Die Geisel von Zir
sein juwelenbesetztes Schwert zurück in die Scheide und hielt die Filme höchstpersönlich gegen das Licht, um sicherzustellen, dass sie auch alle unbrauchbar gemacht wurden. Dann sagte er etwas zu seinen Begleitern, die daraufhin Schwerin noch einmal von Kopf bis Fuß durchsuchten. »Er hat«, erklärte Ferrian Reith, »vielleicht noch eine von diesen kleinen Kameras, die kaum größer sind als ein Gha-lok-Ei, an seinem Körper versteckt.«
»Eure Hoheit sprechen ein exzellentes Englisch für einen Krishnaner.«
Ferrian lächelte grimmig. »Ich war schon einmal auf Ihrem Planeten zu Besuch. Für einen Terraner fechten Sie übrigens hervorragend.«
»Nun ja, es reicht, um Ihre Hoheit daran zu hindern, mir den Kopf abzuschlagen. Heggstad in Novorecife hat mich grün und blau geschlagen, bis er mich so weit hatte.«
»Nun denn, Mister – eh …«
»Reith. Fergus Reith.«
»Nun denn, Mister Reith, verzeihen Sie mein etwas unhöfliches Auftreten. Aber das Rechtswesen und die Strafverfolgung sind hier noch so unterentwickelt und uneffektiv, dass ich, wenn mir ein Unrecht geschieht, oftmals versucht bin, zur Selbsthilfe zu greifen. Wie läuft’s denn so zur Zeit in Novo?«
Reith zuckte die Achseln. »Ganz gut, soweit ich das beurteilen kann.«
Ferrian sprach kurz mit den anderen Krishnanern, reichte ihnen die ruinierten Filmstreifen und wandte sich wieder an Reith. »Ihr kleiner Mann da scheint nichts weiter bei sich zu haben; ich lasse ihn also laufen. Sie sollten Ihre Leute vielleicht ein wenig straffer am Zügel führen.«
Reith seufzte. »Meine Befugnisse sind leider begrenzt.«
Ferrian stieß ein kurzes raues Lachen aus. »Das mag vielleicht auf der Erde genügen, aber nicht hier. Wäre ich Reiseleiter, dann hätte ich einen kräftigen Polizisten und einen zusätzlichen Helfer als Begleiter, um die Burschen in Zucht zu halten. Und wenn einer aus der Reihe tanzen würde, würde ich ihn auspeitschen lassen.«
»Ein reizvoller Gedanke, Hoheit.«
»Aber ihr Erdlinge werdet noch lernen. Und nochmals, nichts für ungut.« Ferrian machte eine steife, knappe Verbeugung. »Wenn einige meiner Projekte erst weiter gediehen sind, werde ich Sotaspé auch für den Tourismus öffnen. Adeus!«
Reith ging an Bord der Sárbez und zog sich erst einmal in seine Kajüte zurück. In dem guten Gewissen, sich einen Drink redlich verdient zu haben, schenkte er sich ein Glas Kvad ein. Er hatte kaum daran genippt, als es laut an der Tür klopfte.
»Kommt heraus, o Senhor Reith!« dröhnte Kapitän Denaikhs Stentorstimme. »Ein Mann von der Regierung verlangt, sofort mit Euch zu sprechen.«
Es war der Inspektor, der sie bei ihrer Ankunft begrüßt hatte. Nachdem jemand Khorsh zum Dolmetschen geholt hatte, sagte der Beamte:
»Ich habe die Ehre, eine Botschaft von Seiner durchlauchtigsten Hoheit, Penjird dem Zweiten, Dour von Zamba, zu überbringen. Wie unserem verehrten und mächtigen Potentaten zur Kenntnis gebracht wurde, hat die Anwesenheit von euch ungehobelten Barbaren zweimal an einem einzigen Tag zu öffentlichen Zwistigkeiten und Ausschreitungen geführt. Es ist daher verfügt und angeordnet worden, dass ihr alle für die Dauer eures Aufenthaltes in diesem Hafen an Bord des Schiffes bleiben müsst, widrigenfalls schwerste Strafen gegen euch verhängt werden. Hier ist Eure Abschrift der Verfügung. Wie lautet Eure Antwort?«
»Ich weiß nicht. Welche Antwort wird denn von mir verlangt?«
»Dass Ihr Seine großmütige Hoheit demütigst um Verzeihung bittet für das, schlechte Betragen Eurer Schutzbefohlenen und ihm für seine Barmherzigkeit und Milde dankt, Euch nicht alle an Land geschleppt und der wohlverdienten Bestrafung zugeführt zu haben.«
»Betrachtet diese Antwort hiermit als gegeben, Herr.«
Der Inspektor wandte sich zum Gehen. Kapitän Denaikh trat ihm in den Weg und redete erregt und wütend auf ihn ein. Der Inspektor gab eine nicht minder wütende Erwiderung. Aus den paar Worten, die er aufschnappen konnte, entnahm Reith, dass der Kapitän dagegen protestierte, die Passagiere den ganzen folgenden Tag an Bord zu haben, wo sie ihm beim Beladen im Weg stehen würden. Der Inspektor blieb jedoch hart. Er schüttelte energisch den Kopf und ließ den schäumenden Denaikh kurzerhand stehen. Der Kapitän keifte ihm noch ein paar deftige Flüche hinterher, und als er sah, dass das nichts fruchtete, stampfte er mit dem Fuß auf und blaffte Reith an. Khorsh übersetzte: »Er sagt, mein Sohn, dies wäre nun schon
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