Die geheimnisvolle Tuer
Haar. »Warum sollte ich dich belügen?«
Alexander zuckt mit den Schultern.
»Ich sage immer die Wahrheit, und ich muss dir noch mehr sagen.« Sie zögert kurz, dann redet sie weiter. »Die Männer und die Tiere haben immer im Licht gelebt, sie trauen sich nicht in die Dunkelheit. Du aber bist durch die Dunkelheit gekommen und hast den Weg zu uns gefunden. Deswegen bist du unser Retter.«
Am liebsten würde Alexander ihr sagen, dass er die Dunkelheit auch nicht mag und sich in der Oberwelt im Dunkeln immer ein wenig fürchtet. Aber das schafft er nicht, wo sie doch alle Hoffnung auf ihn setzt. Stattdessen fragt er: »Und was soll ich tun?«
»Du musst den Herrn der Finsternis finden und ihn …«
»Töten?«, fragt Alexander.
»Nein, wir töten nicht«, beruhigt sie ihn. »Du musst ihn ins Land des Lichts bringen.«
»Und wenn ich das nicht schaffe?«
»Dann sind wir alle verloren«, antwortet sie.
Alexander schaut ihr in die Augen, und dieser Blick genügt.
»Wo finde ich ihn?«, fragt er.
»Im Land der Finsternis, mehr kann ich dir nicht sagen.«
»Ist es ein großes Land?«, möchte Alexander wissen.
»Ich weiß es nicht.«
»Muss ich …« Alexander schluckt. »Muss ich ganz allein gehen?«
Die Herrin des Lichts überlegt. Dann sagt sie: »Zwei Begleiter kann ich dir mitgeben. Den Affen Koko und die Eule Xenody. Koko ist blind, seit er mir einmal ohne Kügelchen zu nahe kam. Er ist die Dunkelheit also gewohnt. Und Xenody sitzt meistens in der dunkelsten Ecke des Turmes, weil sie sichdort am wohlsten fühlt. Wenn du willst, werden die beiden dich begleiten.«
Alexander nickt.
Die Herrin des Lichts winkt Orkanubas, der die ganze Zeit an der Treppe gestanden hat, zu sich und gibt ihm ein paar Anweisungen. Orkanubas verbeugt sich und geht die Treppe hinunter.
Die Herrin des Lichts löst das Seil, mit dem Koko angebunden ist, damit er nicht von der Plattform stürzen kann. »Hast du gehört, was ich mit Alexander besprochen habe?«
»Natürlich«, antwortet Koko. »Ich höre alles.«
»Und? Wirst du mit ihm gehen?«
»Klar, wenn ich dir damit helfen kann«, antwortet Koko.
»Nicht nur mir«, sagt sie. »Du kannst allen Lebewesen im Land des Lichts helfen.«
»Mach ich.« Koko kommt auf Alexander zu, als könne er ihn sehen. Er tastet nach seinen Beinen und schnüffelt an ihnen.
»Du riechst anders als wir«, sagt er. »Das ist gut. So kann ich dich immer erschnüffeln, wenn du mal verloren gehst.«
Er klettert an Alexander hoch und hockt sich auf die rechte Schulter. »Von mir aus kann’s losgehen!«
»Der ist ja lustig«, sagt Alexander.
»Das stimmt«, bestätigt die Herrin des Lichts. »Und er ist klug, sehr klug. Was aber für dich noch wichtiger ist, er hört ausgezeichnet. Das wird euch im Land der Finsternis sehr hilfreich sein.«
»Ich höre sogar die Regenwürmer kriechen«, behauptet Koko.
»Gib nicht so an«, tadelt ihn die Herrin des Lichts.
Da steckt Koko den Kopf unter den Arm.
»Schon gut«, sagt Alexander und tätschelt Koko. »Ich glaub dir ja.«
Die Herrin des Lichts ruft Xenody zu sich, erklärt ihr, worum es geht, und fragt, ob sie Alexander und Koko begleiten möchte.
»Wenn’s unbedingt sein muss«, brummelt Xenody.
»Du musst nicht«, sagt die Herrin des Lichts. »Wenn du dich vor der Finsternis fürchtest, kannst du wieder unter die Treppe fliegen.«
»Warum sollte ich mich vor der Finsternis fürchten?«, fragt Xenody schon fast beleidigt. »Ich bin gern im Dunkeln.«
»Dann muffel nicht so rum und komm mit!«, sagt Koko.
»Ich muffel überhaupt nicht rum, du Quatschtüte!«, wehrt sich Xenody. »Aber so eine Entscheidung muss gut überlegt sein.«
»Du musst …«
»Du musst jetzt still sein!«, unterbricht die Herrin des Lichts Koko. Und zu Xenody sagt sie: »Gerade weil du gern im Dunkeln bist, habe ich gedacht, dass du Alexander bei seiner schweren Aufgabe helfen könntest.Niemand von uns sieht im Dunkeln so gut wie du. Das kann lebenswichtig sein.«
»Jaja, ich geh ja mit ihm.« Xenody flattert auf Alexanders linke Schulter.
»Danke«, sagt die Herrin des Lichts.
Im gleichen Augenblick kommt Orkanubas die Treppe herauf. Er bringt eine dicke Schnur und ein Täschchen.
Die Herrin des Lichts öffnet das Täschchen und sagt zu Alexander: »Da drin sind zwei goldene Früchte. Wenn du eine davon isst, wird es im Land der Finsternis hell.«
»Wie lange bleibt es dann hell?«, möchte Alexander wissen.
»Was meinst du mit wie
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