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Die geheimnißvolle Insel

Die geheimnißvolle Insel

Titel: Die geheimnißvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Gang, so daß die Bergbefahrer aufrecht gehen konnten. Die von dem seit undenklicher Zeit darüber hingleitenden Wasser glatt gewordenen Granitflächen waren noch so schlüpfrig, daß man sehr achtsam sein mußte, um nicht hinzufallen. Deshalb hatten sich die Colonisten auch Einer an den Andern mittels ihres Faserseiles gebunden, wie es die Bergsteiger in den Alpen zu thun pflegen. Glücklicher Weise bildeten wiederholte Absätze gewissermaßen Stufen und erleichterten dadurch das Herabsteigen Da und dort am Gesteine noch hängende Tröpfchen blitzten beim Scheine der Fackeln, so daß man die Wände mit unzähligen Stalaktiten bedeckt zu sehen glaubte. Der Ingenieur prüfte den dunklen Granit genauer. Nirgends entdeckte er Gänge oder Streifen anderen Gesteins. Die Masse erschien compact und von sehr seinem Korn. Dieser unterirdische Gang mochte also wohl gleichzeitig mit der Insel entstanden sein und war gewiß nicht erst von dem durchfließenden Wasser ausgewaschen worden. Pluto, nicht Neptun hatte diese Schlucht mit eigener Hand hergestellt, und noch bemerkte man an den Wänden die Spuren vulkanischer Thätigkeit, welche das Wasser nicht vollkommen wegzuspülen vermocht hatte.
    Die Colonisten stiegen nur sehr langsam weiter abwärts. Sie konnten sich einer gewissen Beklemmung nicht erwehren, als sie hier in die Tiefen des Gebirges eindrangen, die vor ihnen gewiß noch kein menschliches Wesen besuchte. Ohne ein Wort zu sprechen, hingen sie ihren Gedanken nach, welche ihnen die Befürchtung nahe legten, daß irgend ein Achtfuß oder ein anderer gigantischer Cephalopode (d.i. Kopffüßler) die inneren mit dem Meere in Verbindung stehenden Höhlen bewohnen möchte. In Folge dessen tasteten sich Alle mit größter Vorsicht weiter.
    Uebrigens lief Top der kleinen Gesellschaft immer voraus und konnte man von der Klugheit des Hundes erwarten, daß er im gegebenen Falle nicht unterlassen werde, Lärm zu schlagen.
    Hundert Fuß tief war man nach mancherlei Windungen etwa hinabgelangt, als der vorausgehende Cyrus Smith stehen blieb, um seine Gefährten zu erwarten. Die Stelle, an der sich die Wanderer befanden, weitete sich zu einer mäßig großen Höhlung aus. Von der Wölbung derselben fielen noch Tropfen herab, die aber von einem Durchsickern des Wassers nicht herrührten. Sie stellten nur die letzten Spuren des Bergstromes dar, der so lange Zeit durch diese Höhle brauste, und enthielt auch die feuchte Luft keinerlei mephitische Ausdünstung.
    »Nun, lieber Cyrus, begann Gedeon Spilett, hier hätten wir ja ein bis jetzt ganz unbekanntes, in der Tiefe verborgenes, aber dennoch ziemlich unbewohnbares Obdach.
    – Inwiefern unbewohnbar? fragte der Seemann.
    – Es ist zu klein und zu dunkel.
    – Können wir es nicht vergrößern, weiter aushöhlen, dem Lichte und der Luft Zutritt verschaffen? warf Pencroff ein, der einmal an Nichts mehr zweifelte.
    – Für jetzt wollen wir unsere Untersuchung weiter fortsetzen, entschied Cyrus Smith. Vielleicht erspart uns tiefer unten die Natur eine solche Arbeit.
    – Noch sind wir nicht über ein Dritttheil der Tiefe hinunter, bemerkte Harbert.
    – Ein Dritttheil doch, antwortete Cyrus, denn wir befinden uns gewiß hundert Fuß unter der Mündung, und es wäre nicht unmöglich, daß hundert Fuß tiefer …
    – Wo steckt nur Top?« unterbrach da Nab die Worte seines Herrn.
    Man durchsuchte die Höhlung. Der Hund fand sich nicht.
     

    Nach der Ladung des Sprenglochs. (S. 187.)
     
    »Er wird einfach weiter gelaufen sein, meinte Pencroff.

    – So suchen wir ihn auf«, sagte Cyrus Smith.
    Man stieg weiter hinab. Der Ingenieur beachtete aufmerksam die Windungen des Ganges, so daß er sich trotz vieler Umwege über dessen nach dem Meere zu verlaufende Hauptrichtung vollkommen im Klaren blieb.
     

    Vorsichtige Untersuchung. (S. 190.)
     
    Wiederum waren die Colonisten gegen fünfzig Fuß in senkrechtem Sinne hinabgekommen, als ihre Aufmerksamkeit von entfernt cm Geräusche aus der Tiefe gefesselt wurde. Lauschend hielten sie an. Die Töne, welche durch den Gang drangen, wie die Stimme durch ein Sprachrohr, erschienen deutlich hörbar.
    »Das ist Tops Gebell! rief Harbert.
    – Ja, bestätigte Pencroff, und unser wackerer Hund bellt sogar ganz wüthend.
    – Wir haben ja unsere Stöcke mit Eisenspitzen, sagte Cyrus Smith; also vorsichtig weiter!
    – Das wird immer interessanter«, raunte Gedeon Spilett dem Seemann in’s Ohr, der ihm durch ein Kopfnicken antwortete.
    Cyrus Smith und

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