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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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und auf diese Weise die Sonnenstrahlen bis auf den Boden dringen läßt.
     

    Erste Frühstücksstation. (S. 270.)
     
    Am Fuße der Eucalypten bedeckte ein saftiges Gras die Erde, und aus den Büschen flatterten ganze Schwärme kleiner Vögel, die in der Sonne wie fliegende Karfunkel blitzten.
    »Das sind doch Bäume! rief Nab aus; aber haben sie auch einen Nutzen?
    – Pah! erwiderte Pencroff, mit den pflanzlichen Riesen ist es ebenso, wie mit den menschlichen: sie können sich auf den Jahrmärkten sehen lassen.
    – Da möchten Sie sich wohl täuschen, Pencroff, belehrte ihn Gedeon Spilett, insofern man das Holz der Eucalypten in der Kunsttischlerei jetzt vielfach verwendet.
    – Auch gehören diese Bäume zu einer Familie, welche sehr nutzbringende Glieder zählt: z.B. der Indische Birnbaum, der Gewürznägelein-und der Granatbaum, jeder mit verwendbaren Früchten, die ›
Eugenia cauliflera
‹ aus der man einen recht angenehmen Wein erzeugt; die ›Ugni‹-Myrthe, die einen sehr beliebten Liqueur liefert; die ›Caryophyllus‹-Myrthe, aus deren Rinde man eine geschätzte Zimmetsorte gewinnt; ferner die ›
Eugenia pimenta
‹, die Mutterpflanze des Jamaica-Pimentes; die gemeine Myrthe, deren Beeren den Pfeffer ersetzen können; die ›
Eucalyptus robusta
‹, welche ein ausgezeichnetes Manna trägt; die ›
Eucalyptus Guneī
‹, aus deren Saft durch Gährung ein dem Biere sehr ähnliches Getränk bereitet wird; endlich gehören alle jene unter dem Namen ›Lebensbäume‹ bekannten Pflanzen zu dieser Familie der Myrtaceen, welche in 46 Gattungen 1300 Arten zählt!«
    Man ließ den jungen Mann gewähren, der seine botanische Vorlesung mit Feuereifer abhielt. Cyrus Smith hörte ihm lächelnd, Pencroff mit einem unübersetzbaren Gefühl von Stolz aufmerksam zu.
    »Sehr schön, Harbert, begann der Seemann, aber ich möchte darauf schwören, daß alle die Nutzpflanzen, die da erwähnt wurden, nicht solche Riesen sind, wie diese hier.
    – Das ist freilich wahr, Pencroff.
    – Also unterstützt es auch meine Behauptung, fuhr Jener fort, daß die Riesen eben zu Nichts nütze sind.
    – Fehl geschossen, Pencroff, fiel da der Ingenieur ein, gerade diese gigantischen Eucalypten über uns sind doch zu Etwas gut.
    – Und wozu denn?
    – Das Land, in dem sie wurzeln, gesünder zu machen. Ist Ihnen bekannt, wie man sie in Australien und Neu-Seeland nennt?
    – Nein, Herr Cyrus.
    – Man nennt sie dort ›Fieberbäume‹.
    – Weil sie diese Krankheit erzeugen?
    – Nein, weil sie dieselbe unterdrücken.
    – Gut, das werde ich notiren, ließ sich der Reporter vernehmen.
    – Thun Sie es, lieber Spilett, denn es scheint erwiesen, daß die Anpflanzung von Eucalypten allerlei Sumpfmiasmen zu paralysiren vermag. Diese Schutzmaßregel wurde in verschiedenen Landstrichen des mittägigen Europa und des nördlichen Afrika, wo ein sehr ungesunder Boden war, versucht, und allmälig besserten sich darauf die Sanitätsverhältnisse der Einwohner. Wechselfieber verschwanden gänzlich aus den mit Myrtaceen bestandenen Gegenden. Die Thatsache steht jetzt zweifellos fest; gewiß ein glücklicher Umstand für uns Colonisten dieser Insel.
    – O, welche Insel, welch’ gesegnetes Land! rief Pencroff. Ich sage Euch, es fehlt ihm Nichts … außer etwa …
    – Das wird sich auch noch finden, Pencroff, tröstete ihn der Ingenieur; doch jetzt wollen wir wieder aufbrechen und so weit fahren, als der Fluß noch unsere Pirogue trägt«
    Die Gesellschaft schiffte nun mindestens noch zwei Meilen weit durch eine mit Eucalypten bedeckte Gegend, in der jene Bäume alles Gehölz dieses Theiles der Insel hoch überragten. Der von ihnen eingenommene Raum erstreckte sich über Sehweite an beiden Ufern der Mercy hinaus, deren in vielen Windungen verlaufendes Bett zwischen den üppig grünen Gestaden ausgehöhlt war. Von Zeit zu Zeit erfüllten es jetzt aber hohe Wasserpflanzen oder unterbrachen scharfkantige Felsen den Wasserspiegel, welche Hindernisse die Schifffahrt nicht wenig erschwerten. Ost mußte man die Ruder einnehmen, und stieß Pencroff das Boot mit einer Stange weiter. Auch erhob sich der Boden allmälig und man fühlte, daß das Boot wegen Mangels an Wassertiefe bald zu verlassen sein werde. Schon neigte sich die Sonne dem Horizonte zu und warf die langgestreckten Schatten der Bäume auf die Erde. Da Cyrus Smith die Ueberzeugung gewann, daß er im Laufe dieses Tages die westliche Küste nicht zu erreichen im Stande sei, so beschloß er, an

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