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Die Geisel

Die Geisel

Titel: Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Ford
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Motorrädern und ATVs am Rand des Erdrutschs vorbeigequetscht hatten, aber wieder wäre nichts von der Größe eines Wohnmobils an dieser Stelle vorbeigekommen. Sie hatten zwanzig Minuten im Rückwärtsgang zurückfahren müssen, um wieder zum Highway zu kommen.
    »Was kommt als Nächstes?«, fragte Corso, als sie bergauf röhrten.
    »Burnt Meadow«, antwortete Kenny. »Ist mit Sicherheit offen.«

48
    Bob Temple schlug die Augen auf. Blinzelte. Seine Nase war total verstopft. Sein Mund fühlte sich an, als wäre er mit Suppe gefüllt. Er räusperte sich und spuckte aus. Der metallische Geschmack auf seiner Zunge sagte ihm, dass es Blut war. Die Zähne, die durch seine Oberlippe ragten, sagten ihm, dass es seins war. Dass er die Zähne in seiner Lippe nicht sehen konnte, lag daran, dass die Lippe zur Größe einer Aubergine angeschwollen war. Er versuchte, nach rechts und links zu schauen, konnte jedoch den Kopf nicht bewegen.
    »Gelähmt?«, fragte er sich. »Bin ich gelähmt?«
    Er streckte den Arm aus … oder versuchte es zumindest. Seine Hände rührten sich nicht. Er bewegte die Augen. Seine Hände lagen auf dem Lenkrad. Er rollte die Augen. Er saß in seinem Wagen. Seine Hände … seine Hände … seine Hände waren grau und glänzten. Er sah aus wie der Eidechsenmann oder so was. Und dann kam ihm die Erkenntnis. Gewebeband. Seine Hände waren mit Klebeband am Lenkrad fixiert. Tatsächlich war beinahe sein ganzer Körper irgendwo fixiert. Seine Knöchel waren aneinandergefesselt und dann an irgendetwas unter dem Sitz befestigt worden. Dasselbe war mit seinem Kopf passiert. Irgendwo hinter dem Sitz befestigt. Und sein Oberkörper. Und seine Hüften. Wie er auch versuchte, sich zu bewegen – er war festgeklebt.
    Er spuckte noch einmal aus und versuchte, sich zu erinnern. Das Wohnmobil. Er erinnerte sich an die Frau und den entsetzten Ausdruck auf ihrem Gesicht. Die Angst in ihren Augen. Rief sich das Knacken eines Astes ins Gedächtnis, und wie er den Kopf gerade rechtzeitig gedreht hatte, um einen Schlag ins Gesicht zu bekommen. Danach war alles verschwommen. Er versuchte, sich vorzulehnen. Gab alles, was er hatte, strengte die stärksten Muskeln in seinem Körper an. Seine Fesseln gaben einen metallischen Ton von sich und rissen ihn wieder an seinen Platz zurück. Das Geräusch sagte ihm, dass jemand die Sitze aufgeschlitzt und ihn direkt an die Federn im Innern der Polster gefesselt hatte. Sein Kopf schmerzte. Fühlte sich an, als schlüge jemand Nägel in seine Stirn. Er schluchzte zweimal auf, zwang sich dann jedoch, damit aufzuhören.
    Er versuchte zu schreien. Um Hilfe zu rufen, doch sein zerschmetterter Mund konnte keine Worte formen, nur langgezogene O-Laute, wie ein Wolf oder ein heulender Hund.
    Bob Temple heulte mit aller Kraft.
    Ray Lofton lehnte sich auf den Griff der Presse. Der alte Laster stöhnte und ächzte vor Anstrengung. Er hielt inne, warf einen Blick in die Presse, und was er sah, gefiel ihm gar nicht. Die Lodge am White Lake hatte die Müllmenge, die bei ihnen abgeholt werden sollte, dramatisch unterschätzt. Wenn er all den Dreck da im Wagen hatte, würde er von Glück reden können, wenn er noch genug Platz für die anderen Stationen auf dem Heimweg hatte. Hätte er geahnt, dass die so viel Müll hatten, hätte er eines der neueren Fahrzeuge genommen, eins, das er nicht jeden Meter den Berg hinaufbitten musste. Zum Teufel noch mal, er wäre längst wieder unten. Säße auf der Couch vor einem Footballspiel und würde gerade an seinem dritten Bier arbeiten. So, wie die Dinge lagen, würde er vielleicht sogar erst einmal abladen und dann noch mal losfahren müssen, um die untere Hälfte der Tour zu erledigen. Er lehnte sich auf den Hebel, bis der Laster zu zittern begann.
    Ein paar Hochzeitsfeiern, hatten sie gesagt. So ein Scheiß. Wie konnten ein paar Hochzeiten so viel Müll produzieren? Es war einfach unglaublich. Und dann die Flaschen. Mit den Flaschencontainern hatte er ja noch nicht mal angefangen. Es mussten hunderte sein, vielleicht tausende von Flaschen in jeder denkbaren Farbe und Form. Bierflaschen, Schnapsflaschen, genug Glas, um ein Kanu auf dem Inhalt schwimmen zu lassen. Musste 'ne Wahnsinnsparty gewesen sein. Irgendwelche Stars vielleicht. Vielleicht ein Schauspieler … oder ein Rockstar. Mann, die heirateten ja, wie andere Leute ihre Socken wechselten.
    Er rollte den leeren Müllcontainer zu der Legion der Flaschentonnen und begann, eine nach der anderen die

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