Die geheimnisvolle Limousine
einfachste Verfahren, nämlich den verdächtigen Wa-
gen vor einer Verkehrsampel mitten zwischen den war-
tenden Autos aufzuhalten, scheiterte daran, daß auf der
folgenden Strecke von dreißig bis vierzig Kilometern keine
Verkehrsampeln mehr hingen.
Doch die grüne Limousine würde ihr Geheimnis nicht
mehr lange bewahren können, an einem der nächst-
folgenden Verkehrsposten erwartete sie eine Falle. Drei
Männer in Milizuniform fixierten jedes näherkommende
Auto. Am Chausseerand stand laut knatternd ein Motor-
rad.
Die Nummer der Limousine und all ihre Kennzeichen
waren inzwischen genau bekannt geworden. Nur eins
fehlte noch, und das war das Auto selbst, denn unter den
Wagen, die an der Kreuzung auftauchten, befand sich die
grüne Limousine nicht. Sie war plötzlich spurlos ver-
schwunden.
Da schwang sich einer der Milizmänner auf das Motorrad
und raste unter langgezogenem Hupen dem Automobil-
strom entgegen. Er legte eine Strecke von nicht weniger
als fünfzig Kilometern zurück, ohne eine einzige grüne
Limousine zu entdecken. Das geheimnisvolle Auto schien
wie vom Erdboden verschluckt zu sein.
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Eine interessante Aufgabe
Der Zug jagte fast lautlos dahin. Soja Winogradowa
lehnte sich in den Sitz zurück. Ein leichter Luftzug, der
irgendwo unter der Decke des Wagens entstand, um-
fächelte ihr Gesicht. Die Fenster waren fest verschlossen
und weder Staub noch Hitze zu spüren.
Ja, so ist das Leben. Man merkt gar nicht, wie man nach
und nach in die Zukunft hineinwächst.
Es sind noch gar nicht so viele Jahre vergangen, daß die
an allen Haltestellen pustenden und fauchenden Vorort-
züge verkehrten, und heute kommen sie uns schon fast
ebenso altmodisch vor wie damals die Pferdebahnen.
Da oben, dieses glitzernde Pünktchen in der Luft, das
Soja gerade durch das Fenster verfolgt, dieses Fünkchen,
das am blauen Himmel dahinzieht, ist eine riesige me-
tallene Raketer die einen Stapel Eilpost und die neuesten
Ausgaben der Zeitschriften nach Wladiwostok bringt.
Noch heute abend wird die Ladung an Ort und Stelle
sein. Wie hat sich alles verändert! Die Zeitungen der
Hauptstadt schickt man nicht mehr mit der Post in
entfernte Städte. Darüber weiß Soja genau Bescheid.
Sofort nach dem Umbruch wird die Zeitung Seite für Seite
aus der Druckerei in Moskau durch einen Bildapparat -
an alle Enden des Landes gesendet und in den dortigen
Druckereien aufgenommen. Automatische Maschinen gie-
ßen sofort die Stereotypen, es entstehen genaue Kopien
der Moskauer Zeitungen. Die „Prawda" wird auf diese
Weise gleichzeitig in fünfzig Städten gedruckt und die
neueste Nummer im ganzen Land am Erscheinungstage
gelesen.
Zerstreut schaute Soja aus dem Fenster. Sie verlor sich in
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Gedanken über ihr vergangenes Leben. Solche Rückblicke
hält man mitunter ganz unerwartet, während einer
Sitzung, über die man nachher einen Bericht zu schreiben
hat, oder mitten in der Nacht, wenn man plötzlich auf-
wacht, oder wie eben jetzt beim sanften Rollen der Räder.
Wie ein Film zieht das eigene Leben vorüber.
Während des Krieges lag auf Sojas Schultern die Sorge
um die jüngeren Brüder und den Haushalt. Die Mutter
arbeitete in einer Waffenfabrik. Vom ersten Tage des
Krieges an war der Vater an der Front.
Als, er nach den schweren Jahren mit dem goldenen Ver-
wundetenabzeichen und drei Medaillen heimkehrte, ging
er in das gleiche Werk, in dem die Mutter arbeitete. Doch
jetzt stellten sie nicht mehr Waffen her, sondern land-
wirtschaftliche Maschinen.
Eines Tages brachte Sojas Vater das Miniaturmodell eines
automatischen Mähdreschers mit' nach Hause, das er zu-
sammen mit anderen Ingenieuren des Werkes konstruiert
hatte. Der Mähdrescher rollte allein über den Tisch,
• schwang energisch die kleinen Flügel und durchschnitt
mit den winzigen Messern die Luft. Das jüngste Brüder-
chen war ganz behext von diesem Spielzeug, brüllte den
ganzen Abend danach und beruhigte sich erst, als es ihm"
geschenkt wurde. Und seine Freude war riesengroß! So
ein Maschinchen gab es ja in keinem Spielzeuggeschäft
zu kaufen. Vielleicht würde das Brüderchen in der Zu-
kunft ebenfalls ein berühmter Maschinenbauer sein wie
der Vater.
Soja lächelte. Wie oft hatte sie von der Zukunft ge-
träumt. Und ihre Träume waren in Erfüllung gegangen.
Sie hatte die Hochschule besucht, die ersten Monate selb-
ständiger Arbeit lagen hinter ihr, und jetzt fuhr sie als
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eine
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