auf den Grund und war sehr bald nachher an einem Baumstamme nahe dem rechten Ufer befestigt.
    Es mochte um die fünfte Stunde sein. Die letzten Sonnenstrahlen drangen durch das dichte Gezweig und trafen schräg auf den rauschenden Fall, dessen seiner Wasserstaub in allen Regenbogenfarben spielte. Ueber dieser Stelle verschwand die Mercy vollkommen unter dem Gehölz, in dem sie aus irgend einer verborgenen Quelle ihren Ursprung hatte. Die vielen Bäche, welche ihr längs ihres Verlaufes zuströmten, gestalteten sie weiter abwärts zu einem recht ansehnlichen Flusse, während sie von hier weiter stromauf selbst nur noch einen klaren, seichten Bach darstellte.
    Man lagerte sich an der wirklich reizenden Landungsstelle. Unter einer Gruppe breitkroniger Nesselbäume loderte ein Feuer auf; doch hätten Cyrus Smith und seine Freunde im Nothfalle auch in den Aesten jener Bäume für die Nacht eine Zuflucht finden können.
    Das Abendbrod wurde rasch verzehrt, da Jeder Hunger verspürte und schlafbedürftig war. Doch da sich mit dem sinkenden Tage verschiedene verdächtige Laute hören ließen, zog man es vor, ein Feuer zu unterhalten, um sich durch dessen blendende Flammen sicher zu schützen. Nab und Pencroff übernahmen abwechselnd die Wache, und sparten das Brennmaterial nicht.

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