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Die geheimnisvollen Pergamente

Die geheimnisvollen Pergamente

Titel: Die geheimnisvollen Pergamente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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noch immer unsere Waffen«, sagte Henri. In den vergangenen Stunden hatten sie ihre gesamte Ausrüstung durchgesehen und bereitgelegt. Noch immer hofften sie, die Waffen nicht gebrauchen zu müssen. Sean wandte sich an Uthman, der den Sitz seines Dolches in der Scheide überprüfte. »Ich werde mich mit deiner Hilfe in den Gassen und auf den Plätzen umsehen. Du kennst das alles hier, zeig mir, was Jerusalem zu bieten hat. Vielleicht sehen wir ja auch den Steinewerfer. Ich bin bereit, Uthman.«
    »Wenn Allah es will«, antwortete Uthman zurückhaltend. »Versprich dir nicht zu viel, Sean.«
    Seit Sean das Haus betreten hatte, schienen die Gefährten neuen Mut gefasst zu haben. Jeder von ihnen war entschlossen, zu handeln. Um in das Haus Mustansirs eindringen zu können, brauchte es erfahrene Krieger. Dass dies wirklich passieren könnte, hielt selbst Uthman für ausgeschlossen.
    »Mir ist hier alles fremd«, sagte Sean. »Morgen weiß ich mehr. Gehen wir, Uthman?«
    »Ja. Tun wir etwas, bevor uns die anderen zu etwas zwingen.«
    Sean trug unter dem dunklen Burnus einen Lederwams und seinen Dolch, den er hinter dem Stoffgürtel versteckt hatte. Uthman und Sean gingen die Treppe hinunter, öffneten die Haustür und spähten nach rechts und links. Als sie auf die Gasse traten, waren sie sicher, dass sie niemand beobachtete. Ihre Schritte waren so gut wie lautlos, und lautlos glitten auch ihre Schatten über das Pflaster und die Mauern.
     
    Abdullah ibn Aziz und seine zehn Männer hatten sich zuerst im Großen Basar von Al Quds verteilt und wollten dort die wichtigsten und einflussreichsten Händler aufsuchen. Als Abdullah zwischen den Säcken und Körben des größten Händlers im Schatten des überdachten Basars sich zum Tisch bewegte, an dem der Händler am klappernden Abakus rechnete, hielt er sich die Nase zu; das Duftgemisch der scharfen, milden oder bitteren Gewürze drang wie stechender Rauch bis in seine Stirn.
    »Ich bin der Abgesandte eines reichen und mächtigen Mannes«, begann Abdullah, »eines überaus gläubigen Muslims, einer Säule des Glaubens und eines Kenners des Koran. Sein Ziel ist es, die Stadt von den Überbleibseln der Kreuzritter zu säubern.«
    »Ein lobenswertes Anliegen. Inshallah.« Der Händler hob nicht einmal den Kopf. Abdullah zuckte mit den Schultern und redete weiter.
    »Zu diesem Zweck fordert er alle aufrechten Muslime auf, sich zu einem bestimmten Zeitpunkt, nach dem Gebet in der Moschee, vor einem bestimmten Haus zu versammeln. Es gehört einem Muslim, wird aber von Ungläubigen bewohnt. Ich und du und viele andere müssen diese Ungläubigen mit wütendem Geschrei und geschwungenen Waffen mit aller Entschlossenheit vertreiben.«
    »Eine ehrenvolle, aber mir zu schwere Aufgabe. Ich schreie nicht, ich schwinge nur Gewichte und rechne mit aller Entschlossenheit.«
    »Er sucht auch nach einer Christin, die sein Sohn, ein ehrlicher Muslim, mit aller Inbrunst begehrt.« Abdullah begann zu ahnen, dass Abu Lahabs Versuch, Glaubensbrüder zu mobilisieren, möglicherweise keinen oder nur geringen Erfolg haben würde.
    Der reiche Händler zeigte sich völlig unbeeindruckt. Er rechnete weiter, ohne Abdullah viel Beachtung zu schenken, und antwortete mürrisch: »Es gibt in der Stadt viele Christen, Christinnen, Juden, Jüdinnen, Armenier und zahlreiches anderes Volk. Schwerlich wird seine Suche von Erfolg gekrönt sein.«
    »Du kennst nicht die schönste aller jungen Christinnen?«
    »Wenn sie meine Gewürze kaufen sollte, so hat sie sich geschickt verschleiert und spricht unsere Sprache wie du und ich.«
    »Und du oder deine gläubigen Helfer – ihr werdet auch nicht das Christenhaus belagern?«
    »Versuch dein Glück bei jemand anderem«, beschied ihm der Händler. »Ich habe Besseres zu tun. Die Zeiten sind hart, und meist ist der Verdienst karg.« Er kippte den Abakus um und notierte eine Zahl. »Wenn du Gewürze oder einen Rat benötigst…«
    »Ich höre?«
    »Mohnsamen, Sternanis und Narde sind preiswert. Zusammenrottungen und Belagerungen sind nicht gut für das Geschäft.« Der Händler hob die Schultern und deutete auf die Preistafel.
    Es war aussichtslos. Dieser Mann würde vor dem Haus der Ungläubigen keine Steine werfen. Abdullah verabschiedete sich und ging fort durch den schmalen Gang, hindurch zwischen herb riechenden und vielfarbigen Gewürzen.
    Eine halbe Stunde später traf er mit dreien seiner Männer zusammen.
    »Wart ihr erfolgreich?«
    »Hier ja, dort nicht. Wir

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