Die Geisel des Chinesen: Erotischer Roman (German Edition)
Heimlichkeit verschwinden?“, brachte Lizzie keuchend hervor. Sie rang nach Luft, versuchte sich zu beruhigen und ihren Herzschlag auf ein erträgliches Pochen zu reduzieren. Sie berührte Cai an der Schulter, und er drehte sich doch um. Seine Augen waren schwarz und unergründlich. Seine Miene zeigte keinerlei Gefühle. Er verschränkte die Arme vor der Brust.
„Warum, Cai?“
„Es ist das Beste für dich. Du kannst nach England zurückkehren. Einen Briten heiraten, so wie es sich gehört.“
„Liebst du mich nicht mehr?“
Cai verlor die Fassung, und Lizzie sah die Verzweiflung in seinem Gesicht und die Sehnsucht in seinem Blick. Das Spiegelbild ihrer eigenen Empfindungen.
Lizzie griff nach seinem Arm. „Cai, rede mit mir, bitte!“
„Einer von uns beiden muss die Dinge nüchtern betrachten. Unsere Beziehung hat keine Zukunft. Selbst die Erlaubnis des Kaisers, dich zu heiraten, macht aus dir keine Chinesin und aus mir keinen Briten. Wir werden zwischen den Welten leben.“ Seine Worte klangen abgehackt, als bereite es ihm Schmerzen, sie auszusprechen. Lizzies Verstand stimmte ihm zu. Doch sie war nie gut darin gewesen, auf ihren Verstand zu hören. Das war eine ihrer Stärken. Sie wischte sich zornig über die Augen, als könne sie damit das Toben ihrer Emotionen fortwischen.
„Dann sind wir unsere eigene Welt.“
Cais Miene wirkte betrübt. „Wirst du das in zehn Jahren immer noch sagen? Wenn wir für die Gesellschaft nicht existent sind, verachtet von allen?“ Er wandte sein Gesicht ab. „Wirst du mich dann nicht hassen?“
Ein Stechen durchzuckte Lizzie, so entsetzlich, dass ihr die Luft wegblieb. Es war ein Gefühl, von dem sie wusste, dass es sie immer begleiten würde, wenn Cai sie nun verließ. Sie brauchte nichts auf der Welt so sehr wie Cai.
„So lange du mich liebst, weigere ich mich, dich aufzugeben.“
Er ließ sein Bündel fallen und zog Lizzie in seine Arme, ungeachtet der Zuschauer, die es hier am Hafen gab.
„Es ist verrückt“, murmelte er und vergrub seine Nase in ihrem Haar. „Es ist Wahnsinn und undenkbar. Eine Engländerin und ein Chinese.“
„Liebe wagt alles, Liebe kann alles!“, entgegnete Lizzie und konnte nicht verhindern, dass Tränen aus ihren Augenwinkeln quollen. „Mir ist es egal, dass unsere Völker verfeindet sind. Wichtig ist nur, dass wir uns lieben.“
„Wann war Liebe je genug?“
„Immer dann, wenn sie stark genug war“, widersprach Lizzie.
Sie schob Cai ein Stück von sich, sodass sie in sein Gesicht blicken konnte. Seine Augen glänzten, und die Stärke seiner Gefühle lag offen darin.
„Mein Bruder meinte, es wäre besser für uns beide, nicht wahr? Glaub mir, letzten Endes ist er nur ein britischer Snob!“ Die Stimme drohte ihr zu versagen.
„Vielleicht“, meinte Cai, „verhält er sich aber auch als Einziger von uns vernünftig.“
„Zum Teufel mit der Vernunft!“
Cai lachte und küsste Lizzie innig, bis er gewahr wurde, für wie viel Aufsehen sie sorgten. Er hob den Sack mit seinen Habseligkeiten auf und führte Lizzie in die Stadt zurück.
Epilog
Aufgeregt stand Lizzie am Fenster und blickte hinaus, während Mai-Ling ihr den traditionellen roten Brautschleier aufsetzte.
„Beeil dich, dort kommt die Brautsänfte.“
„Nur keine Aufregung“, erklärte Mai-Ling in ihrem akkuraten Englisch.
Melly betrat nach kurzem Klopfen das Schlafgemach.
„Dort draußen wartet ein wahrer Tross an Begleitern für die Sänfte.“ Sie wirkte ein wenig aufgelöst. Beruhigend tätschelte Lizzie Melly.
„Keine Sorge, die Milizen werden uns in Ruhe lassen. Die Hochzeit findet auf ausdrücklichen Wunsch des Kaisers statt. Das wissen die Milizen. Zudem sind unter den Brautbegleitern einige vertrauenswürdige Leibwächter.“
„Welche? Die mit den Instrumenten, die mit den Fächern oder die mit den Schirmen?“, spottete Melly.
Mai-Ling steckte die letzte Nadel fest. „Die mit den Schirmen und den Fächern. Das sind getarnte Schwerter und Messer. Jeder Einzelne von ihnen kann zudem mit bloßen Händen töten“, meinte Mai-Ling unbeeindruckt.
Melly riss die Augen auf. „Und wenn man ihnen Hände und Arme bricht?“
„Dann töten sie mit den Beinen.“
Lizzies Schwägerin sank ächzend auf einen Stuhl. Mai-Ling warf Lizzie einen frustrierten Blick zu.
Lizzie wandte sich an Melly.
„Heute ist meine Hochzeit. Das ist bei den Chinesen eine wichtige und fröhliche Feierlichkeit. Mach ein vergnügtes Gesicht und freu
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