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Die geheimnisvollen Pergamente

Die geheimnisvollen Pergamente

Titel: Die geheimnisvollen Pergamente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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haben mit Münzen nachhelfen müssen. Ungefähr zwei Dutzend kleine, arme Händler und Wasserverkäufer warten auf unsere Befehle. Ein ärmliches Heer, in Lumpen gekleidet. Sie werden mit faulen Melonen und abgenagten Knochen werfen.«
    »Besser als gar nichts«, antwortete Abdullah. »Macht weiter. Je mehr, desto besser. Hat einer etwas über diese Christin erfahren?«
    »Nein. Auch nicht darüber, wohin der Sohn des Abu Lahab nachts liebestrunken rennt.«
    Ich hab’s gewusst, dachte Abdullah ibn Aziz. Abu Lahab hat sich alles sehr viel einfacher und leichter vorgestellt. Aber er war Lahabs Mann, und er musste und würde weiter versuchen, seinen Befehl zu befolgen. Er beschwor seine Männer, noch mehr Glaubensbrüder zum Aufruhr vor dem Haus der Ungläubigen zu überreden. Dann ging er weiter zum nächsten Basarhändler.
     
    Während Uthman und Sean langsam durch die Gassen entlang hoher Mauern schlenderten, erzählte Uthman dem Freund vieles über die Stadt. Wessen Haus hinter diesen Mauern stand, wer hier und dort wohnte, welche Gasse steil aufwärts, steil abwärts oder zwischen Hausfronten schlängelnd verlief. Er verriet Sean, wo es ruhige Ecken gab und wo Menschen wohnten, deren Armut sie neidisch auf den Reichtum des Nachbarn machte. Darüber hinaus erfuhr der junge Mann, welche Namen die Gassen zur Zeit der christlichen Besatzung gehabt hatten, und Sean versuchte, sich alles zu merken.
    »Mein Vater war hier sehr angesehen und beliebt. Sein Haus stand jedem offen, der Rat oder Hilfe suchte. Er hat, getreu den Gesetzen der muslimischen Gastfreundschaft, nicht nur Muslime bewirtet. Aber mit den Jahren hat sich vieles verändert.«
    »Und du bist einer der Knaben gewesen, die hier durch die Gassen rannten und jeden Winkel kannten, nicht wahr?«, fragte Sean. Sie redeten leise, obwohl kein anderer Spaziergänger nahe genug war, um verstehen zu können, worüber sie redeten.
    »Ich kannte jeden größeren Stein«, murmelte Uthman. »Aber auch die Steine, Mäuerchen und Wände haben sich verändert. Die Bäume hatten viele Jahre, um zu wachsen. Viele Menschen zogen fort, andere zogen dafür in ihre Häuser. Aber in Wirklichkeit ist alles noch so, wie es damals war.«
    Uthman und Sean waren in engen Kreisen, in einer Art Spirale, um das Haus herumgewandert, treppauf und treppab. Sie sahen viele Menschen, die sich völlig unverdächtig verhielten. Nicht ein einziges Mal lief ihnen jemand über den Weg, der Ähnlichkeit mit jenem Steineschleuderer hatte.
    »Ihr habt ihn doch eigentlich niemals richtig gesehen?«, fragte Sean.
    »Nicht direkt. Aber es gibt ihn. Und er führt etwas im Schilde. Deswegen treiben wir uns in der größten Hitze an den Stätten meiner Jugend herum.«
    »Krüge gehen so lange zum Brunnen, bis sie brechen«, antwortete Sean zuversichtlich.
    »Wahr gesprochen.«
    Nach zwei Stunden, schweißüberströmt und durstig, näherten sich die beiden Gefährten wieder dem Wohnhaus al-Mustansirs. Als sich Sean umwandte, um Uthman eine Frage zu stellen, bemerkte er hinter einem Mauervorsprung einen Schatten. Zunächst bewegte sich dieser Schatten nicht, dann aber fiel er lang über die Gasse, wurde breiter und schmaler und zuckte zurück.
    »Dort! Da rennt jemand weg«, stieß Sean hervor, wirbelte halb herum und rannte los, auf den Mauervorsprung zu. »Das ist er. Oder nicht?«
    Warum, dachte er, während er dorthin hastete, wo der Schatten verschwunden war, rannte jemand vor ihm und Uthman weg? Jeder andere bewegte sich langsam und ruhig. Sean lief fünfundzwanzig Schritte die Gasse hinunter, schaute nach links und sah, wie am oberen Ende der Treppe, die etwa fünfzig Stufen zählte, jemand davonlief. »Halt«, rief er auf Arabisch. »Bleib stehen.« Doch der Flüchtende bog, ohne zu zögern, nach rechts ab. Sean erhaschte nur noch einen Blick auf einen dunkelbraunen Burnus und sprang die weit auseinanderliegenden Stufen hinauf, so schnell wie er konnte. Oben sah er drei bogenförmige Eingänge in andere Quergassen. Er vergaß Uthman, der wahrscheinlich hinter ihm herrannte. Vor ihm erstreckten sich weiß gekalkte Mauern, halb eingelassene Säulen, geschlossene Türen in verschiedenen Farben, Bruchsteinmauern und andere aus regelmäßigen Quadern. Rechts von ihm hüpfte klickend ein losgetretener Kiesel über die Stufen.
    Sean hastete die schmale, leere Gasse entlang und hielt Ausschau nach dem Flüchtenden. Hinter sich hörte er die schnellen Schritte Uthmans. Hinter einer schlanken Säule, halb im

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