Die geheimnißvolle Insel
düsterer Nab’s Fackel verlosch, und um sich nicht der undurchdringlichen Finsterniß auszusetzen, mußte man nun eilen’
So erreichten Cyrus Smith und seine Gefährten ein wenig vor vier Uhr, als eben auch des Seemanns Fackel auslöschte, die Mündung des Felsenganges wieder.
Fußnoten
1 Granit-Palast. Das Wort »
house
« ist für Paläste ebenso, wie für gewöhnliche Gebäude in Gebrauch, z.B.
Buckingham-house, Mansion-house
in London.
Neunzehntes Capitel.
Cyrus Smith’s Plan. – Die Façade des Granithauses. – Die Strickleiter. – Pencroff’s Träume. – Die aromatischen Kräuter. – Ein natürlicher Kaninchenbau. – Ableitung des Wassers für den Bedarf der neuen Wohnung. – Die Aussicht von den Fenstern des Granithauses.
Am nächsten Tage, den 22 Mai, ging man an die eigentliche Einrichtung der neuen Wohnung. Es drängte die Colonisten in der That, diese geräumige und gesunde, im Felsen ausgehöhlte, vor dem Meere ebenso wie vor dem Regen geschützte Zuflucht gegen das mangelhafte Obdach, das die Kamine gewährten, zu vertauschen. Dennoch sollten diese nicht vollkommen verlassen werden, sondern nach Ansicht des Ingenieurs als Werkstätte für die gröberen Arbeiten dienen.
Cyrus Smith’s erste Sorge war es, sich zu überzeugen, an welcher Stelle der Uferwand ihr Felsenhaus wohl liege Er begab sich also gegenüber der gewaltigen Granitmauer nach dem Strande; da beim Durchbrechen jener die Spitzhaue den Händen des Reporters entfallen war und nothwendig senkrecht herabgefallen sein mußte, so genügte ja deren Wiederauffindung, um die Stelle zu treffen, die man durchschlagen hatte.
Die Hacke fand sich leicht wieder und wirklich lothrecht über der Stelle, wo sie in den Sand eingedrückt lag, auch die erste Oeffnung etwa achtzig Fuß über dem Niveau des Strandes. Schon flogen einige Felsentauben durch diese Luke ein und aus. Fast gewann es den Anschein, als sei das Granithaus allein zu ihrem Besten entdeckt worden.
Die Absicht des Ingenieurs ging dahin, den linken Theil der Höhle in mehrere Zimmer und einen Vorraum zu trennen und diese durch fünf Fenster und eine Thür zu erleuchten. Gegen die fünf Fenster machte Pencroff zwar keine Einwendung, den Nutzen der Thür dagegen vermochte er nicht einzusehen, da der frühere Wasserabfluß des Sees ja eine natürliche Treppe bildete, über welche man stets leicht nach dem Granithause zu gelangen vermochte.
»Mein Freund, antwortete ihm Cyrus Smith, wenn wir durch den unterirdischen Gang bequem unsere Wohnung erreichen können, so können das Andere ebenso gut. Ich habe dagegen die Absicht, die obere Mündung wieder vollkommen zu schließen, wenn nöthig, sie sogar wieder ganz zu verdecken, indem wir durch eine Art Wehr am jetzigen Ausflusse den Wasserstand des Sees wieder heben.
– Und wie sollen wir ins Haus gelangen? fragte der Seemann.
– Ueber eine Stiege an der Außenseite, etwa eine Strickleiter, durch deren Aufziehen wir den Zugang zu unserer Wohnung zur Unmöglichkeit machen.
Eine unterirdische Kathedrale. (S. 196.)
– Wozu diese Vorsicht? sagte Pencroff. Bis heute begegneten wir noch keinen so besonders zu fürchtenden Thieren, und von Eingeborenen ist die Insel offenbar nicht bewohnt.
– Sind Sie dessen so sicher, Pencroff? fragte der Ingenieur und richtete seinen Blick auf den Seemann.
– Ueberzeugt werden wir freilich erst sein, lenkte dieser ein, wenn wir sie einmal in allen Theilen näher durchforscht haben.
– Richtig, sagte Cyrus Smith. Für jetzt kennen wir die Insel indeß nur stückweise. Im Fall uns aber auch keine inneren Feinde bedrohten, so können solche doch von außerhalb kommen, denn der Stille Ocean ist immer ein gefährliches Gebiet. Wir ergreifen diese Vorsichtsmaßregeln also auch gegen den schlimmsten Fall.«
Cyrus Smith sprach sehr weise, und ohne weitere Einwendungen bereitete sich Pencroff, seinen Anordnungen nachzukommen
Die Façade des Granithauses sollte also fünf Fenster und eine der gesammten Zimmerreihe dienende Thür erhalten; außerdem gedachte man der prächtigen Säulenhalle durch eine weitere Oeffnung und mehrere kleine Gucklöcher das nöthige Licht zuzuführen. Die Façade lag in einer Höhe von achtzig Fuß über der Erde nach Osten zu, so daß die ersten Strahlen der Morgensonne sie begrüßen mußten. Sie befand sich in der Mitte des Steinwalls zwischen dessen vorspringender Ecke an der Mündung der Mercy und einer senkrecht auf den Felsenhausen, die die Kamine
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