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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Verweilens zu sein! So beherrschte seinen Geist fast nur noch der eine Gedanke, die Hürde bald und unter jeder Bedingung zu verlassen. Er glaubte den Transport nach dem Granithause aushalten zu können. Er versicherte, die Kräfte würden ihm in seinem Zimmer mit der Strandluft und der Aussicht auf das Meer schneller wiederkehren.
    Wiederholt drängte er Gedeon Spilett, der aber wegen der nicht grundlosen Befürchtung, Harberts kaum vernarbte Wunden möchten unterwegs wieder aufbrechen, keine Anstalten zum Aufbruche traf.
    Inzwischen ereignete sich jedoch ein Vorfall, der Cyrus Smith und seine beiden Freunde bestimmte, den Wünschen des jungen Mannes nachzugeben, aber Gott weiß es allein, welche Schmerzen und Gewissensbisse dieser Beschluß ihnen bereitete.
    Man zählte den 29. November. Es war um sieben Uhr Morgens. Die drei Colonisten plauderten eben in Harberts Krankenzimmer, als sie Top laut anschlagen hörten.
    Cyrus Smith, Pencroff und Gedeon Spilett ergriffen ihre Gewehre und machten sich schon beim Verlassen des Hauses schußfertig.
    Top war nach der Palissade gelaufen, sprang daran empor und bellte, ohne gerade wüthend zu erscheinen.
    »Es kommt Jemand.
    – Ein Feind ist das nicht.
    – Vielleicht Nab?
    – Oder gar Ayrton?«
    Kaum entflohen diese kurzen Sätze den Lippen der drei Colonisten, als ein Körper sich über den Zaun schwang und in der Hürde niederfiel.
    Es war Jup, Meister Jup in eigener Person, dem Top einen wahrhaft freundschaftlichen Empfang widmete.
    »Jup! rief Pencroff erstaunt.
    – Den hat uns Nab gesendet, erklärte der Reporter.
    – Nun, antwortete der Ingenieur, so wird er ein Billet an uns mithaben.«
    Pencroff eilte zu dem Affen. Offenbar konnte Nab zu einer wichtigen Mittheilung an seinen Herrn keinen geschickteren und schnelleren Boten wählen, als Jup, der dort noch hindurch kam, wo es weder den Colonisten, noch selbst Top gelungen wäre.
    Cyrus Smith hatte sich nicht getäuscht. An dem Halse des Thieres hing ein kleines Säckchen mit einem darin befindlichen Billet von Nab’s Hand.
    Nun male man sich aber die Verzweiflung Cyrus Smith’s und seiner Gefährten, als sie auf diesem die Worte lasen:
     
    »Freitag, d. 6. h. Morgens.
    Das Plateau von den Sträflingen besetzt.
    Nab.«
     
    Ohne ein Sylbe zu sprechen, sahen sie einander an und kehrten in das Häuschen zurück. Was sollten sie beginnen?
    Die Sträflinge auf dem Plateau der Freien Umschau hieß für sie so viel wie Unheil, Zerstörung, Untergang!
     

    Der Reporter patrouillirend. (S. 580.)
     
    Harbert merkte beim Eintreten des Ingenieurs und der beiden Anderen schon, daß ihre Lage sich irgendwie verschlimmert habe, und Jup’s Anwesenheit verrieth ihm, daß dem Granithause ein Unglück drohe.
    »Herr Cyrus, begann er, ich will fort! Ich kann den Weg vertragen! Ich will fort!«
    Gedeon Spilett näherte sich Harbert, sah sich diesen aufmerksam an und sagte:
    »So wollen wir aufbrechen!«
     

    Aufbruch zum Transport des Kranken. (S. 585.)
     
    Die Frage, ob Harbert auf einer Tragbahre oder in dem von Ayrton nach der Hütte gefahrenen Wagen weggeschafft werden sollte, fand bald ihre endgiltige Lösung. Die Tragbahre hätte dem Verwundeten zwar einen sanfteren Transport gesichert, sie erforderte aber zwei Träger, d.h. es hätten zwei Gewehre gefehlt, wenn unterwegs ein plötzlicher Angriff stattfand.
    Bei Benutzung des Wagens konnte man dagegen alle Kräfte disponibel halten, und durch untergelegte dicke Decken und langsames Fahren mußte Harbert wohl vor harten Stößen zu schützen sein.
    Der Wagen ward also herzu geholt. Pencroff schirrte ein Quagga ein. Cyrus Smith und der Reporter besorgten das Lager des Verwundeten und legten ihn im Hintertheile sorgsam nieder.
    Das Wetter war schön. Herrlich glänzten die Strahlen der Sonne durch die Kronen der Waldbäume.
    »Sind die Waffen in Ordnung?« fragte Cyrus Smith.
    Es war an dem. Der Ingenieur und Pencroff, jeder mit einer doppelläufigen Flinte ausgerüstet, und der Reporter, mit seinem Carabiner in der Hand, brauchten nur aufzubrechen.
    »Geht Dirs erträglich, Harbert? fragte der Ingenieur.
    – O, Herr Cyrus, erwiderte der junge Mann, seien Sie außer Sorge, ich werde unterwegs nicht umkommen.«

    Bei diesen Worten gewahrte man aber doch, daß der arme Junge seine ganze Energie zusammenraffen und seinen verschwindenden Kräften Widerstand leisten mußte.
    Dem Ingenieur ging es an’s Herz; noch zögerte er, das Zeichen zum Aufbruch zu geben; doch das hätte

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