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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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vor Augen trat und über den sie jetzt einen flüchtigen Ueberblick gewannen.
    »Ein Schiff, das hier an’s Land zu gehen versuchte, äußerte sich Pencroff, wäre unbedingt verloren. Hier strecken sich Sandbänke weit hinaus, und dort erheben sich gefährliche Risse. Das ist ein schlechtes Wasser!
    – Von einem solchen Schiffe müßte aber doch Etwas übrig geblieben sein, bemerkte der Reporter.
    – An den Klippen könnten sich wohl Holztheile desselben finden, sagte der Seemann, auf dem Sande voraussichtlich Nichts.
    – Und warum das?
    – Weil diese Sandbänke – im Allgemeinen fast gefährlichere Feinde, als Felsen – Alles verschlingen, was darauf geräth, so daß oft schon wenige Tage genügen, um ein Schiff von mehreren hundert Tonnen vollkommen zu versenken.
    – Demnach wäre es also, fragte der Ingenieur, gar nicht zu verwundern, wenn man von einem auf diese Sandbänke verschlagenen Schiffe jetzt keine Spur mehr fände?
    – Nein, Herr Cyrus, mit der Zeit oder in Folge eines Sturmes kann das sehr leicht der Fall sein. Immerhin müßte es sonderbar zugehen, wenn nicht Trümmer der Maste oder einzelne Raaen an’s Ufer, außerhalb des Bereiches der Wellen, geworfen worden wären.
    – So suchen wir also weiter«, erklärte Cyrus.
    Um ein Uhr Nachmittags erreichten die Wanderer den Grund der Washington-Bai und hatten damit zwanzig Meilen zurückgelegt.
    Man machte Halt, um zu frühstücken.
    Von hier aus begann ein sehr unregelmäßiger, wunderbar zerklüfteter Küstenstrich, den eine lange Linie von Klippen auszeichnete, die das Meer, sobald dessen jetzt niedriges Wasser stieg, wohl bedecken mußte. Auch jetzt sah man die langen Wellen sich an jenen Felsen brechen, um die sie einen weißen Schaumkranz bildeten. Bis zu dem Krallen-Cap hin war der eigentliche Strand zwischen jenen Klippen und dem landeinwärts sich erhebenden Walde nur sehr schmal.
    Der Weg wurde nun beschwerlicher, da ihn kleinere und größere Steine zahlreich bedeckten. Schon erhoben sich auch die Anfänge des Granitwalles mehr und mehr, so daß von den Bäumen dahinter nur die grünen, jetzt von keinem Lufthauch bewegten Gipfel sichtbar blieben.
    Nach halbstündiger Rast setzten die Colonisten ihre Wanderung fort, und ihren Blicken entging auch nicht die kleinste Stelle auf dem Sande oder an den Klippen. Gesunden wurde auf dem Wege nichts, was ihnen hätte als Fingerzeig dienen können, wenn sie auch dann und wann eine eigenthümliche Felsbildung täuschte. Jedenfalls überzeugten sie sich aber, daß dieses Gestade überreich an eßbaren Muscheln war, von denen jedoch nur dann ein Vortheil zu erwarten stand, wenn einerseits eine Verbindung zwischen den beiden Ufern der Mercy hergestellt, andererseits ihr Besitz an Transportmitteln vervollkommnet war.
    An diesem Ufer zeigte sich also Nichts rücksichtlich des angenommenen Schiffbruches, und davon hätte ihnen doch jeder umfänglichere Rest, z.B. der Schiffsrumpf, in die Augen fallen oder sich ein Ueberbleibsel desselben am Strande finden müssen, so gut, wie man die beschriebene Kiste mindestens zwanzig Meilen von hier angetroffen hatte.
    Gegen drei Uhr erreichten Cyrus Smith und seine Begleiter einen schmalen, gut geschützten Nothhafen, in welchen jedoch kein Wasserarm mündete. Von der offenen See her war er wegen des engen Zugangs, den die Klippen zwischen sich frei ließen, schwerlich erkennbar.
    Im Hintergrunde dieser kleinen Bucht hatte irgend eine heftige Erschütterung die Felsenwand gebrochen, und dort gelangte man über einen sanften Abhang nach dem oberen Plateau, das gegen zehn Meilen vom Krallen-Cap und in gerader Linie etwa vier Meilen vom Plateau der Freien Umschau entfernt sein mochte.
    Gedeon Spilett schlug seinen Begleitern vor, an dieser Stelle auszuruhen. Diese gingen gern darauf ein, denn der lange Weg hatte Jeden hungrig gemacht, und obwohl es noch keine Zeit zum Mittagsmahle war, so schlug es doch Niemand ab, sich durch ein saftiges Stück Wild neu zu kräftigen. Durch dieses Zwischenmahl konnte man dann bis zum Abendbrod im Granithause warten.
    Bald nachher verzehrten die Colonisten, am Fuße einer Gruppe herrlicher Strandkiefern gelagert, die Vorräthe, welche Nab seinem Reisesacke noch entnahm.
    Der Platz lag fünfzig bis sechzig Fuß über dem Niveau des Meeres. Die Aussicht war sehr frei und reichte über die äußersten Felsen des Caps bis zur Unions-Bai hinaus. Doch konnte man weder das Eiland, noch das Plateau der Freien Umschau sehen, da die Erhebung

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