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Die geheimnisvollen Zimmer

Titel: Die geheimnisvollen Zimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Elvestad
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entsetzlich!«
    Krag ließ sofort wieder das Tuch über die verzerrten Züge fallen.
    »Ich verbiete jedem, die Leiche zu berühren«, befahl er strenge. »Sie muß in unveränderter Stellung hier liegenbleiben, bis ich eine andere Anweisung gebe.«
    Bengt schien anfangs erstaunt und verstimmt über seinen befehlenden Ton. Doch er faßte sich rasch und sagte zu den Leuten:
    »Richtet euch nach des Herrn Doktors Befehlen.«
    Zu Krag gewandt, fuhr er fort:
    »Ich bevollmächtige Sie, alles zu tun, was in dieser Sache erforderlich ist.«
    Krag nickte gleichgültig.
    »Ich bitte Sie, mir einen leichten Schlitten mit einem raschen Pferde zur Verfügung zu stellen«, sagte er. »Ich muß ein paar Telegramme absenden.«
    Er wies auf die Tür.
    »Schicken Sie die Neugierigen fort, sie haben hier nichts zu schaffen. Und dann lassen Sie den oder die hereinkommen, die die Leiche fanden.«
    »Ich sah die Leiche zuerst«, sagte der Koch und trat ernst und schwer ins Zimmer.
    »Und ich hörte die Schüsse«, rief ein Knecht und folgte ihm.
    »Schüsse?« fragten Bengt und Krag zugleich. »Waren es denn mehrere?«
    »Ja«, erwiderte der Arzt, der sich nun allmählich wieder zu sammeln begann, »man hat zwei Schüsse gehört.«
    »Gut«, erklärte Krag. »Schließen Sie die Tür.«
    Die Mägde und Knechte entfernten sich, und die Tür wurde geschlossen.
    Asbjörn Krag befragte zunächst den Knecht.
    »Sie hörten also die zwei Schüsse?« wandte er sich an ihn.
    »Ja.«
    »Wo befanden Sie sich in dem Augenblick, da sie fielen?«
    »Ich hatte eben die Pferde versorgt und die Stalltür geschlossen.«
    »Wie spät war es?«
    »Die Turmuhr schlug gerade elf. Ich blieb stehen und zählte die Schläge.« »Waren Sie allein?« »Ja.
    »Sind Sie auch ganz sicher, daß kein Mensch in der Nähe war?«
    »Ganz sicher nicht. Aber es ist ja heller Mondschein, wäre also jemand draußen gewesen, so hätte ich ihn doch wohl gesehen.«
    »Und Sie hörten deutlich zwei Schüsse?«
    »Ja, erst hörte ich nur einen Schuß.«
    »Konnten Sie gleich die Richtung bestimmen, aus der er kam?«
    »Ich erkannte sofort, daß im Park geschossen wurde.«
    »Was taten Sie da?«
    »Ich bekam es erst mit der Angst, aber dann lief ich über den Hof und rief Andresen, den Koch. Gleich nachdem ich ihn gerufen hatte, hörte ich den zweiten Schuß.«
    »Wieviel Zeit lag zwischen den beiden Schüssen?«
    »Nur ein paar Sekunden. Ich glaube, kaum eine halbe Minute.«
    »Merkten Sie einen Unterschied zwischen den beiden Schüssen? Ich meine, war der eine Schuß stärker als der andere?«
    Der Knecht überlegte einen Augenblick.
    »Das kann ich nicht so bestimmt sagen«, antwortete er dann. »Aber wo Sie mich nun danach fragen, scheint es mir, als wenn der erste Schuß stärker war als der zweite. Dieser klang vielleicht, als wäre er weiter entfernt.«
    Nun mischte sich der Arzt in das Gespräch.
    »Aber was können denn nur diese beiden Schüsse zu bedeuten haben?« fragte er. »An der Leiche ist ja nur das Merkmal eines Schusses wahrzunehmen.«
    Bengt, der während der ganzen Zeit am Fenster gestanden und den Mond betrachtet hatte, wandte sich nun bei der Bemerkung des Arztes plötzlich um.
    »Es ist eine bekannte Tatsache, die Sie, lieber Doktor, doch auch wissen dürften, daß Selbstmörder häufig eine Art Probeschuß in die Luft abfeuern, als wollten sie dadurch Mut sammeln zu ihrer Tat.«
    »Ja, dafür gibt es allerdings mehrfache Beispiele«, murmelte Krag.
    »Und außerdem könne man sich ja vorstellen, daß mein armer Vater sich erst durch die Schläfe schießen wollte, daß der Schuß ihm aber mißlungen sei.«
    »Wie Sie wissen, pflegte er sein Ziel nicht zu verfehlen«, meinte Krag.
    »In einem solchen Augenblick könnte die Hand doch wohl zittern und unsicher werden, sollte ich meinen. Unter allen Umständen«, Bengt nahm die Pistole, die auf dem Tische lag, »hat er beide Läufe abgeschossen, denn sie sind leer.«
    »Das sah ich bereits«, sagte Krag, »und gerade das macht das Rätsel noch geheimnisvoller.«
    Krag wandte sich wieder an den Knecht.
    »Was taten Sie dann?« fragte er ihn.
    »Als ich Andresen gerufen hatte, kam er herbeigelaufen. Ich erzählte ihm von den Schüssen, und wir gingen nun zusammen in den Park. Aber Andresen erzählte es erst noch den anderen Knechten und Mägden.«
    »Fanden Sie die Leiche sofort?« fragte Krag nun den Koch.
    »Nein«, antwortete dieser, »nicht sofort. Wir suchten zehn Minuten. Schließlich sah ich etwas

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