Die geheimnisvolle Sanduhr (German Edition)

mich noch längere Zeit. Verschwiegen die Behörden etwas? Sollte ich mich einfach an die Polizei wenden? Sie über den missglückten Terroranschlag aufklären? Wie sollte ich meine Person in dieser Geschichte und mein Handeln erklären? Kriminalbeamte sind in der Regel sachbezogene Menschen, ohne tiefen Glauben an übermenschliche Kräfte und Ursachen. Sie würden mich als Tatverdächtigen einstufen oder als Hirngeschädigten. Beide Möglichkeiten gefielen mir nicht besonders. Manchmal sollte man Dinge einfach auf sich beruhen lassen. Ich tat es. Einmal kehrte die Vergangenheit noch zurück. Am Montag, dem 29. Dezember. Die Post hatte sich verspätet bzw. war an den Feiertagen und am Wochenende nicht ausgetragen worden. Es handelte sich um einen dicken Umschlag, der per Post aus Florida eintraf. Erst glaubte ich an einen Reise- oder Immobilienwerbeprospekt, wie ich sie alle paar Wochen bekam. Doch den Fotos und der Kopie einer Besitzurkunde eines kleinen Anwesens in Fort Lauderdale lag ein Schreiben von Tim Ledbetter bei. Er bedankte sich nochmals (er hatte mich am Abend des 15. September 2008, dem Tag der Insolvenz von Lehman Brothers angerufen und mir zu meinem „Riecher“ gratuliert und sich für die Warnung bedankt) in kurzen, aber herzlichen Worten für meine Ratschläge. Er hätte seine Firma noch vor dem Crash verkauft und eine neue Firma gegründet, die sich mit neuen Methoden der Abwasserbehandlung beschäftige. Das meiste seines Geldes hätte er vorläufig in Gold angelegt, das andere befände sich auf einem Konto der von mir empfohlenen Bank Goldman Sachs. Bob hätte es ihm gleich getan. Ihrer beider Lebensabend und Millionen von Dollar wären dank meiner Warnungen und Hinweise gerettet. Es wäre das Mindeste, was sie für mich tun könnten, mir endlich auch eine feste Bleibe in Florida zu verschaffen. Zumal, wie er offenbar mit einem Schmunzeln hinzufügte, die Immobilienpreise noch nie so niedrig gewesen wären. Das auf den Fotos abgebildete kleine Haus (drei Schlafzimmer und Bäder, ein Pool und ein Whirlpool) sei ein Weihnachtsgeschenk und gehöre mir und meiner Frau. Ab dem 1. Januar 2009 sei es bezugsfertig. Einen Augenblick zögerte ich, bevor ich auf den Balkon trat und ein Jubelschrei wie nach einer gewonnenen Fußballweltmeisterschaft aus meiner Kehle in den Berliner Nachthimmel stieg. Vielleicht gab es doch schon – wenigstens hin und wieder – in diesem Leben eine Belohnung für gute Taten. Vielleicht. Wie auch immer. Ich würde für mich und Monique sofort Flüge buchen. Und ich wusste schon, was ich Verrücktes in Florida tun würde. Ob jemand darüber lachen und ob die Maschine überhaupt heil ankommen würde, wusste ich nicht. Gott sei Dank dafür. Herr, befiehl du deine Wege, aber lass mir meinen Verstand!
    Ende