Die Geisel des Chinesen: Erotischer Roman (German Edition)
du erlaubst, werde ich dafür sorgen, dass du sicher zu deinem Bruder gelangst.“
Lizzie neigte ihren Kopf. „Ich danke Euch. Aber ich komme allein zurecht. Macht Euch keine Mühe, Sir.“
„Unsinn“, wehrte Chiao-Ho ab. „Aber jetzt lass uns von anderen Dingen reden. Bis wir in Schanghai angekommen sind, werden wir uns gewiss einig sein.“
„Sollen wir nach dem Essen mit unserem Unterricht beginnen?“
Chiao-Ho starrte sie verständnislos an, ehe sich seine Miene erhellte.
„Der Unterricht! Ja, nun, ich würde es vorziehen, dich erst auf dem Schiff herumzuführen, wenn es dir recht ist.“
Sie nickte zustimmend. An seiner Seite den Klipper zu besichtigen, versetzte Lizzie in Vorfreude, ohne dass sie verstand, weshalb. Sie arbeitete für ihn. Er war ein freundlicher Gentleman, der nur nett sein wollte. Außerdem war jegliches Interesse, sofern es existierte, indiskutabel. Er war ein Ausländer, vielleicht ein verheirateter Mann, und sie stellte sich unter seinem Rang stehend dar. Als Gouvernante, für die er sie halten sollte, bis sie in Schanghai bei ihrem Bruder war, war sie nur wenig besser als eine Dienerin. Selbst wenn er ihr Interesse erwiderte, musste er glauben, es gäbe keine Zukunft für sie beide.
Sie beugte sich über ihren Teller und aß langsam und genüsslich.
Cai beobachtete amüsiert, wie Lizzie sich satt und zufrieden zurücklehnte. Sie hatte mit sichtlichem Vergnügen ihr Frühstück verspeist, ganz anders als die englischen Ladys, die er kennengelernt hatte.
„Das waren die köstlichsten Eier, die man mir je servierte“, lobte Lizzie.
„Dann sollten wir unseren Rundgang in der Schiffskombüse bei Bonnet beginnen.“
„Bonnet?“
„Der Koch“, erklärte Cai.
Tatsächlich war der raubeinige Seemann zum Posten als Schiffskoch gekommen, wie die Jungfrau zum Kind. Bonnet ließ keine Gelegenheit aus zu maulen, wie sehr er es hasste, wie ein Weib an den Herd verbannt zu sein. Dabei ertappte man ihn immer wieder, dass er fröhlich pfeifend schnippelte und knetete und rührte. Aber niemand, der an Finger und Zehen hing, wagte es, ihn darauf hinzuweisen. Cai erhob sich.
Einige der Seeleute an Deck starrten Lizzie an, doch als sie Cais Blicke auffingen, senkten sie ihre Köpfe und gingen an ihre Arbeit zurück.
„Wie lange benötigen wir für die Überfahrt?“
„Wir werden das Kap der Guten Hoffnung umfahren müssen, und dann kommt es auf den Wind an. Vier Monate im günstigsten Fall“, erwiderte Cai.
„Vier Monate!“ Lizzie klang entsetzt.
„China ist weit weg.“
„Ja“, stimmte Lizzie zu.
Eine ihrer Locken entwischte den Nadeln und ringelte sich an ihrem Hals. Cai stand direkt hinter ihr und konnte die feine Haut und den sachten Schwung ihres Nackens bewundern. Er schluckte trocken, weil das Bedürfnis, Lizzie dort zu liebkosen, übermächtig wurde.
Cai verschränkte seine Arme im Rücken und trat neben Lizzie. Er räusperte sich.
„Bereust du es, an Bord gekommen zu sein?“
„Nein!“ Ihre Antwort kam so heftig über ihre Lippen, dass Cai sie überrascht anstarrte.
Ihr Mund war ein schmaler Strich.
„Ich ersehne mir nichts mehr, als meinen Bruder wiederzusehen und wenn ich dazu acht Monate über die Weltmeere segeln müsste!“
„Du liebst deinen Bruder sehr.“ Eifersucht flammte in Cai auf, und ärgerlich kämpfte er gegen diese Gefühlsaufwallung an. Wie lächerlich, dass er so reagierte. Wann hatte er das letzte Mal einer Frau beigewohnt? Frustriert erkannte er, dass es zu lange her war. Natürlich, kein Wunder, dass er die erste attraktive Frau begehrte, die sich in seine Nähe wagte.
Nicht weit entfernt von ihnen grölten einige Seeleute, Schüsse knallten, und Lizzie suchte erschrocken Cais Schutz, indem sie die Distanz zwischen ihnen beiden verringerte. Stirnrunzelnd überlegte Cai, ob es ein gutes Zeichen war, dass sie sich bei ihm sicher fühlte.
Pistolenschüsse donnerten in den Himmel und verschreckten Lizzie. Instinktiv drängte sie sich an Mr. Chiao-Ho.
Einige Matrosen standen an der Reling und schossen auf Möwen, die über dem Schiff kreisten. Die Seeleute lachten rau, als einer der Vögel getroffen in die Tiefe stürzte.
Mr. Chiao-Ho erstarrte und runzelte die Stirn. Augenblicklich schämte sie sich, dass sie die Contenance verloren hatte. Sie rückte um dieselbe Spanne ab und tat, als wäre nichts geschehen.
Sie gingen unter Deck, und dort hörten sie das lautstarke Zürnen eines Mannes. Lizzie bekam heiße Ohren, als
Weitere Kostenlose Bücher