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Die geheimnisvollen Pergamente

Die geheimnisvollen Pergamente

Titel: Die geheimnisvollen Pergamente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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Juden zu tun habe.«
    »Wüsste ich, wem das alles nützt, wäre ich klüger«, sagte Joshua. »Dann würde ich vielleicht auch denjenigen oder diejenigen Männer kennen, die uns hassen.«
    »Ich kann mir vieles vorstellen«, sinnierte Sean laut. »Aber selbst wenn mich die Räuber gefesselt hierher geschleppt hätten, wie hätte ich, ebenfalls für die Muslime ein Ungläubiger, etwas ändern können?«
    »Wenn jemand den Tod der Ungläubigen wünscht, meint er mich und Henri. Wir sind einigermaßen sicher in diesem Haus, aber dich hätten sie wahrscheinlich vor den Mauern geopfert.«
    »Ist es so ernst?«
    »So scheint es. Ich bin sicher, dass sich hier etwas zusammenbraut.« Joshua zog den Kopf zwischen die knochigen Schultern.
    »Was sagen Henri und Uthman dazu?«
    Der Gelehrte rückte seine Brille gerade und nickte schwer. »Sie sind, bei allen Unterschieden des Glaubens und der reinen Lehre, derselben Meinung. Wir sollten unsere Schwerter schärfen.«
    »Uthman wird uns sicherlich gute Ratschläge geben können. Es ist gut, ihn auf unserer Seite zu haben«, sagte Sean nachdenklich. »Ist er im Haus?«
    »Er betet in der Moschee und sieht sich in der Stadt um«, antwortete Joshua und deutete mit beiden Händen auf die Schalen und Krüge. »Iss, Sean, damit du wieder zu Kräften kommst. Du wirst sie brauchen.«
    Henris ehemaliger Knappe ließ sich das nicht zweimal sagen und langte tüchtig zu.

9
    Abu Lahabs Gefolgsleute
     
    Abdullah ibn Aziz lehnte an der Säule des Vordachs und presste die rechte Hand über dem Herzen gegen seine Brust.
    »Wir waren gewissenhaft, bei Allah!«, sagte er. »Wir haben ihn gefesselt und bewacht. Er ist erst entkommen, als ich mit meinen Reitern zu dir galoppiert bin, Effendi Lahab.«
    Abu Lahab starrte Abdullah halb verzweifelt, halb wütend an. Er saß auf einem Würfelhocker vor einem Tischchen im schattigen Garten seines Hauses.
    »Ein junger Ungläubiger mehr ist in der Stadt! Wir hätten die ganze Wut, den ganzen Hass auf ihn lenken können. Wie habt ihr ihn gefunden? Und wo?«
    »Auf der Straße zwischen Akkon und Sichern. Weizenfarbenes Haar und blaue Augen lassen sich nicht verstecken. Auch seine Sprache hat ihn verraten. Er redet gutes Arabisch, kennt aber nicht viele Worte.«
    »Er ist entkommen. Inshallah«, antwortete Abu Lahab grollend. »Wenn er sich in Al Quds versteckt, wird er zu finden sein. Du und deine Männer – ihr werdet ihn suchen. Wo die beiden anderen Ungläubigen wohnen, weiß ich.«
    Abdullah ibn Aziz verbeugte sich und packte den Griff seines Krummschwerts. Ein verirrter Sonnenstrahl ließ die goldene Perle in seinem Ohr aufstrahlen.
    »Wir gehorchen, o weiser Führer. Was befiehlst du?«
    Abu Lahabs Arm beschrieb eine weit ausholende Geste. Mit knarrender Stimme, aus der sein ganzer Zorn sprach, sagte er: »Geht in den Basar und auf die Märkte. Ihr werdet überall Muslime finden, die meiner Meinung sind und die Ungläubigen hassen. Oder sie werden sie hassen, wenn du mit ein paar Drachmen nachhilfst.«
    »Sei gewiss, Effendi, dass du auf diese Weise eine große Menschenmenge zusammenrufen kannst. Wann sollen sie bereit sein?«
    »In zwei Tagen. Nach dem Mittagsgebet.«
    Abdullah nickte schweigend.
    »Es geht um das Haus von Umar ibn al-Mustansir in der Nähe des Jüdischen Viertels. Ich weiß, dass Uthman, Umars Sohn, dort mit Christen und Juden lebt. Sei vorsichtig – man hat mir gesagt, dass Uthman ein rücksichtsloser Krieger ist, der keine Furcht kennt.«
    »Wir werden unsichtbar sein wie die Dschinn, Herr!«
    Abdullah war sichtlich erschöpft und vom langen Ritt verdreckt. Aber die Blicke seiner Augen, unter den staubigen Brauen hervor, waren wachsam und klar.
    Abu Lahab deutete mit dem Zeigefinger zum Himmel und fuhr fort: »Unheil und Tod den Ungläubigen!«, rief Abu Lahab unterdrückt. »Wenn der Kaiser der Ungläubigen erfährt, dass die Nachfahren der Kreuzritter bedroht sind, wird er ein Heer schicken. Und unsere Heere werden viele gute Schwerter brauchen. Es wird ein Leben in Macht und Reichtum sein, für uns alle, selbst für dich und deine reitenden Taugenichtse.«
    »Zweifellos, o Herr der Schwertschmiede«, antwortete Abdullah scheinbar ungerührt. Abu Lahab vermochte aus der Stimme keinen Vorwurf oder Spott herauszuhören. »Wir werden zuerst unsere Herzen und Körper reinigen, anschließend uns in der Moschee niederwerfen, und dann bekommst du, was du willst.«
    »Recht so. Seid schnell und zuverlässig. Verliert das Ziel nicht

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