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Die Geisel

Die Geisel

Titel: Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Ford
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ist das hier bei uns so.«
    Corso stopfte sich die Karte und seinen Ausweis in die Jackentasche. Name, Adresse, Anzahl der Jahre, die er unter obiger Adresse gemeldet war, Sozialversicherungsnummer. Zwei Zeilen weiter unten stand die Frage, ob er vorbestraft war. Er übersprang sie und machte weiter.
    »Nur so auf der Durchreise?«, wollte Junior wissen.
    »Wir wohnen bei Freunden in Scottsdale«, antwortete Driver.
    Als Nächstes fingen sie an, das Wetter durchzukauen. Arbeiteten sich durch das Thema hindurch, dass die liberalen Politiker schuld daran waren, dass in Amerika alles den Bach runterging.
    Corso war schon zu einem Drittel mit dem zweiten Formular fertig, als plötzlich die Hand des Mannes von der Theke hochfuhr, als hätte er sich verbrannt. Es musste so ähnlich gewesen sein wie bei manchen Tieren, die ein Erdbeben spüren können, kurz bevor es passiert. Was immer im Schießstand vor sich ging, es hatte die Sinne des jüngeren Mannes überrollt wie ein abgekuppelter Viehwaggon. Sein Kopf fuhr im selben Augenblick zur Rückseite des Ladens herum, in dem seine Hand auf den Griff seiner Pistole schlug. Driver musste seine Waffe bereits gezogen haben und schussbereit gewesen sein, denn in der Sekunde, die der Mann brauchte, um seine Pistole zu ziehen, hatte er bereits gefeuert.
    Die Kugel traf Junior direkt unter dem rechten Ohr, stieß dort auf ernstzunehmenden inneren Widerstand, wurde abgelenkt und trat durch die Schädeldecke wieder aus, bevor sie ihren Flug bis zur Deckenlampe fortsetzte, die Glühbirne explodieren ließ und den Lampenschirm heftig ins Schaukeln brachte.
    Unten ging die Automatik des Jüngeren los, noch bevor er sie vollständig gezogen hatte, und jagte ein Neun-Millimeter-Geschoss durch Corsos linken Handrücken, um sodann die gläserne Abdeckscheibe auf dem Tresen darunter zu zerschlagen und mit hellem Klirren einen Schauer aus Glasstückchen und Blut auf den Boden niedergehen zu lassen.
    Corso taumelte mit einem heiseren Aufschrei zur Seite. Hielt sich das Handgelenk, stolperte durch den Laden und brüllte aus vollem Hals. Aus dem Augenwinkel sah er Kehoe in den Verkaufsraum zurückkehren, den Revolver in der einen Hand, einen Jutesack mit Geld in der anderen. Er grinste wie ein Irrer. »Wir haben den Jackpot geknackt, Captainman!«, johlte er.
    Corso fiel auf ein Knie und ließ seine zerschossene Hand auf dem anderen ruhen, während Driver anfing, Waffen aus den Gestellen hinter dem Tresen zu ziehen. »Was willst du für eine?«, fragte er Kehoe.
    Kehoe schwenkte den glänzenden Revolver in der Luft herum. »Ich hab hier schon alles, was ich brauche.«
    »Nimm alles an Munition mit, was du finden kannst.«
    Corsos Blick verschwamm und ihm wurde kurz schwarz vor Augen. Eine Welle aus Übelkeit holte ihn wieder ins Bewusstsein zurück, ehe er ganz zur Seite kippen konnte. Als er die Augen wieder aufschlug, drückte ihm Driver etwas Weiches, Schwarzes ins Gesicht.
    »Wickel dir das um die Hand.«
    Als er nicht antwortete, wiederholte Driver seine Worte.
    Hätte er nicht schon am Schweißgeruch erkannt, was es war, dann mit Sicherheit an dem Bild mit dem Jäger und dem Elefanten darauf.

20
    Elias Romero hieb mit der flachen Hand auf den Tisch. Ein Schweißtropfen rollte seine Wange hinunter auf seinen dicken Hals, wo er die Falten entlangsurfte, um dann hinter dem Kragen zu verschwinden. Seine Stimme war ein raues Flüstern. »Wenn die es nicht von dir gekriegt haben, wo zum Teufel ist es dann hergekommen?«
    Iris Cruz schien über die Frage nachzudenken. »Woher soll ich das wissen?«, antwortete sie gleichmütig. »Du hast gesagt, ich soll die Kopien an den Gouverneur und an die Randall-Leute schicken. Vielleicht haben die Fernsehleute es von denen.« Sie wedelte mit einem manikürten Finger. »Du hast keinen Grund, mich so zu behandeln. Ich hab nichts Schlimmes getan.«
    »Warum sollten Randall oder der Staat so was durchsickern lassen? Das ist ihr schlimmster Albtraum, verdammt noch mal. Das ist das Allerletzte, was sie in der Glotze sehen wollen.«
    »Sag du's mir«, gab sie zurück. »Ich bin kein Gedankenleser.« Sie zeigte zum Nachbarraum. »Das Gouverneursbüro hat mehr Lecks als ein rostiger Eimer. Das hast du selbst gesagt, tausendmal.« Sie durchschnitt die Luft mit einem scharfen Handkantenschlag. »Vielleicht solltest du die ja mal fragen.«
    Romero hob die Hand für einen weiteren Angriff auf die Tischplatte, doch so weit sollte es nicht kommen. Iris pflanzte sich

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