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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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kam ihnen auch der Himmel zu Hilfe.
    Nach dem warmen Sommertage liebten es die Ansiedler nach vollendeter Arbeit, wenn der Abend herabsank und vom Meere ein erquickender Wind hereinwehte, sich am Rande des Plateaus zur Freien Umschau unter eine von Schlinggewächsen überzogene Veranda zu setzen, welche Nab eigenhändig erbaut hatte.
    Dort plauderten sie, belehrten Einer den Andern, entwarfen neue Pläne für die Zukunft, und dort erfreute der etwas derbe Humor des Seemannes unausgesetzt die ganze kleine Gesellschaft, deren schöne Harmonie noch durch keinen Mißton gestört worden war.
    Man sprach da wohl auch von der Heimat, dem theuern, großen Amerika. Wie stand es jetzt mit dem Secessionskriege? Unmöglich hatte er sich weiter verlängern können! Richmond mußte in die Hände des Generals Grant gefallen sein und die Einnahme der Hauptstadt der Conföderirten diesem verderblichen Kampfe ein Ende gemacht haben. Gewiß hatte die gute Sache des Nordens jetzt längst gesiegt. O, wie ersehnt wäre den Ansiedlern der Insel Lincoln jetzt ein Zeitungsblatt gekommen! Seit elf Monaten waren sie von jeder Verbindung mit der menschlichen Gesellschaft abgeschnitten, und binnen Kurzem kehrte jener 24. März, d.h. der Tag wieder, an dem sie der Ballon vor einem Jahre an diese unbekannte Insel geworfen hatte. Damals waren sie nur Schiffbrüchige, die noch nicht wußten, ob es ihnen gelingen werde, der Natur ihr elendes Leben abzutrotzen! Und jetzt dagegen fühlten sie sich, Dank dem reichen Wissen ihrer Führer und ihrer eigenen Einsicht, als wirkliche Ansiedler, versehen mit Waffen, Instrumenten, Werkzeugen, als Leute, die sich die Thiere, Pflanzen und Mineralien der Insel, d.h. alle drei Reiche der Natur dienstbar gemacht hatten!
    Ja, sie plauderten oft hiervon und überdachten neue Pläne für die kommende Zeit!
    Cyrus Smith, der sich meist schweigend verhielt, hörte seinen Freunden häufiger nur zu, als daß er selbst sprach. Manchmal lächelte er über eine Reflexion Harbert’s oder über einen schnurrigen Einfall Pencroff’s, doch fortwährend sann er über die unerklärlichen Ereignisse, die sich hier vollzogen, über das Räthsel nach, dessen Lösung ihm noch immer nicht gelingen wollte.
     

    Pencroff in tausend Aengsten. (S. 338.)
Fußnoten
    1 1 Acker = 0,4046 Hektar.
Neuntes Capitel.
Schlechtes Wetter. – Der hydraulische Aufzug. – Fabrikation von Fensterglas und Trinkgeschirr. – Der Brodbaum. – Häufige Besuche des Viehhofes. – Wachsthum der Heerde. – Eine Frage des Reporters. – Genaue Coordinaten der Insel Lincoln. – Ein Vorschlag Pencroff’s.
    In der ersten Woche des März änderte sich das Wetter. Schon mit Anfang des Monats trat starker Regen ein und dabei dauerte die Hitze noch unvermindert fort. Man fühlte es, daß die Atmosphäre mit Elektricität geschwängert und eine mehr oder weniger lange Periode stürmischen Wetters ernstlich zu befürchten war.
    In der That grollte am 2. der Donner mit furchtbarer Gewalt. Der Wind blies aus Osten, und der Hagel schlug wie Kartätschenkugeln direct gegen die Façade des Granithauses. Die Thüre und Fensterläden mußten hermetisch verschlossen werden, sonst wäre eine Ueberschwemmung der Zimmer im Innern nicht ausgeblieben.
    Als er diese Hagelkörner fallen sah, deren einige die Größe von Taubeneiern erreichten, ängstigte Pencroff nur der eine Gedanke, daß sein Kornfeld in größter Gefahr schwebe.
    Er eilte sofort nach dem Felde, auf dem die Aehren schon ihre kleinen grünen Köpfe erhoben Mittels eines großen Stückes Zeug gelang es ihm, seine Ernte zu schützen. Wurde er auch dafür halb gesteinigt, so murrte er doch deshalb nicht.
    Dieses schlechte Wetter hielt acht Tage lang an, während dessen der Donner in den Tiefen des Himmels fast niemals zu rollen aufhörte. In der Zeit zwischen zwei Gewittern hörte man ihn noch außerhalb der Grenzen des Horizontes, um bald wieder mit erneuter Heftigkeit loszubrechen. Der Himmel erschien fortwährend von Blitzen gestreift, die mehrmals auch Bäume der Insel trafen, unter anderen eine enorme Fichte, welche nahe dem See an der Grenze des Waldes stand.
    Wiederholt schlug das elektrische Fluidum auch auf das Ufer nieder und schmolz den Sand glasartig zusammen. Bei dem Auffinden dieser Fulguriten (d.s. sogenannte Blitzröhren) kam der Ingenieur zu dem Glauben, daß es thunlich sein werde, die Fenster des Granithauses mit dichten und haltbaren Scheiben zu versehen, welche Wind, Regen und Hagel abzuhalten

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