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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Besuche des Rothen Flusses vernommen zu haben.
    »Das sind sogenannte Feuerfüchse! sagte er.
    – Vorwärts also!« drängte der Seemann.
    Alle bewaffneten sich mit Aexten, Carabinern und Revolvern, eilten in den Packkorb des Aufzuges und betraten den Strand.
    Diese Feuerfüchse sind sehr gefährliche Thiere, wenn sie in großer Anzahl beisammen und von Hunger gequält sind. Nichtsdestoweniger bedachten sich die Ansiedler keinen Augenblick, sich mitten unter die Bande zu stürzen, und die ersten Revolverschüsse, welche mit Blitzesschnelle durch das Dunkel leuchteten, vertrieben die Angreifer der vordersten Reihen.
    Worauf es vor Allem ankam, das war, die Räuber zu hindern, das Plateau der Freien Umschau zu ersteigen, denn die Pflanzungen und der Hühnerhof wären ihnen gewiß recht angenehm gewesen, und ohne sehr beträchtlichen, vielleicht gar nicht wieder zu ersetzenden Schaden dürfte das wohl nicht abgegangen sein.
    Da das Plateau aber nur längs des linken Mercy-Ufers zu erklimmen war, genügte es, den Füchsen an dem schmalen Uferlande, zwischen dem Flusse und der Granitmauer eine unübersteigliche Barrière entgegen zu stellen.
    Das begriffen wohl auch Alle, und auf Befehl Cyrus Smith’s begaben sie sich nach der bezeichneten Stelle, während die Feuerfüchse im Dunkeln hin und her liefen.
    Cyrus Smith, Gedeon Spilett, Harbert, Pencroff und Nab stellten sich so, daß sie eine festgeschlossene Vertheidigungsmauer bildeten. Top lief mit geöffnetem Rachen den Colonisten voran, und unmittelbar nach ihm folgte Jup, der einen tüchtigen Knüttel wie eine Keule über dem Kopfe schwang.
    Die Nacht war ungemein dunkel. Nur bei dem Scheine des Gewehrfeuers vermochte man die Angreifer zu unterscheiden, die wohl an hundert zählten und deren Augen wie Feuerfunken schimmerten.
    »Sie dürfen nicht hindurch! rief Pencroff.
    – Sie werden auch nicht hindurch kommen!« antwortete der Ingenieur entschlossen.
    Wenn die Thiere aber nicht hindurch kamen, so lag es nicht daran, daß sie es nicht versucht hätten. Die Hinteren drängten die Vorderen, und es entstand ein hitziges Gefecht, das mit Revolverschüssen und Axtschlägen ausgekämpft wurde. Viele Cadaver der Füchse mußten schon auf dem Erdboden liegen, doch die Bande schien sich nicht zu vermindern, ja man hätte glauben mögen, daß sie sich immer über das Brückchen her ergänzte.
    Bald befanden sich die Colonisten so zu sagen im Handgemenge, das natürlich ohne einige, zum Glück leichte Verwundungen nicht abgehen konnte. Harbert machte einmal durch seinen Revolver Nab frei, auf dessen Rücken ein Feuerfuchs wie eine Tigerkatze gesprungen war. Top kämpfte mit einer wahren Wuth, sprang den Füchsen an die Gurgel und würgte sie ab. Jup schlug mit seinem Stocke ganz unbarmherzig zu, und vergebens suchte man ihn zurückzuhalten. Jedenfalls gestattete ihm seine ausgezeichnete Sehkraft, auch diese Dunkelheit zu durchdringen, denn immer war er da, wo der Kampf am heftigsten wüthete, und stieß dann und wann einen kurzen, scharfen Schrei, bei ihm das Zeichen der größten Freude, aus. Einmal wagte er sich sogar so weit vor, daß man ihn bei dem Aufleuchten eines Revolverschusses von fünf bis sechs großen Feuerfüchsen umringt sah, denen er mit wunderbarer Kaltblütigkeit Stand hielt.
    Endlich neigte sich die siegreiche Entscheidung auf Seite der Colonisten, doch erst nachdem sie zwei lange Stunden heldenhaft widerstanden hatten. Der erste Schimmer des jungen Tages veranlaßte die Angreifer zum Rückzuge, den sie nach Norden zu über die Brücke antraten, welche Nab sogleich hinter ihnen aufzog.
    Als es heller geworden und das Schlachtfeld zu übersehen war, zählten die Colonisten wohl an fünfzig Leichen auf dem Strande.
    »Und Jup, rief Pencroff, wo ist denn Jup?«
    Jup war verschwunden. Sein Freund Nab rief nach ihm; zum ersten Male antwortete Jup nicht auf den Zuruf seines Freundes.
    Jedermann beeilte sich Jup zu suchen und zitterte bei dem Gedanken, ihn unter den Todten zu finden. Man säuberte den Platz von den Cadavern, deren Blut den Schnee färbte, und wirklich wurde Jup unter einem ganzen Haufen von Feuerfüchsen gefunden, deren eingeschlagene Schädel den Beweis lieferten, daß sie der schreckliche Knüttel des unerschrockenen Thieres getroffen hatte. Der arme Jup hielt noch immer den Rest seiner zerbrochenen Waffe in der Hand; gewiß war er erst nach diesem Unfalle von der Uebermacht überwältigt worden, und tiefe Wunden klafften an seiner

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