Die geheimnißvolle Insel
Anblick gar nicht so sehr erstaunt und führte mehrere Beispiele von Affen an, die sich den Gebrauch des Tabaks angewöhnt hatten.
Von diesem Tage ab hatte Meister Jup aber seine Pfeife, die Ex-Pfeife des Seemannes, welche in seiner Kammer neben einigen Tabaksvorräthen hing, für sich; er stopfte sie selbst, setzte sie mit einer glühenden Kohle in Brand und schien der Glücklichste aller Vierhänder zu sein. Man begreift, daß diese Uebereinstimmung des Geschmackes die engen Freundschaftsbande zwischen Jup und Pencroff, welche den wackeren Affen und den ehrlichen Seemann schon lange verknüpften, nur noch befestigen mußte.
»Vielleicht ist es gar ein Mensch, sagte Pencroff einmal zu Nab. Würde es Dich sehr wundern, wenn er uns eines schönen Tages einmal anspräche?
– Meiner Treu, nein, erwiderte Nab. Was mich wundert, ist vielmehr, daß er nicht spricht, denn ihm fehlt ja gar nichts anderes als das Wort.
Es sollte mich kostbar amüsiren, fuhr der Seemann fort, wenn er etwa plötzlich zu mir sagte: ›Wollen wir nicht einmal die Pfeifen tauschen, Pencroff?‹
– Ja, meinte Nab, es ist ein Unglück, daß er stumm geboren ist!«
Mit dem September neigte sich der Winter zu Ende, und die Arbeiten begannen mit gewohntem Eifer.
Der Bau des Schiffes schritt jetzt rüstig vorwärts. Schon war es vollständig umplankt und man baute es nun im Innern aus, wobei es auch seine eigentlichen durch Wasserdampf genau nach dem Modell gebogenen Rippen erhielt.
Da es an Holz nicht fehlte, so schlug Pencroff dem Ingenieur vor, den Rumpf durch eine zweite Innenwand, einen sogenannten Weger, noch mehr zu sichern, und so die Haltbarkeit des ganzen Baues wesentlich zu erhöhen.
Da auch Cyrus Smith nicht wußte, was die Zukunft bringen könnte, billigte er die Idee des Seemannes, der sein Schiff so seefest als möglich herstellen wollte.
Die Auswegerung und das Verdeck wurde am 15. September beendigt. Zum Kalfatern der Fugen benutzte man eine Art aus trockenem Seetang gewonnenen Werges, das mit Fäustelschlägen in die Zwischenräume der Planken, der Innenwände und des Verdecks eingetrieben wurde; dann bestrich man diese Fugen noch mit siedendem Pech, das die Kiefern des Waldes in Ueberfülle lieferten.
Die Ausrüstung des Fahrzeuges war so einfach als möglich. Zuerst wurde es mit schweren Granitblöcken belastet, die man mittels Kalk vermauerte und von denen etwa 1200 Pfund Verwendung fanden. Ueber diesen Ballast brachte man einen Fußboden an, und darüber wurde der Raum in zwei Cajüten getheilt, an deren Langseiten sich Bänke hinzogen, die gleichzeitig als Behälter dienten. Der Fuß des Mastes stützte die Scheidewand der beiden Abtheilungen, in welche man durch zwei mit Deckeln zu verschließende Luken hinabgelangte.
Pencroff gelang es sehr leicht, einen zum Maste geeigneten Baum zu finden. Er wählte eine junge gerade Fichte, die er nur am unteren Theile passend zu bearbeiten und oben entsprechend zu stutzen brauchte. Alle Eisentheile des Mastes, Steuers und Rumpfes wurden zwar etwas schwerfällig, aber haltbar, in der Schmiede der Kamine hergestellt.
Nach glücklichem Stapellauf. (S. 386.)
Raaen, Bugspriet, Spieren u.s.w., Alles wurde in der ersten Octoberwoche vollendet, und man beschloß, das Schiff sofort durch eine Fahrt längs der Ufer der Insel zu erproben, um zu sehen, wie es sich auf dem Meere halte und wie weit man sich ihm anvertrauen dürfe.
Natürlich wurden auch jetzt die nöthigen Arbeiten nicht vernachlässigt. Die Hürde versorgte man mit Futtervorräthen und ergänzte alles Nothwendige, denn die Schaf-und Ziegenheerde hatte sich um fast hundert Junge vermehrt, welche zu ernähren und unterzubringen waren. Ebenso besuchten die Colonisten auch die Austernbank, das Kaninchengehege, die Steinkohlen-und Eisensteingruben, und verlängerten ihre Jagdzüge gelegentlich in noch unerforschte Theile des fernen Westens, die einen sehr reichen Wildstand zeigten.
Daneben entdeckte man noch weitere einheimische Pflanzen, die, wenn sie auch keinen so hohen Gebrauchswerth hatten, doch die Pflanzenvorräthe des Granithauses vermehrten. Es waren das mehrere Ficus-Arten, die einen ähnlich den am Cap vorkommenden, mit fleischigen, eßbaren Blättern, die andern mit Körnern, welche eine Art Mehl enthielten.
Am 10. October wurde das Schiff vom Stapel gelassen. Pencroff war entzückt und strahlte vor Freude, da Alles bestens von Statten ging. Man hatte das vollständig ausgerüstete Fahrzeug auf Rollen
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