Die geheimnisvolle Diebesbande
Aber der Einstieg zum unteren Keller, von dem sie erzählt hat, den sehe ich nicht. Wo sollte der sein?“
„Sie sagte etwas von einem Tisch. Ein Tisch in der Mitte, das muß der sein. Aber von einem Einstieg keine Spur.“
Tobbi bückte sich und fuhr mit den Fingern über die ausgetretenen Dielenbretter.
„Er soll mit einem schweren Holzbrett verschlossen gewesen sein, das etwas zur Seite geschoben neben dem Einstieg lag. So hat sie’s wenigstens erzählt. Aber hier ist nichts von einem Holzbrett zu sehen. Die Dielenbretter sehen alle gleich aus, bewegen läßt sich auch nichts. Keine Querrillen oder Fugen, die Bretter gehen von einem Ende des Raumes bis zum anderen.“
„Vielleicht ist es doch ein anderer Raum?“ überlegte Tini. „Unmöglich, du siehst doch: die Tür in den Garten und daneben das Fenster, durch das sie hereingeschaut hat. Sie muß sich getäuscht haben.“
„Na komm, schauen wir, was hinter den anderen Türen ist.“
Sie verließen den Kellerraum so leise wie sie gekommen waren und wandten sich der Tür gegenüber zu.
„Abgeschlossen. Aber das scheint der Heizungskeller zu sein, den Geräuschen nach.“
Tobbi legte sein Ohr dicht an das Holz der Tür.
„Nein, wahrscheinlich ein Vorratskeller. Das Summen kommt von einem Kühlschrank oder einer Kühltruhe.“
„Hier ist die Waschküche“, sagte Tini, die bereits die nächste Tür geöffnet hatte.
„Was macht ihr denn da?“
Diese scharf schnarrende Stimme kannten sie. Tini fuhr erschrocken herum, faßte sich aber sofort.
„Oh, entschuldigen Sie bitte, Herr Weißfuß, aber wir suchen die Toilette. Wir sind zu Gast bei Pinky und seiner Band und haben gerade Pause“, wisperte sie.
„Die ist da vorn neben der Treppe“, brummte der Clubwart und fixierte sie scharf. Offensichtlich glaubte er ihnen nicht so recht.
In diesem Moment trällerte drinnen Tina los. Sie sang im Duett mit Babs, bildete eine Art Echo und umrahmte die von der Blonden gesungenen Sätze mit spielerischen , Bababiudabs ’ . Herr Weißfuß starrte die Tür an.
„Meine Freundin“, sagte Tini. „Wir dürfen mitmachen!“
„So“, sagte Herr Weißfuß. „So. Tatsächlich.“
Dann schlurfte er an ihnen vorbei zu der verschlossenen Tür und zückte einen Schlüsselbund. Gleich darauf hörten sie ihn drinnen mit Flaschen hantieren. Tini machte Tobbi ein Zeichen, in den Proberaum zurückzukehren, während sie selbst betont laut die Toilettentür öffnete und hinter sich schloß. Das Ohr an der Tür verfolgte sie, wie der Clubwart mit einem Korb voller Flaschen draußen vorbeiging und die Treppe hinaufstieg.
Tini betätigte die Wasserspülung und verließ blitzschnell ihr Versteck. Auf Zehenspitzen folgte sie dem Clubwart die gewundene Treppe hinauf und lauschte. Jetzt öffnete er wohl die Tür zum Versammlungsraum, denn Stimmengemurmel drang heraus und dazwischen die energische Stimme der Generalin, die um Ruhe bat.
Einen Augenblick blieb Tini unschlüssig stehen, dann wagte sie sich noch ein wenig weiter vor. Im Saal war es still geworden, nur die Generalin sprach.
„Meine sehr verehrten Damen, wir danken unserer Kassenführerin für ihren Bericht. Der Reingewinn, den uns unsere Aktivitäten in den letzten Monaten eingebracht haben, ist unerwartet hoch, das Glück scheint auf unserer Seite zu sein, aber das sollte uns nicht zum Leichtsinn verleiten. Deshalb halte ich es für gut, wenn...“
Wieder wurde die Tür geöffnet. Tini trat erschrocken den Rückzug an. Der Clubwart erschien und ging zur Küche hinüber. Dem Klirren nach zu urteilen, stellte er Gläser auf ein Tablett. Tini hielt es für besser, in den Proberaum zurückzukehren, ehe ihr Fernbleiben auffiel. Hier würde sie ohnehin jetzt nichts in Erfahrung bringen. Vermutlich erfüllte der Clubwart auch die Aufgabe eines Butlers und versorgte die Versammlung mit Getränken. Und die Versammlung dauerte bei den redseligen alten Damen bestimmt eine Ewigkeit.
Tina und Babs waren noch dabei, ihr Duett einzustudieren. Endlos wiederholten sie die immer gleiche Phrase, die Jungen versuchten, den idealen Sound herauszufinden, der den banalen Text zu einer brandheißen Nummer aufpolieren sollte.
„Feierabend, Leute!“ sagte Pinky schließlich. „Darüber schlafen wir erstmal, vielleicht fällt uns das nächste Mal was Besseres dazu ein.“
„Was, schon?“ maulte Babs. „Ich bin gerade so schön in Stimmung.“
„Vergiß es, Baby, du weißt, ich habe noch einen Job. Also, Freitag um die
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