Die Geisel des Chinesen: Erotischer Roman (German Edition)
musterte sie interessiert und führte sie zu einem Sofa unter einem der Fenster. Er setzte sich zwischen Lizzie und Melly, schenkte seine gesamte Aufmerksamkeit aber seiner Schwester.
Lizzie nahm seine Hand und strahlte ihn an. „Jake, ich hatte solche Sehnsucht nach dir.“ Sie streichelte seine Wange.
„Du hast mir auch gefehlt.“ Seine Augen schienen sie zu durchdringen. Er hatte sie schon immer besser als jeder andere verstanden. Die jahrelange Trennung hatte daran nichts geändert.
„Du siehst gut aus. Du bist richtig erwachsen geworden. Jetzt erzähl! Ich brenne darauf, alles zu erfahren.“
Lizzie nickte. Sie begann mit ihrer Geschichte an der Stelle, als Barnaby Quigley zudringlich wurde und seine Drohungen ausstieß, die Lizzie dazu getrieben hatten, aus England zu fliehen. Sie schilderte, wie sich Cai ihrer annahm, und verschwieg ihrem Bruder und Melly nicht, dass sie sich ineinander verliebten. Jakes Miene blieb neutral bei diesem Geständnis, auch als sie erzählte, wie sie Cai überredete, mit ihr nach Jake, Melly und Jennifer zu suchen. Und wie Cai sich in Lebensgefahr begab bei ihren Nachforschungen und der Befreiung.
„Du liebst Cai sehr, nicht wahr?“, fragte Melly mitfühlend.
Überrascht blickte Lizzie auf. Sie schwieg überrumpelt.
„Ja“, sagte sie schließlich und nickte. „Ich liebe ihn mehr als alles andere auf der Welt.“
Jake seufzte.
Ein Klopfen an der Tür störte die Intimität des Moments. Rosalind und Cai traten ein.
„Dürfen wir eintreten?“ Jake und Lizzie stimmten zu, und mit Rosalind und Cai betraten Dienstboten das Speisezimmer und servierten das Dinner.
Als Cai und Jake sich begrüßten, fühlte Cai die prüfenden Blicke des anderen Mannes auf sich ruhen. Während des gesamten Essens konnte Cai sich des Gefühls nicht erwehren, dass Jake und Melly ihn taxierten. Ansonsten verlief das Abendessen in entspannter Atmosphäre.
Nach dem Dinner zog sich Jake nach britischer Manier mit Cai in den Herrensalon zurück. Sie gingen in den maskulin eingerichteten Raum, in dem es nach Tabak und einem Hauch Brandy roch. Jake trat an die Bar, nahm zwei Cognacschwenker, griff nach einer Karaffe und schnupperte, nachdem er den Stopfen mit einem Plopp aus der Öffnung gezogen hatte. Er sah säuerlich zu Cai hinüber. Seine Finger hielten die Flasche so fest, dass seine Knöchel hervortraten.
„Ich sollte Euch zum Duell fordern oder wenigstens einen Faustschlag auf Eurer Nase platzieren. Ihr habt meine Schwester entehrt.“
Cai stimmte zu.
„Tut, was immer Ihr braucht, um Euch besser zu fühlen.“
Jake seufzte. Er hob die Flasche einladend.
„Einen Brandy, Mr. Chiao-Ho?“
Cai nickte. Jake goss Brandy in eins der bereitstehenden Gläser.
„Lizzie würde mir nie verzeihen, wenn ich Euer Gesicht verbeule. Und meine Gattin macht mir die Hölle heiß, wenn sie erfährt, dass ich nur daran dachte. Nach allem, was Ihr und Lizzie für uns getan habt.“
Jake reichte ihm das gefüllte Glas, ehe er sich selbst einschenkte und die Karaffe zurückstellte. „Frauen sind seltsame Geschöpfe.“
Er prostete Cai zu. Die beiden Männer tranken gleichzeitig. Jake blickte Cai über den Rand des Brandyglases an.
„Wie steht Ihr zu meiner Schwester, Sir?“ Jakes blaue Augen, die Lizzies so ähnlich waren, durchbohrten Cai. Er war sich sicher, dass Jake für Lizzie dasselbe täte, was sie für ihn getan hatte. Wärme erfüllte Cai bei dieser Erkenntnis.
„Ich liebe Lizzie mehr als mein Leben.“
Jake stürzte den Brandy in einem Zug hinunter. Er stellte das Glas mit einem Krachen auf den Tisch, und Cai hob fragend eine Augenbraue wegen dieser heftigen Reaktion.
„Mr. Chiao-Ho, Ihr scheint mir ein vernünftiger, zugänglicher Mensch zu sein. Dass Ihr verlässlich und ein Ehrenmann seid, habt Ihr zur Genüge bewiesen.“ Jake räusperte sich.
Cais Magen wollte sich verkrampfen. Er nahm einen Schluck seines Drinks. Sein Herz fühlte sich so an, als läge es im kalten Steppenwind.
„Sind Euch die Folgen bewusst, wenn ich zuließe, dass meine Schwester Euch heiratet? Ihr gehörtet in keine der beiden Welten. Davon abgesehen wissen wir beide, dass der Kaiser keine Ehen zwischen unseren Völkern gutheißt.“
Cai nickte bedächtig. Er hatte hinreichend darüber nachgedacht. Jeder Versuch von Lizzie zu lassen, war ihm zur Qual geworden. Als der Hauptmandarin für Cais Hilfe seine Einwilligung in eine Ehe mit Lizzie versprochen hatte, hatte Cai zu hoffen gewagt, es gäbe
Weitere Kostenlose Bücher