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Die geheimnisvolle Limousine

Die geheimnisvolle Limousine

Titel: Die geheimnisvolle Limousine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. Saparin
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nicht unter-
    richtet? Wie ärgerlich! Bitte, entschuldigen Sie,"
    „Ich war eigentlich auch gar nicht eingeladen", beruhigte
    ihn Soja. „Ich suche nur Ingenieur Bobrow und hoffte,
    ihn hier anzutreffen."
    „Wir hatten Bobrow angerufen, um ihn von der Ab-
    setzung der Besprechung zu unterrichten. Aber er war
    nicht zu Hause. Es meldete sich aber jemand, der es ihm
    ausrichten wollte."
    Soja fiel der mechanische Sekretär ein. Dieser antwortete
    also nücht nur auf Anrufe, sondern notierte sie auch.
    Wahrscheinlich wurden die Gespräche auf Tonband auf-
    genommen.
    „Haben Sie unsere Kraftwerke gesehen?" wandte sich der
    junge Ingenieur wieder an Soja. „Sind sie nicht fabel-
    haft? Bobrows Institut hat sie entworfen."
    „Die Kraftwerke sind sehr schön", entgegnete Soja, „aber
    mir scheint, ein wenig menschenleer. Das ist sicherlich
    eine Idee von Bobrow. Er ist wohl Misanthrop1?"
    „Im Gegenteil. Bobrow kann man eher als Philanthrop2
    bezeichnen, wenn man sich so ausdrücken will. In den
    Kraftwerken, die Sie gesehen haben, sind nämlich nicht
    wenig, sondern überhaupt keine Menschen beschäftigt."
    i Menschenfeind. 2 Menschenfreund.

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    „Ach! Ich dachte, es gibt nur ganz kleine automatische
    Kraftwerke!"
    „Nein. 1347 wurde das erste automatische Kraftwerk
    größeren Ausmaßes gebaut — auf dem Pererwinsker
    Damm. Seitdem haben sie Verbreitung gefunden.".
    „Ja, das stimmt! Jetzt erinnere ich mich auch an eine
    Zeitungsnotiz. Damals interessierte ich mich allerdings
    hur wenig für Technik."
    „Es handelte sich um die ersten Versuche. Hier sehen Sie
    schon etwas anderes."
    „Und was?"
    „Nicht e i n Kraftwerk, sondern s e c h s — ein ganzes
    Energiesystem, und alle arbeiten vollautomatisch."
    „Sobald Bobrow daran beteiligt ist, ist alles automatisch."
    Der junge Mann lachte.
    „Bobrow arbfeitet, wie Sie wohl wissen, in einem Institut,
    das sich mit der Automatisierung der Technik befaßt.
    Darf ich fragen, in welcher Angelegenheit Sie ihn zu
    sprechen wünschen?"
    Soja stellte sich vor. Als der junge Ingenieur erfuhr, daß
    eine Journalistin vor ihm stand, wurde er lebhafter. .
    „Einen besseren Zeitpunkt konnten Sie gar nicht wählen,
    über unser Energiesystem ist bis jetzt noch nichts ge-
    schrieben worden. Das gibt einen interessanten Artikel
    für Sie! Ich werde Ihnen gleich alles erzählen."
    Soja schwankte einen Moment, sie wollte sich bei der
    Suche nach Bobrow nicht aufhalten lassen. Aber schließ-
    lich siegte die Neugier, eine der Berufseigenschaften der
    Journalisten, und Soja beschwichtigte sich damit, daß
    diese Besichtigung in unmittelbarer Beziehung zur Arbeit
    in Bobrows Institut stand und somit zu dem Thema,
    worüber sie ihn interviewen sollte.
    29
    Der Ingenieur führte sie an sechs schmale Fenster, die
    zwischen zwei Pulten lagen.
    „Hier in diesen Fenstern", erklärte er, „kann man alle
    sechs Kraftwerke sehen, in jedem Fenster ein Kraftwerk.
    Sehen Sie! Es sieht aus, als lägen sechs bunte Landschaf ts-
    postkarten vor Ihnen. Für meine Arbeit an sich haben
    diese Bilder keine Bedeutung, es handelt sich hier nur um
    eine Laune des Architekten. Ich sehe zwar, daß jedes
    Kraftwerk an seinem Platz steht, das ist aber auch alles!
    Für mich ist es nur wichtig, zu wissen, wie sie arbeiten.
    Und das weiß ich! Ja, ich weiß es, ohne in die Fenster zu
    schauen. Sehen Sie sich das an." Er machte eine weit-
    ausladende Geste und zeigte auf die Pultreihe, die an der
    runden Wand entlanglief. „Sechs Pulte! Für jedes Kraft-
    werk eins, und hier ist das siebente Pult, auf dem die
    Meldungen aller Kraftwerke zusammenlaufen. Diese bun-
    ten Diagramme auf den Tafeln antworten mir auf alle
    Fragen, die ich als Dienstleiter habe. Wollen Sie den
    Wasserstand im oberen Staubecken des fünften Kraft-
    werkes wissen? Bitte! Viereinhalb Meter, und vor einer
    halben Stunde lag er vier Zentimeter höher. Oder die
    Anzahl der Umdrehungen der zweiten Turbine des dritten
    Kraftwerkes? Bitte! Fünfzig in der Sekunde. Am Morgen
    war sie etwas zu übermütig, machte fünfzigundeinviertel
    Umdrehungen, aber der Selbstregulator brachte sie rasch
    zur Vernunft. Wollen Sie wissen, was für Aggregate an
    welchen Kraftwerken ausgeschaltet worden sind und
    welche sich in Reserve befinden? Seien Sie so gut, und
    schauen Sie auf das siebente Pult: Hier, diese blau-
    gestrichenen . . . "
    „Aber man kann ja gar nicht alle Pulte zugleich im Auge
    behalten!" unterbrach Soja seinen Redefluß. „Da

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