Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Geisel

Die Geisel

Titel: Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Ford
Vom Netzwerk:
kleineren Tonnen in den großen Container zu entleeren. Es mussten etwa zwanzig sein, alle voll bis zum Anschlag und sauschwer. Sein Rücken schmerzte, als er endlich fertig war.
    Dann änderte er die Einstellungen an der Hydraulik und ließ sie den Müllcontainer anheben. Der Glasbehälter war vorne, über der Fahrerkabine. Vorsichtig tippte er den Hebel an, nur für den Fall, dass doch nicht mehr genug Platz im Behälter war. Das spielte allerdings keine Rolle. All seinen Bemühungen zum Trotz rauschte das Glas in einem Rutsch heraus und krachte unter gewaltigem Getöse in den Behälter. Er hielt den Atem an. So, wie der heutige Tag gelaufen war, würde wohl alles überlaufen und er die nächste Stunde damit verbringen, zerbrochene Flaschen aufzusammeln, dachte er.
    Er hatte Glück. Es passte alles rein. Noch zweimal anhalten, und er wäre fertig. Er schmeckte schon das erste kühle Bier.

49
    »Rauf oder runter? Was meinen Sie?«, fragte Kenny.
    »Was ist unten?«
    »Die Blue Creek Road führt bis runter auf den Grund des Cañons. Dahin, wo der Forest Service die Wasserproben nimmt. Die haben da eine Hütte, wo sie auch den Grundwasserspiegel auf Bodenverschmutzung testen, deshalb halten sie die Straße offen.«
    »Und oben?«
    »Oben ist der Angels Mountain Lookout. Sie wissen schon, wo sie im Sommer Ausschau nach Waldbränden halten. Oben bessern sie die Straße im Sommer auch aus.«
    »Dann versuchen wir's oben«, entschied Corso.
    Kenny legte den Gang ein und fuhr auf den Highway. »Hier muss man aufpassen«, sagte er. »Von oben kann man die Kurve nicht einsehen.« Er schob sich noch einen halben Meter vor, dann gab er Gas.
    Auf der anderen Straßenseite lagen drei riesige Haufen Splitt in der Ausweichbucht. »Wozu sind diese Haufen?«, wollte Corso wissen, als sie quer über den Highway schossen.
    »Straßenbauamt«, erklärte Kenny. »Hier ist genau die Mitte des Hangs, also laden sie den Splitt hier ab und verteilen ihn auf den Straßen, wenn sie ihn brauchen.« Sie holperten über den Beton und beschrieben dann einen Bogen um die Haufen herum. Zwei Betonpfosten kennzeichneten die Einfahrt. »Sperrangelweit offen«, stellte Kenny fest, »… normalerweise ist das nicht so. Sieht aus, als wären wir nicht die Ersten, die hier in letzter Zeit hochgefahren sind.«
    Corso fühlte, wie sich seine Nackenhärchen aufstellten. »Fahren wir«, sagte er.
    Sie rollten über eine offene Wiese in den Wald. Anders als die Waldwege, die sie bisher entlanggefahren waren, hatte dieser offensichtlich von Zeit zu Zeit einen Astschneider zu sehen bekommen.
    Sie umkreisten zehn Minuten lang schweigend den Berg, bis Kenny das Schweigen brach.
    »Noch 'n paar Ecken«, verkündete er.
    Die Luft schien heller und weniger drückend. Kenny rollte sein Seitenfenster herunter, Corso tat es ihm gleich. Die Luft war feucht und roch nach Lehm. Der Straßenrand war mit dickem grünen Moos bewachsen. Kleine gelbe Blümchen streckten ihre Köpfe zwischen den Felsen empor. Auf Kennys Seite fiel der Berg steil ab. Die Bäume wurden jetzt dünner, und man konnte sehen, dass der Berghang überwiegend aus Geröll bestand und jegliche Illusion von Grün den wetterharten Flechten und Moosen zu verdanken war, die es geschafft hatten, in den unregelmäßigen Rissen und Spalten Halt zu finden.
    Der Geländewagen bremste abrupt. Kenny trat auf die Kupplung und lehnte sich aus dem Fenster. Der Wagen begann rückwärtszurollen, um die letzte Biegung herum, auf eine längere Gerade, wo Kenny die Hinterreifen des Wagens gegen die Bankette verkeilen konnte.
    Kenny schaltete den Motor aus.
    »Was ist los?«, fragte Corso.
    »Es steht da oben«, flüsterte Kenny. »Ich habe die Vorderseite gesehen. Ein großes, altes, braun-weißes Teil.«
    Corso nickte, packte den Türgriff und sprang geräuschvoll aus dem Wagen. Kennys Cowboystiefel klickten auf der Fahrbahn, als sie den Hang hinaufgingen. Corso versuchte, ruhig und gleichmäßig zu atmen, während er über die Tatsache nachsann, dass er mit seinen Plänen am Ende war. Dass er keine Ahnung hatte, was er tun sollte, wenn sie das Wohnmobil fanden. Er streckte die Hand aus und packte Kenny am T-Shirt.
    »Hast du im Wagen irgendwo eine Waffe?«
    Kenny sah ihn an, als sei er verrückt geworden. »Ist doch gar nicht Saison«, flüsterte er.
    »Wir müssen hier wirklich vorsichtig sein«, wisperte Corso. »Das ist ein echt gefährlicher Zeitgenosse. Wenn er uns sieht, sind wir tot.«
    Corso übernahm jetzt die

Weitere Kostenlose Bücher