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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Müdigkeit erschöpft am Reptil-End, einem schlangenförmig gebildeten Ausläufer der Halbinsel, an. Hier endigte der benachbarte Wald und nahm das Uferland nach Süden zu den gewöhnlichen Charakter der Küste, mit Felsen, Klippen und Sandflächen, wieder an. Es war also möglich, daß sich ein verschlagenes Schiff an dieser Küste aufhielt; die hereinbrechende Nacht zwang aber, jede Untersuchung darüber bis zum folgenden Tage zu verschieben.
    Pencroff und Harbert beeilten sich, einen zum Nachtlager geeigneten Ort ausfindig zu machen. Hier standen die letzten Bäume des Waldes des fernen Westens, und mitten unter ihnen erkannte der junge Mann einige dichte Bambusgebüsche.
    »Herrlich, rief er da aus, das ist eine kostbare Entdeckung.
    – Eine kostbare? fragte Pencroff erstaunt.
    – Ohne Zweifel, versetzte Harbert, ich will gar nicht davon sprechen, Pencroff, daß die in dünne Streifchen zerschnittene Rinde dieser Pflanzen zur Anfertigung von Korbwaaren dient, noch davon, daß dieselben erweicht und sein zertheilt den Grundstoff zum chinesischen Papier liefert; nicht, daß deren Stengel je nach ihrer Größe als Stöcke, Pfeifenrohre, Wasserleitungsrohren verwendet werden; daß die großen Bambus sehr leichtes und doch festes Baumaterial abgeben und niemals von Insecten zerstört werden. Ich hebe auch nicht besonders hervor, daß man durch Zerschneiden der Bambus unter Erhaltung der Scheidewände an ihren Knoten sehr haltbare und bequeme Gefäße gewinnt, die bei den Chinesen im täglichen Gebrauche sind – nein, das würde Dich Alles nicht befriedigen. Aber …
    – Aber? …
    – Aber, wenn es Dir noch unbekannt ist, so vernimm, daß man diese Bambus in Indien statt Spargel ist!
    – Spargelstangen von dreißig Fuß Länge? rief der Seemann. Und sie wären auch schmackhaft?
    – Sie sind ganz vortrefflich, erwiderte Harbert; nur ißt man nicht die dreißigfüßigen Stengel, sondern die jungen Triebe der Pflanze.
    – Herrlich, mein Junge, herrlich! jubelte Pencroff
    – Dazu gehört noch, daß das Mark der frischen Triebe in Essig eingemacht ein delicates Gewürz abgiebt.
    – Immer besser, Harbert.
    – Und endlich, daß diese Bambus zwischen ihren Knoten einen zuckerhaltigen Saft ausschwitzen, aus dem sich ein ausgezeichnetes Getränk herstellen läßt.
    – Ist das Alles? fragte der Seemann.
    – Das ist Alles!
    – Und rauchen läßt sich die Pflanze nicht?
    – Das leider nicht, mein armer Pencroff.«
    Harbert und Pencroff hatten nicht lange nach einem geeigneten Platze, um die Nacht zuzubringen, zu suchen. Die sehr zerklüfteten Uferfelsen, an welche das Meer bei südwestlichem Winde heftig anprallen mochte, zeigten eine Menge Höhlungen, in denen man, geschützt gegen die Unbill der Witterung, schlafen konnte. Sowie die Beiden aber in eine solche Höhle eindringen wollten, tönte ihnen ein erschreckendes Gebrüll entgegen.
    »Zurück! rief Pencroff, wir haben nur eine Schrotladung im Laufe, und gegen Bestien, welche so brüllen können, würde ein Salzkörnchen nicht viel ausrichten!«
    Mit diesen Worten hatte der Seemann Harbert am Arme gefaßt und zog ihn nach einer gedeckten Stelle, als sich ein prächtiges, großes Thier am Eingange der Höhle zeigte.
    Es war ein Jaguar von derselben Größe, wie seine Verwandten in Asien, d.h. er maß von der Spitze des Kopfes bis zum Anfange des Schwanzes gut fünf Fuß. Sein gelbliches Fell hatte mehrere Reihen schwarzer Flecken, während die Behaarung des Bauches von weißer Farbe war. Harbert erkannte in ihm leicht den wilden Rivalen des Tigers, der weit furchtbarer ist als der Cuguar, der Verwandte des gewöhnlichen Wolfes.
    Fest um sich blickend kam der Jaguar mit gesträubtem Haar und feurigen Augen hervor, so, als ob er dem Menschen nicht zum ersten Male entgegen träte.
    Eben kam der Reporter zwischen den mächtigen Felsstücken zum Vorschein, und Harbert, welcher glaubte, daß Jener den Jaguar noch nicht wahrgenommen habe, wollte ihm schon entgegen eilen; Gedeon Spilett winkte ihm jedoch mit der Hand und ging vorsichtig weiter voran. Er stand nicht vor dem ersten Tiger, und erst als er nur noch zehn Schritte von dem Thiere entfernt war, blieb er stehen und legte den Carabiner an, ohne daß ihm eine Muskel gezuckt hätte.
    Der Jaguar kauerte sich zusammen, um sich auf den Jäger zu stürzen; aber in dem Moment, als er springen wollte, traf ihn eine wohlgezielte Kugel zwischen den Augen, die ihn todt niederstreckte.
    Harbert und Pencroff eilten auf den

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