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Die geheimnisvolle Limousine

Die geheimnisvolle Limousine

Titel: Die geheimnisvolle Limousine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. Saparin
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gewöhnlicher Zimmerapparat mit melodi-
    schem, angenehmem Ton.
    Soja wollte den Wagen anhalten, um den Hörer abzu-
    nehmen. Da fiel ihr Blick auf einen Knopf am Armaturen-
    brett mit der Aufschrift „Mikrophon".
    Sie drückte darauf. Vom Armaturenbrett hob sich ein
    ovaler, cremefarbener, durchlöcherter Knopf aus Galalith
    und näherte sich ihren Lippen. Sie hatte ihn früher für
    eine Verzierung gehalten. Der Knopf wurde von einer
    leichten, eleganten Konsole getragen.
    „Ich höre", sagte Soja in das Mikrophon.
    Sie erwartete, Bobrows Stimme zu vernehmen. Aber aus
    dem Lautsprecher, der irgendwo hinter ihr im Auto ein-
    gebaut war, erklang eine greisenhaft ächzende, durch
    Atemnot unterbrochene Stimme.
    „Ich möchte Bobrow sprechen. Ich habe bereits bei ihm
    im Landhaus angerufen. Mir wurde gesagt, daß er nicht
    da sei. Hier spricht Professor Mitrofanow."
    „Ingenieur Bobrow ist nicht da. Entschuldigen Sie, Pro-
    fessor Akademiker! Aber sobald er sich einfindet... Ich
    werde es ihm sofort ausrichten, wenn er . . . "
    Soja wußte nicht, wie sie den Satz beenden sollte, Pro-
    fessor Mitrofanow krächzte noch ein wenig und legte
    dann auf.
    Aus all dem ergab sich, daß Bobrow von verschiedenen
    Leuten wegen verschiedener Angelegenheiten gesucht
    wurde und daß sein Verschwinden beunruhigend war.

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    Die grüne Limousine fuhr auf eine Anhöhe. Vor Soja lag
    die große Stadt mit ihren hohen Gebäuden, zwisdien
    denen einzelne Wolkenkratzer in die Höhe ragten.
    Auf der rechten Seite der Chaussee, wo einige Pavillons
    aus Stahl und Marmor die Endstationen der Trolleybusse,
    Autobusse und der Metro kennzeichneten, stand ein riesi-
    ger Bau aus grauem Beton. Das langgestreckte Gebäude
    mit den leicht abgerundeten Dächern und Fensterbogen,
    das in seiner Größe an frühere Filmstudios erinnerte,
    war von einer ebenfalls grauen Betonmauer umgeben.
    Neben dem Werk, auf einem asphaltierten und mit wei-
    ßen Linien unterteilten großen Platz standen über tausend
    Autos, mit denen die Angestellten und Arbeiter in die
    Fabrik gekommen waren. Das Werkgelände und die an-
    grenzende Fläche mit den Pavillons der Metro, den Auto-
    bus- und Trolleybusstationen waren mit jungen Bäumchen
    und Reihen blühender Sträucher bepflanzt. Dazwischen
    leuchteten grüner Rasen und bunte Blumenbeete. ,
    „Automatischer Mähdrescher" stand in mattgoldenen Buch-
    staben an dem Werkgebäude, darunter die Fabrikmarke,
    ein goldener Mähdrescher mit einer wehenden Fahne aus
    roter Emaille.
    Der Vater hatte Soja gestern die dritte vollautomatische
    Abteilung, die probeweise lief, gezeigt. Heute sollte sie
    eröffnet werden. Als Soja die riesige helle Werkhalle
    betreten hatte, war ihr sofort aufgefallen, daß es sich um
    ganz besondere Maschinen handelte. Sie sahen anders aus
    und waren kleiner als die üblichen. Metallgeräusche hatte
    man in der Halle überhaupt nicht gehört. Nur ein
    schwaches Ticken, wie von aufschlagenden Regentropfen,
    hatte die Stille unterbrochen.

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    „Was wird denn hier gemacht?" hatte Soja gefragt und
    staunend die zwischen den Maschinen in der Luft schwe-
    benden Einzelteile betrachtet.
    „Hier wird Metall bearbeitet", wurde ihr erklärt, .ohne Werkzeuge, nur mit Elektrizität. Die Elektrizität bohrt
    Löcher, schleift die dünnste Schicht ab und erledigt
    39

I
    Dutzende feinster Arbeitsgänge. Wir können zum Bei-
    spiel von diesem Stück eine Metallschicht von einem
    Atom abschleifen oder eine Öffnung bis zu einem
    tausendstel Millimeter bohren, und das ganz genau. In
    dieser Werkstatt werden feinste Teile der modernen land-
    wirtschaftlichen Maschinen hergestellt: eine Uhr, mit der
    jeder Mähdrescher ausgerüstet wird, ein Automat, der
    die Körner zählt, die durch die Maschine gleiten, und das
    Durchschnittsgewicht der geernteten Körner feststellt, und
    so weiter."
    Der Chef, der gleichzeitig drei Abteilungen verwaltete,
    hatte sie in sein Arbeitszimmer geführt, das auf der
    Galerie lag. Es war eine enge Kabine mit einem kleinen
    Arbeitstisch und einem Schältpult. Durch ein großes Fen-
    ster konnte man die dritte Werkstatt überblicken und auf
    zwei Bildschirmen beobachten, was in den anderen beiden
    Werkhallen vor sich ging. Auf beiden Schirmen hatte
    Soja unendliche Reihen Maschinen, aber keine Arbeiter
    gesehen.
    Der Vater hatte ihr erzählt, daß die früheren Arbeiter
    und Ingenieure dieser Abteilung eine „neue Beförderung
    im Leben" erhalten hätten, wie er es ausdrückte. Ein

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