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Die Geisel

Die Geisel

Titel: Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. M. Ford
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gedrückt haben, oder er war vielleicht auf einen Hebel getreten oder etwas Ähnliches, denn die Tür zum Schießstand ging auf und ein Mann trat ein, der auf den ersten Blick wie sein Doppelgänger aussah.
    Corso brauchte einen Moment, um zu erkennen, dass der zweite Mann deutlich älter war als der erste. Vielleicht sogar alt genug, um sein Vater zu sein. Dasselbe rote Haar, derselbe kräftige Körperbau und derselbe schmerzerfüllte Ausdruck auf dem Gesicht. Der Mann hielt die dick schalldicht gepolsterte Tür einen Spalt auf, während der Jüngere an ihm vorbei zu Kehoe ging, der immer noch in die Vitrine starrte wie ein Kind ins Fenster einer Konditorei.
    »Sie haben einen ziemlich teuren Geschmack, was Waffen angeht«, meinte der Jüngere. »Das ist ein Colt Python Elite. Kaliber drei-fünf-sieben. Edelstahl, mit Vier-Zoll-Lauf, 'ne Menge Leute würden Ihnen sagen, dass das die beste Handfeuerwaffe der Welt ist.«
    »Lass mal seh'n«, verlangte Kehoe.
    »Elfhundert Dollar, fabrikneu.«
    Kehoe wedelte ungeduldig mit der Hand. »Lass seh'n«, sagte er noch einmal.
    »Ich brauche einen Ausweis und eine Kreditkarte.«
    Angespanntes Schweigen senkte sich herab. Die beiden Männer wechselten einen ›Haben wir's nicht gesagt‹-Blick. Noch ein Schubs von Driver, und Corso angelte nach seiner Brieftasche. So langsam wie möglich zog er zwei Plastikkarten hervor und ließ sie auf die Glasscheibe der Theke fallen. Der jüngere Mann nahm sie mit der linken Hand auf. Mit Daumen und Zeigefinger fächerte er sie auseinander und hielt sie sich dann dicht vors Gesicht.
    Der Anblick einer goldenen American-Express-Karte und eines gültigen Führerscheins ließ die allgemeine Anspannung zumindest nicht weiter steigen. Als hätten alle einmal tief Luft geholt. Schließlich nahm der jüngere Mann die Hand vom Gürtel und öffnete die Rückseite der Vitrine. Fünf Sekunden später hatte Kehoe den Revolver in der Hand. Die nächsten Minuten verbrachte er damit, ihn in der Hand zu wiegen und hierhin und dorthin zu zielen.
    »Ich will ihn mal ausprobieren«, verkündete er schließlich.
    Wieder wechselten sie einen Blick. Der Ältere zuckte leicht die Achseln und streckte die Hand aus, die Handfläche nach oben. Junior schlurfte zu ihm hinüber und legte den Führerschein und die Kreditkarte in die offene Hand. Kehoe schwenkte die Waffe wieder hin und her, als spiele er Räuber und Gendarm.
    Senior hielt die AMEX-Karte hoch. »Was dagegen, wenn ich die kurz durch unser System ziehe?«, fragte er mit einem dünnen Lächeln.
    »Nur zu«, sagte Corso und zuckte seinerseits die Achseln.
    Der Mann machte zwei Schritte nach links und zog die Karte durch ein Lesegerät. Ein elektronisches Piepsen später, und die Spannung im Raum fiel erneut spürbar. »In Arizona besteht eine Wartefrist von zwei Tagen.«
    »Kein Problem«, erwiderte Corso.
    Senior dachte einen langen Moment darüber nach und trat dann zu Junior. »Du hilfst Mr. Corso hier mit dem Papierkram. Ich gehe mit Mr. …« Er sah Kehoe an.
    »Cutter«, sagte Kehoe mit einem breiten Grinsen. »Mr. Cutter.«
    Der Ältere ging hinter dem Jüngeren durch und blieb direkt vor Kehoe stehen, auf der anderen Seite der Theke. Er streckte die Hand aus. Den Bruchteil einer Sekunde lang sah es aus, als wollte Kehoe die Waffe nicht hergeben. Als wollte er sie vielleicht dem Mann an den Kopf halten oder so, und als würde jetzt sofort die Hölle losbrechen.
    Doch nein. Einen angespannten Augenblick später ließ Kehoe die Waffe in die Hand des Mannes gleiten. Schweigend sah er zu, wie der Mann einen Schrank an der Rückwand öffnete, eine Schachtel Patronen herausnahm und sich mit einem braunen Tuch in der Hand wieder umdrehte, um damit die glänzende Oberfläche des Revolvers abzuwischen. »Hier entlang«, sagte der Mann mit einem Kopfnicken, das Kehoe bedeutete, er solle zu der großen Tür kommen. Mit dem Summer öffnete er die Tür für Kehoe, dann verschwanden die beiden im Schießstand. Die Tür schloss sich zischend.
    Junior ging gemächlich zur Kasse, griff nach unten und holte ein paar Formulare hervor. Auf dem Rückweg zog er einen Kugelschreiber aus seiner Hosentasche, schnappte sich die Kreditkarte und den Führerschein von der Theke und reichte das Ganze Corso. »Sie müssen das hier alles ausfüllen«, sagte er. »Ich weiß ja nicht, wie die Gesetze in Washington sind, aber irgendwo wird Ihr Bruder die Waffe wahrscheinlich auf seinen eigenen Namen registrieren müssen. Zumindest

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