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Die geheimnisvolle Limousine

Die geheimnisvolle Limousine

Titel: Die geheimnisvolle Limousine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. Saparin
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müßte

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    man ja die ganze Zeit den Kopf drehen. Und als ich
    hereinkam, sah ich, wie Sie gemütlich im Sessel saßen
    und ein Buch lasen."
    Der Dienstleiter zeigte nicht die geringste Verlegenheit.
    „Erstens habe ich in einem .Handbuch über Telemechanikl
    gelesen", entgegnete er, „und zweitens ist es gar nicht
    notwendig, die ganze Zeit die Pulte im Auge zu behalten,.
    Sie haben mich nur nicht recht verstanden. Ich schaue
    auf die Pulte, wenn mich etwas besonders interessiert.
    Sonst tragen die Selbstschreibgeräte alle Meldungen
    laufend auf Bänder ein, und ich kann mich in einer knap-
    pen halben Stunde über die Arbeit sämtlicher Kraftwerke
    in den letzten vierundzwanzig Stunden orientieren."
    „Und erfahren zu spät, was alles während Ihres Dienstes
    nicht funktioniert hat."
    „Soweit kommt es nicht! Wenn etwas nicht in Ordnung
    ist, erstatten die Pulte sofort Bericht."
    „Achtung!" erschallte plötzlich eine laute Stimme. Soja
    drehte sich um. Außer ihr und dem Ingenieur war nie-
    mand im Saal.
    „Das zweite Aggregat des dritten Kraftwerkes wird aus-
    geschaltet und bleibt in Reserve. Das dritte Aggregat des
    fünften Kraftwerkes ist angeschlossen."
    „Hören Sie?" wandte sich der Ingenieur an Soja. „Und
    schauen Sie jetzt auf das siebente Pult. Es hat Bericht
    erstattet. Sehen Sie, die Farben haben sich verändert. So
    werden auch alle Unregelmäßigkeiten gemeldet."
    „Wer meldet denn das?"
    „Es ist keine Person. Ein Sprechautomat. Die Pulte schal-
    ten ihn der Reihe nach ein. Klingeln und andere Signal-
    anlagen sind auch da."
    «Erlauben Sie, aber wie steht es mit der Verwaltung der
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    S
    Kraftwerke? Die Kraftwerke erstatten Bericht, das ist
    klar. Aber sie müssen doch auch verwaltet werden?"
    „Deshalb ist ja die Zentrale hier eingerichtet worden."
    Der Ingenieur wies in den Saal. „Eine Zentrale, d i e . . . "
    er zögerte, „ebenfalls automatisch arbeitet. Ja, ja", fuhr er fort und lachte, „ich bin hier auch überflüssig. Ich kann
    eine Stunde, zwei oder auch den ganzen Tag weggehen —
    und nichts passiert. Ich lebe und arbeite in dem Raum
    unten und komme nur bei einem Anruf herauf! Bei einem
    automatischen, versteht sich. Bobrow und seine Abteilung
    sind übrigens der Ansicht, daß dieser Posten gänzlich ab-
    geschafft werden kann. Eines dieser Pulte, und zwar das,
    auf dem die Meldungen aller Kraftwerke eingehen, wol-
    len sie bei einem Dienstleiter aufstellen, der einige
    Energiesysteme zusammen bedienen soll. Er wird dies so
    lange tun, bis Bobrows Mitarbeiter zu ihm kommen und
    nachsehen, ob nicht auch dieser Posten abgebaut werden
    kann. Können Sie sich diese Perspektiven vorstellen? In
    riesengroßen Gebieten des Landes wird automatisch
    billige Wasserenergie gewonnen und durch Leitungen
    und unterirdische Kabel den Verbrauchern zugeführt."
    „Großartig! Aber wenn eine Panne eintritt?-"
    „Nun, was würden S i e tun, wenn in einem der Kraft-
    werke eine Panne eintreten würde und Sie wären Dienst-
    leiter?" •
    Der junge Mann schaute sie ein wenig verschmitzt an.
    „Ich w ü r d e . . . " Soja dachte einen Augenblick nach und sagte dann kurz entschlossen: „Sofort Maßnahmen ergreifen."
    Sie hatte wie ein schlecht vorbereiteter Student eine ganz
    allgemeine Antwort gegeben.
    „Ganz recht!" Der Ingenieur nickte beifällig, als hätte

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    Soja das einzig Richtige gesagt. „Aber noch bevor ich
    überlegen könnte — oder an meiner Stelle Sie —,' welche
    Maßnahmen zu ergreifen sind, w e r d e n sie schon er-
    griffen. Das Aggregat wird sofort ausgeschaltet, selbst
    beim kleinsten Bruch einer der Schaufeln, und an seiner
    Stelle schaltet sich ein Aggregat aus der Reserve ein. Das
    geht so schnell, daß die Stromverbraucher die Umsdial-
    tung gar nicht merken und wir zwei kaum Zeit finden,
    den Mund aufzutun, um auszurufen: „Ach, so ein Pech!"
    „Aber es muß doch eine Reparaturbrigade in das Kraft-
    werk geschickt werden, und überhaupt..."
    „Sie wird ja auch geschickt! Das Kraftwerk bestellt sie
    selbst. In der .Ersten technischen Hilfe' steht ein auto-
    matisches Bestellpult. Sie werden dort nicht nur von dem -
    Schaden im allgemeinen, sondern auch über die Art des
    Schadens unterrichtet und erfahren alles zur selben Zeit
    wie ich."
    „Bedauerlich, daß die Reparatur selbst nicht auch gleich
    automatisch vor sich geht", warf Soja ein. Ihre Stimme
    hatte einen leicht ironischen Klang. „Das wäre der
    Triumph der Automatisierung."
    „Bis dahin

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