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Die geheimnisvollen Pergamente

Die geheimnisvollen Pergamente

Titel: Die geheimnisvollen Pergamente Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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dessen Freunde«, fügte Henri hinzu.
     
    Nach dem zweiten Ruf des Muezzins war ein lautes Klopfen an der Haustür zu hören. Mara ließ Suleiman ein und wies ihm den Weg hoch zum Dach.
    »Salaam«, rief er und begrüßte die Gefährten. »Wenn ihr hört, was vorgefallen ist, werdet ihr verstehen, warum ich gestern Abend nicht gekommen bin, wie ich es versprochen hab.«
    »Setz dich«, forderte ihn Joshua auf. »Und dann erzähle: Was hat dich aufgehalten?«
    »Ich habe einen halben Tag und eine halbe Nacht nach Mariam gesucht«, antwortete Suleiman. »Ich habe mir Sorgen gemacht und das Schlimmste vermutet. Aber sie ist nur mit ihrem Vater aus der Stadt geritten.«
    Henri runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht. Wovon sprichst du? Wer ist Mariam?«
    »Die schönste Frau in Jerusalem. Ich liebe sie.« Suleiman sah sich um. »Eine Christin. Die junge Christin, die mich liebt.«
    Als er die Begeisterung und die ehrliche Freude im Gesicht des jungen Muslims sah, dachte Henri wieder an seinen Traum. Es war auch Joshuas und Uthmans Traum. Junge Menschen als Streiter für den Frieden zwischen den Religionen zu gewinnen und sie auszubilden. Sean und Suleiman könnten die ersten Schüler sein – kampferprobt, gewandt im Umgang mit anderen, vielsprachig und über ein breites Wissen verfügend. Es war noch zu früh, feste Pläne zu schmieden – aber irgendwann musste man damit beginnen. Er hörte schweigend, was Suleiman berichtete.
    »Heute um Mitternacht lief ich vom Fischmarkt, wo Mariam lebt, nach Hause. Unterwegs habe ich Männer gesehen, die zwei Tote auf Leitern durch die Stadt schleppten und dann begruben. Stellt euch vor, sie beerdigten sie direkt neben der Gartenmauer meines Vaters. Alle waren schwarz gekleidet und hatten große Eile an den Tag gelegt.«
    »Dort drüben«, Uthman deutete zur Brüstung, »sind gestern Nacht zwei gedungene Mörder eingestiegen, die uns umbringen wollten. Henri ist zum Glück durch das Knarzen einer Treppenstufe auf sie aufmerksam geworden und hat sie außer Gefecht gesetzt. Leider sind sie dabei umgekommen.«
    Suleiman zuckte zusammen. Sein Gesicht färbte sich fahlweiß. Ungläubig runzelte er die Stirn, dann schüttelte er den Kopf.
    »Wir haben sie in die Gasse hinuntergeworfen. Ihre Komplizen sind dann mit den Leichen davongerannt«, schloss Sean. »Weißt du, wer die Kerle waren?«
    »Vielleicht kenne ich ihren Anführer«, antwortete Suleiman verwirrt. Seine Augen waren vor Schreck geweitet. Er schien nicht glauben zu können, was er eben gehört hatte.
    »Ihr habt gegen die Männer gekämpft?«
    »Hier, auf der Treppe«, sagte Henri. »Sie hatten Schwerter und Dolche bei sich. Ich konnte sie Gott sein Dank überraschen. Ihre Schwerter haben wir hier behalten.«
    Suleiman bedeckte sein Gesicht mit den Händen und schwieg. In seinem Inneren wisperte eine Stimme: Du weißt, wer die Schwerter geschmiedet hat! Als er den Kopf hob und sein Blick Joshua traf, sagte er: »Ich bin sicher, dass ich den Anführer erkannt habe. Ich bin mit ihm… er hat mich kämpfen gelehrt, mit allen Waffen. Er ist ein aufrechter Mann und kein Mörder. Er hat mich fünf Jahre oder länger beschützt.«
    »Allahu Akbar«, murmelte Uthman. »Was für eine seltsame Welt.«
    Sean setzte sich neben Suleiman, legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte: »Als der Mob vor dem Haus Steine geworfen hat, ist er von einem großen, schlanken, schwarzhaarigen Mann mit scharfen Gesichtszügen angefeuert worden. Ich habe diesen Kerl wiedererkannt, es war der Anführer einer Bande, die mich entführt hatte.« Er wies mit dem Kopf in die andere Richtung. »Dann kamst du und hast die Menge verscheucht. Kennst du diesen Mann, Suleiman?«
    »Ich kenne ihn.« Suleiman nickte schuldbewusst.
    »Ist es der, den du nachts beobachtet hast? Der Anführer der Assassinen?«
    »Genau der ist es.«
    Sean zuckte mit den Schultern. Henri, der ihn scharf beobachtete, war bewusst, dass Suleiman die Wahrheit sprach, den Mann, den er kannte, aber nicht verraten wollte. An Suleimans Stelle und in dessen Alter hätte er selbst auch lange gezögert, einen Mann zu verraten, selbst einen solchen Schuft wie diesen.
    »Sagst du uns, wer es ist?«
    »Zwingt mich nicht dazu. Ihr werdet es erfahren.« Suleiman schüttelte verzweifelt den Kopf. Auf Henri wirkte er fast bemitleidenswert. »Wisst ihr, mit diesem Mann und mit dem, was er tut, hängt vieles andere zusammen. Ich muss darüber nachdenken und mir über einiges klar werden. Ich bin nur

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