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Die geheimnisvollen Zimmer

Titel: Die geheimnisvollen Zimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Elvestad
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Schwarzes unter einem Baum, wenige Schritte vom Wege, und ich ging dorthin. Es war der Patron. Ich schüttelte ihn, aber er war tot. Er hat sich wohl das Leben genommen, dachte ich gleich, als ich die Pistole in seiner Hand sah. Ich rief den Stallknecht und ein paar andere zu Hilfe, und wir trugen die Leiche hier herauf. Das ist alles, was ich weiß.«
    Asbjörn Krag überlegte eine Weile, dann fragte er:
    »Hat keiner von Ihnen Herrn Aakerholm gesehen, nachdem wir zur Stadt gefahren waren?«
    »Ich ging sofort in mein Zimmer«, sagte der Arzt, »und sah ihn also nicht mehr. Ich glaubte, der alte Herr habe sich zu Bett gelegt.«
    »Marianne hat ihn gesehen«, erklärte der Koch.
    »Wer ist Marianne?« fragte Krag.
    »Das Hausmädchen.«
    »Holen Sie sie herein.«
    Im nächsten Augenblick trat Marianne ein. Es war ein rothaariges Mädchen von etwa dreißig Jahren. Sie hatte Tränen in den Augen.
    »Wie ich höre, sind Sie es, die Herrn Aakerholm zuletzt gesehen hat«, begann Krag.
    »Ich sah ihn, als er aus dem Hause ging«, antwortete sie. »Ich war im Wohnzimmer, um alles in Ordnung zu stellen. Während ich damit zu tun hatte, kam er herein.«
    »Sagte er etwas?«
    »Er fragte, ob die Herren wirklich nach dem Klub gefahren sind. Darauf antwortete ich ihm, daß ich nicht weiß, wohin sie gefahren sind, aber ich sah sie eben mit dem Schwarzen fortfahren.«
    »Nun – weiter.«
    »Dann begann er zu suchen.«
    »Zu suchen?«
    »Ja, nach einem Buch.«
    Asbjörn Krag und der Arzt wechselten einen raschen Blick.
    »Fand er das Buch?« fragte der Detektiv.
    »Nein, und darüber war er sehr böse. Er zankte: ›Es lag ja noch vor einem Weilchen hier. Ist denn alles hier im Hause verhext?‹ sagte er. Er suchte über eine Viertelstunde, aber er fand das Buch nicht. Dagegen ...«
    Da trat Bengt plötzlich auf sie zu.
    »Was sagen Sie?« schrie er. »Er fand das Buch nicht?«
    Aber dann beruhigte er sich schnell wieder und fügte hinzu:
    »Nun, das ist ja auch ganz gleichgültig. Ich dachte an etwas ganz anderes.«
    Asbjörn Krag sah Bengt scharf an, und dieser wandte sich vor seinen Blicken ab.
    Marianne fuhr fort:
    »Dagegen fand er ... uh ...«
    Sie begann wieder zu weinen und zitterte am ganzen Körper.
    »Was fand er?«
    Das Mädchen zeigte auf die Pistole und stammelte voll Entsetzen und Abscheu: »Die ... die da.« »Die Pistole also.«
    »Ja. ›Liegt sie noch immer hier?‹ sagte er und steckte sie in die Tasche. Darauf ging er.«
    »In den Park hinunter?«
    Marianne begann unsicher zu werden.
    »Nein ... er ging den anderen Weg, durch die kleine Allee.«
    »Fanden Sie es nicht merkwürdig, daß er so spät ausging?«
    »Nein, das fand ich gar nicht merkwürdig.«
    »Warum nicht?«
    Es verging fast eine Minute, ehe Marianne antwortete. Dann sagte sie leise und verlegen:
    »Weil er durch die kleine Allee ging.«
    Da mischte Bengt sich wieder in das Gespräch.
    »Ich sehe die Notwendigkeit dieses eingehenden Verhörs nicht ein«, sagte er, »das wirkt beunruhigend und aufregend auf die Dienerschaft und auch auf mich.«
    Asbjörn Krag nahm keine Notiz von ihm, sondern stellte unbeirrt seine weiteren Fragen.
    »Wohin führt denn die kleine Allee?«
    »Sie führt zu ... zu Hjelms.«
    »Aha, nun verstehe ich – zu Aakerholms Braut also.«
    »Ja«, antwortete Marianne. »Frau Hjelm wohnt mit ihrer Mutter ganz in der Nähe.«
    »Schorn. Ich danke Ihnen, weiter brauche ich nichts zu wissen.«
    Marianne, der Koch und der Knecht verließen das Zimmer. In der Tür warfen sie noch einen scheuen Blick auf das Sofa, auf dem Aakerholms Leiche unter dem weißen Bettuch lag.
    Als sie verschwunden waren, trat Krag an den Toten heran.
    »Mit Ihrer Erlaubnis«, sagte er zu Bengt, »werde ich mir Herrn Aakerholms Schlüssel ans seiner Tasche nehmen.«
    »Was wollen Sie damit?«
    »Wir brauchen sie alle.«
    »Wozu?«
    »Nun, wir werden jetzt die drei Zimmer besichtigen.«
    »Finden Sie das sehr pietätvoll gegen den Verstorbenen?« wandte Bengt ein. »Wir müssen es tun.«
    »Nun, so tun Sie es meinetwegen«, gab der junge Mann nach.
    Krag nahm die Schlüssel.
    Der Arzt bewunderte im stillen die unerhörte Ruhe und Sicherheit seines Freundes. Nun war er auf seinem Gebiet, nun war er bei der Arbeit. Er berechnete und handelte ohne Schwierigkeit. Zwar war er ein wenig bleich, doch keine Miene in seinem steinernen Antlitz verriet Unruhe oder Unsicherheit. Seine Augen aber funkelten und sprühten wie Katzenaugen im Dunkeln.
    »Sehen Sie«,

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