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Die Geisel

Die Geisel

Titel: Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Ford
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direkt vor seinem Brustkorb auf. »Und wag es ja nicht, die Hand gegen mich zu erheben«, sagte sie. »Ich bin kein Hund, dem du mit deinem ganzen Krach Angst einjagen kannst. Du hast überhaupt kein verdammtes Recht, mich wegen irgendwas zu beschuldigen. Vergiss das nicht. Kein verdammtes Recht.«
    Er machte den Mund auf, um etwas zu sagen, doch sie kam ihm zuvor: »Ich bin in der Gewerkschaft«, drohte sie. »Wenn du behauptest, ich hätte irgendwas falsch gemacht, dann sollten wir das vielleicht besser mit denen besprechen.«
    Erfolglos versuchte sie, ein selbstgefälliges Grinsen zu unterdrücken. Die Meza-Azul-Angestelltengewerkschaft, deren zahlendes Mitglied sie war, hatte das Management fest im Griff. Es war keine liebevolle Umarmung. Ganz im Gegenteil. Das Management verabscheute sie wie der Teufel das Weihwasser. Es hatte jeden Schritt auf dem Weg zur Einführung eines Betriebsrates bekämpft. Und verloren. Jeden einzelnen Schritt.
    Was sie durch ihren Insider-Status wusste, war, dass der Zeit- und Energieaufwand, der nötig war, um sich wegen Kleinigkeiten mit der Gewerkschaft herumzuschlagen, seitens der Randall Corporation als nicht lohnend eingestuft wurde. Die ungeschriebene Firmenpolitik lautete, Auseinandersetzungen mit der Gewerkschaft um jeden Preis zu vermeiden.
    Elias Romero zeigte sein Haifischlächeln. Jenes, das aussah wie der Kühlergrill eines Chevy Bel Air, Baujahr '75. »Komm schon, Baby«, bat er sie inständig, »wir müssen uns doch hier nicht …« Er wollte eine Hand auf ihre Schulter legen, doch sie wischte sie beiseite.
    Sie hob die Stimme. »Und fang nicht mit diesem Baby-Scheiß an. Wenn du mich weiter wegen was beschuldigst, was ich gar nicht getan hab …«
    »Ach, komm schon, Baby.«
    Sie zögerte nicht. »Ich sorge dafür, dass du hier rausfliegst, Mr. Elias Romero. Ich sag's allen. Ich schwör's bei Gott, das tue ich. Wenn du denkst, ich würde den Leuten was weitererzählen … O.k. dann erzähl ich ihnen wirklich was. Erzähl ihnen von uns. Erzähl ihnen, wie Mr. Anständig in den letzten anderthalb Jahren in meiner Wohnung die Hose fallen gelassen hat. Erzähl ihnen, dass er seine dürre Frau sitzen lassen wollte und …«
    »Jetzt mal ganz ruhig, Baby. Ganz ruhig bleiben. Dreh nicht durch wegen nichts …«
    »Ich werd nicht in 'ner Pommesbude enden, Elias. Ich werd nicht enden wie meine Schwester. Hörst du mich: Dafür habe ich zu lange und zu hart gearbeitet. Ich werd nicht …«
    Die Tür zum Konferenzraum ging auf. Gil Travor, der Pressesprecher des Gouverneurs, steckte seinen kahlen Kopf herein. Durch den Türschlitz drang gedämpft das Lärmen einer Menschenmenge. Travor bemerkte sofort die Spannung, die in der Luft lag. Er runzelte die Stirn und blickte zwischen Elias und Iris hin und her. »Sind Sie so weit?«, wollte er wissen.
    Travors Glatze verschwand wieder und ließ die Tür offen. Elias Romero fingerte ein paarmal an seiner Krawatte herum und ging dann auf die Tür zu. Seine schwarzen Augen flackerten zu ihr hinüber. Iris setzte ein hochnäsiges Gesicht auf, verschränkte die Arme unter ihrem beachtlichen Busen und wandte sich demonstrativ ab. Sie genoss es, dass er litt. Das war ein Ausgleich für all die Lügen, die er ihr erzählt hatte. Für einige davon. Nur für einige. Sie freute sich, dass man ihn ausgewählt hatte, um die Pressekonferenz abzuhalten. Scheiße fließt bergab, hatten sie ihm gesagt. Es ist dein Knast. Jetzt geh du da raus und erklär das Leck. Er hatte es nicht anders verdient, der Bastard. Als er ging, zog er die Tür hinter sich zu.
    Er stieg zum Podium hinauf und begann, das Mikrofon nach oben zu verstellen. Das verdammte Ding war für einen Zwerg eingestellt. Irgendjemand hatte das wohl witzig gefunden. Vielleicht Iris. Beim Gedanken an ihre Drohung lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken. Seine Frau Constance. Sie durfte auf keinen Fall etwas erfahren. Punkt. Aus. Ende der Durchsage. Wenn diese Katze mal aus dem Sack war … Oh Mann, nicht auszudenken, was dann alles passieren konnte.
    Er konnte spüren, wie sich Schweißtropfen um seine Haarwurzeln bildeten. Was den Aufstand und all das betraf, so machte er sich nichts vor. Jeder weitere Skandal würde seinen Hintern ganz sicher zur Tür hinausbefördern. Verdammt … Gut möglich, dass er sowieso schon auf der Abschussliste stand.
    Das Scharren hunderter Schuhe und das Klappern von Fernsehequipment konnten das durchdringende Hallen nicht übertönen, das aus der Anlage

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