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Die geheimnisvollen Pergamente

Die geheimnisvollen Pergamente

Titel: Die geheimnisvollen Pergamente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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ein Sohn, der im Haus seines reichen Vaters lebt.«
    »Ich kann dich verstehen«, murmelte Joshua. »Lasst ihm Zeit und helft ihm«, sagte er, an Henri, Uthman und Sean gewandt.
    »Ich werde ihn nicht drängen.« Henri lehnte sich zurück und betrachtete Suleiman mit prüfend. Als sich ihre Blicke trafen, sagte er: »Es ist doch merkwürdig: diese Schriften, deine Hartnäckigkeit, mit der du uns beobachtet hast, diese gefährlichen Vorfälle. Was willst du wirklich, Suleiman?«
    Der junge Araber zögerte nicht und antwortete: »Mit euch zusammen, an eurer Seite und für euch kämpfen, und zwar für eine Welt, in der alle Menschen und alle Religionen friedlich zusammenleben können. Gleichgültig, wie der Name ihres Gottes ist.«
    »Umfasst deine Welt nur diese Heilige Stadt oder gar viele andere Länder?«, erkundigte sich Joshua mit sanfter Stimme.
    »Ich bin hier aufgewachsen«, sagte Suleiman. »Ich kenne nur meine Sprache, aber ich kann in ihr schreiben, wie Ihr wisst. Außerdem beherrsche ich ein paar Worte Griechisch und ein bisschen in Latein. In anderen Ländern würde ich so hilflos sein wie… wie Sean mitten in Al Quds.«
    »Aber wir werden nicht für immer in Jerusalem bleiben können«, gab Uthman zu bedenken. »Wir sind Wanderer, wir reisen viel umher, und oft genug mussten wir vor dem Hass anderer flüchten.«
    »Allein werde ich Al Quds nicht verlassen«, sagte Suleiman einige Atemzüge später, »wohl aber mit euch zusammen.«
    »Du lebst im Haus deines Vaters?«
    »Im Haus meines reichen Vaters«, bestätigte Suleiman. »Ohne ihn bin ich ein Nichts. Und er wird mir verbieten, die Christin zur Frau zu nehmen.«
    Joshua warf die Arme in die Höhe und rief beschwörend: »Bei Gott! Verlangt nichts Unmögliches! Helft ihm, so, wie er uns geholfen hat.«
    »Ein weiser Rat, Joshua!«, sagte Sean. Er wandte sich an Suleiman.
    »Was tun wir beide morgen?«
    »Morgen wird es friedlich und ruhig sein in der Stadt und überall im Land«, antwortete Suleiman. »Keine Händler macht Geschäfte, der Basar ist geschlossen, die Moscheen sind voller Gläubigen.«
    »Der beste Tag, um mir jeden verborgenen Winkel der Stadt zu zeigen, Schüler Suleiman«, sagte Sean lachend. »Dafür bringe ich dir die wichtigsten Worte in meiner Sprache bei.«
    Trotz seiner Unschlüssigkeit lachte auch Suleiman und legte die Hand auf die Brust.
    »Allahu Akbar!«, antwortete er. »Damit können wir gleich anfangen.«

13
    Abu Lahab ben Taimiyas Reich der Träume
     
    Abdullah ibn Aziz überragte, auch ohne Turban, Abu Lahab um zwei Handbreit. Er musste sich häufiger unter schwer herunterhängenden Ästen bücken als sein Herr, der an seiner rechten Seite durch die blühende Pracht des Gartens spazierte. Die Männer redeten leise miteinander, obwohl niemand da war, der sie hätte belauschen können. Die Gesichter von Abu Lahab und Abdullah waren ernst und verschlossen.
    »Du sagst, die beiden toten Männer – Allah gewähre ihnen ewiges Leben! – sind deine besten Meuchler gewesen?«
    Abu Lahabs Stimme grollte und polterte heiser. Seine Enttäuschung war deutlich spürbar.
    »Sie waren die besten. Schnell wie Jagdfalken und lautlos wie Schlangen. Beide waren Meister des Schwertes. So sehr ich es verabscheue, diese Wahrheit auszusprechen, aber die Ungläubigen waren die besseren Kämpfer in der Nacht.«
    »Mein Plan, den Juden und die Christen zu vertreiben, ist also fehlgeschlagen.« Abu Lahab hatte keine Augen für die Blüten und die sorgfältig beschnittenen Büsche, die prächtigen Schmetterlinge oder für das Sonnenlicht, das auf den winzigen Wellen und Strudeln des Brunnens funkelte. »Der Krieg gegen die Ungläubigen ist also in weite Ferne gerückt. Niemand wird meine Schwerter kaufen!«
    »Du willst tatsächlich einen Krieg entfachen, Effendi?«
    Abdullah legte den Kopf schräg und starrte in Abu Lahabs Gesicht. So deutlich hatte der Effendi seine Absichten noch nie kundgetan.
    »Nur einen kleinen, Abdullah. Manche Botschaften sind schneller als galoppierende Boten. Besonders die schlechten. Wenn wir die Ungläubigen nicht vertreiben können, wenn wir sie nicht einmal erschlagen können, müssen wir eben beweisen, dass sie sich gegen unseren Glauben verschwören. Wir müssen darlegen, dass sie unseren Propheten beleidigen oder sonstwas. Irgendetwas wird sich schon finden.«
    Noch immer träumte er seinen Großen Traum, dachte Abdullah, dem viel daran gelegen war, so lange in seiner gut bezahlten Stellung und an Abu Lahabs

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