Die geheimnisvolle Limousine
nicht unter-
richtet? Wie ärgerlich! Bitte, entschuldigen Sie,"
„Ich war eigentlich auch gar nicht eingeladen", beruhigte
ihn Soja. „Ich suche nur Ingenieur Bobrow und hoffte,
ihn hier anzutreffen."
„Wir hatten Bobrow angerufen, um ihn von der Ab-
setzung der Besprechung zu unterrichten. Aber er war
nicht zu Hause. Es meldete sich aber jemand, der es ihm
ausrichten wollte."
Soja fiel der mechanische Sekretär ein. Dieser antwortete
also nücht nur auf Anrufe, sondern notierte sie auch.
Wahrscheinlich wurden die Gespräche auf Tonband auf-
genommen.
„Haben Sie unsere Kraftwerke gesehen?" wandte sich der
junge Ingenieur wieder an Soja. „Sind sie nicht fabel-
haft? Bobrows Institut hat sie entworfen."
„Die Kraftwerke sind sehr schön", entgegnete Soja, „aber
mir scheint, ein wenig menschenleer. Das ist sicherlich
eine Idee von Bobrow. Er ist wohl Misanthrop1?"
„Im Gegenteil. Bobrow kann man eher als Philanthrop2
bezeichnen, wenn man sich so ausdrücken will. In den
Kraftwerken, die Sie gesehen haben, sind nämlich nicht
wenig, sondern überhaupt keine Menschen beschäftigt."
i Menschenfeind. 2 Menschenfreund.
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„Ach! Ich dachte, es gibt nur ganz kleine automatische
Kraftwerke!"
„Nein. 1347 wurde das erste automatische Kraftwerk
größeren Ausmaßes gebaut — auf dem Pererwinsker
Damm. Seitdem haben sie Verbreitung gefunden.".
„Ja, das stimmt! Jetzt erinnere ich mich auch an eine
Zeitungsnotiz. Damals interessierte ich mich allerdings
hur wenig für Technik."
„Es handelte sich um die ersten Versuche. Hier sehen Sie
schon etwas anderes."
„Und was?"
„Nicht e i n Kraftwerk, sondern s e c h s — ein ganzes
Energiesystem, und alle arbeiten vollautomatisch."
„Sobald Bobrow daran beteiligt ist, ist alles automatisch."
Der junge Mann lachte.
„Bobrow arbfeitet, wie Sie wohl wissen, in einem Institut,
das sich mit der Automatisierung der Technik befaßt.
Darf ich fragen, in welcher Angelegenheit Sie ihn zu
sprechen wünschen?"
Soja stellte sich vor. Als der junge Ingenieur erfuhr, daß
eine Journalistin vor ihm stand, wurde er lebhafter. .
„Einen besseren Zeitpunkt konnten Sie gar nicht wählen,
über unser Energiesystem ist bis jetzt noch nichts ge-
schrieben worden. Das gibt einen interessanten Artikel
für Sie! Ich werde Ihnen gleich alles erzählen."
Soja schwankte einen Moment, sie wollte sich bei der
Suche nach Bobrow nicht aufhalten lassen. Aber schließ-
lich siegte die Neugier, eine der Berufseigenschaften der
Journalisten, und Soja beschwichtigte sich damit, daß
diese Besichtigung in unmittelbarer Beziehung zur Arbeit
in Bobrows Institut stand und somit zu dem Thema,
worüber sie ihn interviewen sollte.
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Der Ingenieur führte sie an sechs schmale Fenster, die
zwischen zwei Pulten lagen.
„Hier in diesen Fenstern", erklärte er, „kann man alle
sechs Kraftwerke sehen, in jedem Fenster ein Kraftwerk.
Sehen Sie! Es sieht aus, als lägen sechs bunte Landschaf ts-
postkarten vor Ihnen. Für meine Arbeit an sich haben
diese Bilder keine Bedeutung, es handelt sich hier nur um
eine Laune des Architekten. Ich sehe zwar, daß jedes
Kraftwerk an seinem Platz steht, das ist aber auch alles!
Für mich ist es nur wichtig, zu wissen, wie sie arbeiten.
Und das weiß ich! Ja, ich weiß es, ohne in die Fenster zu
schauen. Sehen Sie sich das an." Er machte eine weit-
ausladende Geste und zeigte auf die Pultreihe, die an der
runden Wand entlanglief. „Sechs Pulte! Für jedes Kraft-
werk eins, und hier ist das siebente Pult, auf dem die
Meldungen aller Kraftwerke zusammenlaufen. Diese bun-
ten Diagramme auf den Tafeln antworten mir auf alle
Fragen, die ich als Dienstleiter habe. Wollen Sie den
Wasserstand im oberen Staubecken des fünften Kraft-
werkes wissen? Bitte! Viereinhalb Meter, und vor einer
halben Stunde lag er vier Zentimeter höher. Oder die
Anzahl der Umdrehungen der zweiten Turbine des dritten
Kraftwerkes? Bitte! Fünfzig in der Sekunde. Am Morgen
war sie etwas zu übermütig, machte fünfzigundeinviertel
Umdrehungen, aber der Selbstregulator brachte sie rasch
zur Vernunft. Wollen Sie wissen, was für Aggregate an
welchen Kraftwerken ausgeschaltet worden sind und
welche sich in Reserve befinden? Seien Sie so gut, und
schauen Sie auf das siebente Pult: Hier, diese blau-
gestrichenen . . . "
„Aber man kann ja gar nicht alle Pulte zugleich im Auge
behalten!" unterbrach Soja seinen Redefluß. „Da
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