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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Versprechen, welches zu erfüllen dieser noch nicht Zeit gefunden hatte.
    »Sie sprachen einmal von einem Apparate, Herr Cyrus, der uns die vielen Stufen nach dem Granithause herauf ersparen sollte. Werden sie denselben noch in Stand setzen?
    – Sie meinen damit eine Art Aufzug, antwortete Cyrus Smith.
    – Meinetwegen heiße er ein Aufzug, wie Sie wollen, entgegnete der Seemann. Der Name thut mir nichts zur Sache, wenn er uns nur gestattet, ohne Anstrengung bis zu unserer Wohnung herauf zu gelangen.
    – Das wird sehr leicht sein, Pencroff, aber ist es auch nützlich?
    – Gewiß, Herr Cyrus, nachdem wir das Nothwendige erlangt haben, so dürfen wir wohl auch an die Bequemlichkeit denken. Für die Personen mag das ein Luxus sein, wenn sie wollen, aber für Lasten scheint es ganz unentbehrlich. Es ist nicht gar zu angenehm, mit einer schweren Ladung eine lange Strickleiter hinauf zu klettern.
    – Nun gut, Pencroff, wir werden versuchen, Sie zufrieden zu stellen, erwiderte Cyrus Smith.
    – Sie haben aber keine Maschine dazu.
    – Wir machen eine.
    – Eine Dampfmaschine?
    – Nein, eine Wasserkraftmaschine.«
    In der That war ja, um einen solchen Apparat zu bewegen, eine Naturkraft zur Disposition, die der Ingenieur ohne große Schwierigkeit verwenden konnte.
    Dazu bedurfte es nur einer Vermehrung der kleinen Seewasserableitung, welche das Innere des Granithauses versorgte. Die zwischen Steinen und Pflanzen ausgesparte Oeffnung am oberen Theile des Abflusses wurde demgemäß erweitert, wodurch ein kräftiger Wasserfall entstand, dessen Ueberschuß in den im Innern befindlichen Brunnenschacht abfloß. Unterhalb dieses Falles brachte der Ingenieur ein Schaufelrad mit einer Welle an der Außenwand in Verbindung, um welches ein starkes Tau mit einem Packkörbe am Ende lief. So konnte man sich, da mittels eines langen Strickes, der bis zum Erdboden reichte, diese Welle in oder außer Gang zu setzen war, in dem Korbe bis zur Thür des Granithauses emporheben lassen.
    Am 17. März fungirte der Aufzug zum ersten Male zu allgemeiner Zufriedenheit. Von jetzt ab wurden alle Lasten, Holz, Kohlen, Lebensmittel, die Colonisten selbst, durch diese so einfache Vorrichtung, welche die primitive Strickleiter ersetzte, aufgewunden. Top erschien über diese Verbesserung besonders erfreut, denn ihm ging natürlich Jup’s Gewandtheit im Erklettern der Stufen ab, und nicht selten war er auf dem Rücken Nab’s oder gar auf dem des Orang-Utangs emporgelangt.
    Um diese Zeit versuchte Cyrus Smith auch Glas zu erzeugen und mußte deshalb der alte Töpferofen dem neuen Zwecke angepaßt werden. Das bot zwar unerwartete Schwierigkeiten, doch gelang es nach wiederholten mißglückten Versuchen, eine Glashütte herzustellen, welche Gedeon Spilett und Harbert, die natürlichen Gehilfen des Ingenieurs, mehrere Tage gar nicht verließen.
    Die Substanzen, aus denen das Glas zusammengesetzt ist, bestehen aus Sand, Kreide und Soda (kohlensaures oder schwefelsaures Natron). Das Ufer lieferte den Sand, Seepflanzen die Soda, Feuersteine die Schwefelsäure und der Boden die zum Heizen des Ofens nöthige Steinkohle. Die Bedingungen zum Beginn der Operation waren also erfüllt.
    Dasjenige Werkzeug, deren Herstellung die meiste Schwierigkeit bot, war das Glasblaserohr, eine fünf bis sechs Fuß lange eiserne Röhre, mit deren einem Ende man die geschmolzene Masse schöpft. Pencroff gelang es indessen durch Zusammenrollen eines langen dünnen Eisenbleches nach Art eines Flintenlaufes ein solches Blaserohr herzustellen, das dann auch sofort in Gebrauch genommen wurde.
    Am 28. März heizte man den Ofen tüchtig an. 100 Theile Sand, 35 Theile Kreide, 40 Theile schwefelsaures Natron und 2 bis 3 Theile Kohlenpulver wurden in Schmelztiegeln aus feuerfester Erde gemischt. Als die Masse durch die bedeutende Hitze in geschmolzenen oder vielmehr teigartigen Zustand übergegangen war, »schöpfte« Cyrus Smith mit dem Rohre eine gewisse Menge dieses Teiges heraus; er drehte und wendete dieselbe auf einer vorher zurecht gemachten Metallplatte so lange, bis sie eine zum Aufblasen geeignete Form annahm; dann reichte er das Rohr Harbert und sagte ihm, er solle von dem anderen Ende aus hineinblasen.
    »So, als ob man Seifenblasen machen wollte? fragte der junge Mann.
    – Genau so«, antwortete der Ingenieur.
    Harbert blähte die Wangen auf und blies so kräftig in das Rohr, welches er fortwährend drehte, daß sein Athem die Glasmasse aufweitete.
    Zu der ersten Menge wurden

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