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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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gegenüber deren Ueberwindung sie doch ohnmächtig blieben.
    Es bedrängte ihn ein Gefühl, als seien er und seine Genossen jetzt in eine Unglücksperiode eingetreten. Seit ihrer Flucht aus Richmond vor dreiundeinhalb Jahren kann man sagen, daß ihnen Alles nach Wunsch ging. Mineralien, Pflanzen und Thiere hatte ihnen die Insel im Ueberfluß dargeboten, und wenn die Natur sie gleichsam überschüttete, so hatten ihre Kenntnisse daraus auch Vortheil zu ziehen gewußt. Das materielle Wohlsein der Colonie war so zu sagen vollkommen. Dazu kam ihnen bei gewissen Fällen noch ein unerklärliches Etwas zu Hilfe. Doch Alles das konnte nur eine Zeit lang währen.
     

    »Ich bin aber noch sehr schwach …« (S. 574.)
     
    Kurz, Cyrus Smith glaubte wahrzunehmen, daß das Glück ihnen jetzt den Rücken wendete.
    So war das Piratenschiff im Gewässer der Insel erschienen, und wenn es auch, so zu sagen, durch ein Wunder zerstört wurde, so entwischten dabei doch sechs Sträflinge dem Untergange, entkamen auf die Insel, und die fünf von diesen noch jetzt Lebenden erschienen fast unergreifbar. Ayrton war ohne Zweifel von den mit Feuerwaffen ausgerüsteten Schurken ermordet worden, und dazu wurde Harbert durch ihre erste Kugel fast tödtlich getroffen Ertheilte ihnen das Mißgeschick jetzt seine ersten Schläge? Das ging Cyrus Smith im Kopfe herum, das wiederholte er dem Reporter, und es schien ihnen, als ob jene so eigenartige, aber mächtige Intervention, die ihnen bisher dienstbar gewesen, jetzt wirklich ausbleiben sollte. Hatte jenes geheimnißvolle Wesen, dessen Existenz sie, sei es was es wolle, doch nicht leugnen konnten, die Insel verlassen oder seinerseits den Untergang gefunden?
    Auf solche Fragen mangelte die Antwort. Doch glaube man ja nicht, daß Cyrus Smith und sein Freund, wenn sie sich auch auf obige Weise aussprachen, die Leute gewesen wären, deshalb zu verzweifeln! Im Gegentheil. Sie sahen den thatsächlichen Verhältnissen in’s Gesicht, erwogen die Chancen, bereiteten sich auf jeden Zufall vor, und wenn weiteres Ungemach sie treffen sollte, so sollte es in ihnen auch Männer finden, die bereit waren, es zu bekämpfen.
Neuntes Capitel.
Ohne Nachrichten von Nab. – Ein Vorschlag Pencroff’s und des Reporters, der keine Annahme findet. – Einige Ausgänge Gedeon Spilett’s. – Ein Fetzen Stoff. – Ein Bote. – Eiliger Aufbruch. – Ankunft auf dem Plateau der Freien Umschau.
    Die Besserung des jungen Kranken machte regelmäßige Fortschritte. Nun blieb nur zu wünschen übrig, daß man ihn bald nach dem Granithause transportiren könne. Trotz der bequemen und reichlichen Ausstattung des Häuschens in der Hürde ging ihr doch so mancher Vorzug der gesunden Granitwohnung ab. Uebrigens bot es auch nicht gleiche Sicherheit, und trotz aller Wachsamkeit waren deren Insassen doch immer von einer heimtückischen Kugel der Sträflinge bedroht. Da unten dagegen in der sturmfreien, undurchdringlichen Felsmasse hatten sie nichts zu fürchten, und mußte jeder Versuch, ihnen zu schaden, von vornherein scheitern. Mit Ungeduld erwarteten sie also den Zeitpunkt, an dem Harbert ohne Gefahr für seine Wunde transportirbar würde, und sie waren entschlossen, diese Ueberführung durchzusetzen, obwohl der Weg durch den Jacamarwald erhebliche Schwierigkeiten bot.
    Der Mangel an Nachrichten von Nab beunruhigte doch seiner Person wegen nicht. Der muthige Neger würde sich in seiner Granitverschanzung schon nicht überrumpeln lassen. Top hatte man nicht wieder nach ihm gesendet, da man das treue Thier keiner Kugel aussetzen und sich nicht seiner so nützlichen Hilfe berauben wollte.
    Man wartete also, aber es drängte die Colonisten doch, nach dem Granithause zurückzukehren. Den Ingenieur wurmte es, seine Kräfte getheilt zu sehen und den Sträflingen dadurch leichteres Spiel zu bereiten. Seit Ayrton’s Verschwinden standen sie nur Vier jenen Fünfen gegenüber, denn Harbert war für jetzt nicht zu zählen, und gerade er sorgte sich nicht wenig darum, weil er sich für die Quelle so verschiedener Verlegenheiten ansah.
    Am 29. November gegen Abend gelangte die Frage, wie unter den gegebenen Umständen vorzugehen sei, zwischen Cyrus Smith, dem Reporter und Pencroff in einem Augenblicke zur Verhandlung, als Harbert vor Erschöpfung schlief und nichts davon hören konnte.
    »Meine Freunde, begann der Reporter, nachdem man von Nab und der Unmöglichkeit, mit ihm in Verbindung zu treten, gesprochen, ich glaube, wie Ihr, daß unser

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