Die Gehilfen des Terrors
zurzeit nichts zu sehen und nichts zu hören. Wahrscheinlich —
dachte Tim — kriechen sie früh in den Schlafsack. Ohne TV und ohne Leselampe
bleibt ja nicht viel. Es sei denn, sie erzählen sich gegenseitig ihre
Schicksale. Aber so ein Stoff lässt sich nicht endlos wiederholen.
„Kein Vermummter“, murmelte
Klößchen.
„Vielleicht kommt er später“,
meinte Karl leise. „Wir sind ja noch nicht lange hier.“
Klößchen schälte eine Tafel
Schoko, die er unterwegs aus dem Automaten gezogen hatte, aus dem Papier.
„Der Vermummte müsste behämmert
sein, wenn er bei diesem Wetter antanzt.“
„Selbstverständlich ist er
behämmert“, sagte Gaby. „Sonst würde er sich nicht so aufführen. Und Hass macht
wetterhart.“
Heißt das, überlegte Tim
amüsiert, nur die freundlichen Mitmenschen kriegen Kopfschmerzen bei Tiefdruck.
Doch der TKKG-Häuptling wurde abgelenkt, bevor er sich äußern konnte. Denn
drüben beim Parkplatz der Poseidon-Villa hielt ein Taxi.
Der Motor lief weiter. Ein
Fahrgast stieg aus, hatte schon bezahlt, holte seinen Koffer von hinten und
lief zur Villa — in Mantel und Hut. Die Mietdroschke — offenbar von einer
Fahrerin gelenkt — fuhr ab. Der Mann verschwand im Haus.
„Wer ‘s ‘n das?“, meinte
Klößchen uninteressiert.
In diesem Moment flammte Licht
auf und zwar in Brunos Bierlokal.
„Der Wirt war das nicht“, sagte
Tim. „Ich guck mal durch die Scheibe.“
Gaby wollte mit. Karl und
Klößchen blieben als Wache zurück.
Das Pärchen lief durch den Park
und stand dann vor der Lokaltür, wo ein Schild hinter der Glasscheibe hing: Bis
Donnerstag geschlossen.
Tim und Gaby spähten ins Lokal.
Der Mann aus dem Taxi hatte
seinen Hut abgenommen, war aber immer noch im Mantel und sah sich jetzt um mit
müdem Grinsen. Er war mittelgroß, gut genährt, hatte Froschaugen und etwas
Stirnglatze. Hinter dem Tresen zog er irgendwelche Schubläden auf.
„Will der an die Kasse?“,
fragte Gaby. „Ist der befugt oder nur total dreist?“
Tims Faust hämmerte bereits an
die Glasscheibe. Der Mann fuhr zusammen, blickte her und kam dann zur Tür.
„Geschlossen!“, erklärte er von
innen, was aber deutlich zu verstehen war.
Total dreist bin vor allem ich,
dachte Tim und sagte: „Wir sind von der Nachtpatrouille und kontrollieren. Was
haben Sie hier zu suchen?“
„Nachtpatrouille?“ Der Mann
riss die Augen auf. „Na, super! Dann hätte ich ja...“
Gibt’s doch nicht, dachte Tim,
als der Mann aufschloss und sie freundlich anlächelte.
„Hat mein Bruder sich doch
dafür entschieden? Ich bin Otto Scherg. Normalerweise passe ich hier auf, wenn
Bruno verreist. Aber diesmal konnte ich nicht, dachte ich. Überraschenderweise
ging’s dann aber doch, weil Agnes mir den Laufpass... Ist ja egal. Jedenfalls
wollte ich Bruno überraschen. Ich also sofort in den Flieger und — hier bin
ich. Als Haushüter für meines Bruders Kneipe, hahah!“
Er strahlte die beiden an, als
hätte er im Alleingang den Nahen Osten befriedet.
Gaby hatte sich aus der Hüfte
nach hinten gebogen und damit den Abstand zu Otto vergrößert, denn sein Atem
war riechbar mit Knoblauch gewürzt.
„Sie können sich sicherlich
ausweisen“, meinte Tim, um die Nachtpatrouillen-Nummer noch etwas
weiterzutreiben.
„Aber sicher.“
Otto holte seine Brieftasche
hervor. Während Tim den Ausweis prüfte und alles seine Richtigkeit hatte,
trabte Klößchen heran. Teils weil er fror, teils aus Neugier.
Karl als Wache genüge, meinte
er halblaut und grüßte den Wirtsbruder.
„Ihr seid wohl eine ziemlich
junge Patrouille“, meinte der. „Ich habe immer gedacht, das machen nur Rentner
— weil sie an Schlaflosigkeit leiden und außerdem ihr Schäferhund Auslauf
braucht. Egal! Wenn ihr Lust auf ‘ne Cola habt, kommt rein.“
„Aber immer!“, meinte Klößchen
erfreut.
Auch Tim und Gaby hätten die
Einladung angenommen. Doch dazu kam es nicht mehr.
Im Laufschritt sauste Karl um
die Hausecke und heran.
„Ist der Vermummte da?“, rief
Gaby.
„Der nicht“, keuchte Karl,
„aber eben ist ein dicker Schlitten auf den Mieter-Parkplatz gerollt — mit den
beiden Rambos von der Hausverwaltung: Joe und Kuno. Joe hat sich vorn an die
Straße gestellt und schiebt Wache. Kuno — der Ringertyp — ist schon im Haus.
Wahrscheinlich beginnt gleich das Konzert.“
19. Die Beute aus dem Überfall
Bruno Scherg grinste, als er in
die Nische trat, wo Klunker-Arnold vor seinem Wein saß. Der Hehler trank
Weitere Kostenlose Bücher