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Die Geisel von Zir

Titel: Die Geisel von Zir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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eines Köngspalastes ragten aus dem trutzig grauen Mauerwerk hinaus. Hinter der Festung erstreckte sich die Oberstadt gegen den Fuß des Vorgebirges, auf welchem Baianch gebaut war. Die gesamte Oberstadt, ausgenommen die Spitzen der Tempeltürme, lag hinter der Masse der Klippe versteckt. Zu beiden Seiten des Vorgebirges dehnte sich bis zum Horizont die dunkel bewaldete, sanft fließende Hügellandschaft von Dur.
    »Es erinnert mich an Quebec«, sagte Aime Jussac.
    »Guckt mal, Soldaten!« rief Pilar Guzmán-Vidal. »Bollen die uns bohl verhaften, Furchtloser?«
    Auf dem Kai hatte sich eine Abteilung uniformierter Duruma in Zweierreihe formiert, eine Reihe Armbrustschützen, die andere Pikenträger. Sie trugen Flügelhelme und schwarze Kettenhemden über ihren scharlachroten Waffenröcken. Bei ihnen stand eine Gruppe in durischer Zivilkleidung. Diese trugen anstelle der sonst üblichen Kilts oder windelartigen Oberschenkelhosen richtige lange Hosen, und ihre Gewänder waren mit Pelzen besetzt. Ihre Gesichtsfarbe war heller als die der Krishnaner aus den südlicheren Nationen.
    »Keine Angst«, sagte Reith. »Das sieht mir eher nach einem bunten Empfangskomitee aus. Der Regent möchte, dass wir einen guten Eindruck bekommen, damit in Zukunft möglichst viele Touristen ihr Geld hier lassen.«
    Als die Laufplanke auf den Anlegesteg krachte, erscholl ein Hornsignal. Die Soldaten nahmen zackig Haltung an und präsentierten ihre Piken und Armbrüste. Angeführt von einem sehr großen ganz in Schwarz gekleideten Krishnaner, marschierten die Zivilisten die Laufplanke herauf. Der Anführer, auf dessen Brust ein roter Wappenyeki aufgestickt war, löste sich aus der Gruppe, trat vor die Touristen und sagte auf Durou: »Wer ist euer Führer?«
    Khorsh übersetzte die Frage und wies auf Reith. Der schwarze Hüne schlug die Hacken seiner Stiefel zusammen, machte eine knappe Verbeugung und streckte Reith die Hand hin. »Tashian bag-Garin, zu Euren Diensten.«
    Krampfhaft versuchend, sich die Unterschiede zwischen Durou und Gozashtando wieder ins Gedächtnis zu rufen, antwortete Reith: »Ich – eh – Fergus Reith, Exzellenz. Wir - eh – sehr geehrt – eh – von Begrüßung.« Erst jetzt bemerkte er zu seiner Überraschung, dass der schwarze Anzug des Mannes so gar nicht seinen hohen Posten widerspiegelte, sondern alt und fadenscheinig war, mit deutlich sichtbaren Flicken übersät.
    »Ausgezeichnet!« rief der Regent. »Wir haben für Euch Quartiere im Alten Palast vorbereitet, da unsere Gasthäuser den Ansprüchen nicht genügen. Heute Abend möchten wir Euch gern zu einem formellen Empfang mit anschließendem Bankett einladen, wenn Ihr von Eurer langen Reise nicht allzu sehr ermüdet seid. Was meint Ihr?«
    Reith sondierte rasch die Stimmung unter seinen Touristen, dann wandte er sich wieder an den Regenten und antwortete mit einer formvollendeten Verbeugung: »Wir glücklich und geehrt.«
    Wenig später wand sich eine kleine Karawane von Fuhrwerken mit den Touristen an Bord die engen, winkligen, von düsteren grauen Mauern gesäumten Straßen zur Oberstadt hinauf, ganze Scharen von Bettlern, Krüppeln und schreienden Kindern im Schlepptau.
    »Großer Gott!« murmelte Shirley Waterford bewegt. »Diese armen Leute könnten wirklich ein bisschen soziale Gerechtigkeit gebrauchen.«
    Eine Stunde später wurden die Touristen in ihre Quartiere im Alten Palast eingewiesen, einem bröckeligen alten Gebäude, das, nur durch eine schmale Gasse getrennt, dem Neuen Palast gegenüberlag. Zum letzteren gehörten die Türme, die sie vom Schiff aus gesehen hatten. Der Alte Palast diente als Nebengebäude der Verwaltungs- und Regierungsstellen im Neuen Palast. Ihren Zimmern war deutlich anzusehen, dass man sie kurzfristig von Büro- in Wohnräume umgewandelt hatte. Sie waren frisch getüncht, die gröbsten Löcher und Risse in den Wänden notdürftig mit Mörtel ausgebessert, um die Spuren der Baufälligkeit zu überdecken. Reith konnte sich lebhaft die mürrischen Gesichter der Regierungsbeamten vorstellen, wie sie, voll gepackt mit ihren Karteien und Akten, auszogen, um den fremden Gästen Platz zu machen.
     
    Der Neue Palast erwies sich, ganz wie die Kleidung des Regenten, als erstaunlich schäbig. Am späten Nachmittag wurde Reith im Empfangsraum der Douri, Vazni bad-Dushta’en, vorgestellt. ›Douri‹ konnte man sowohl mit ›Königin‹ als auch mit ›Prinzessin‹ übersetzen, da die Gesetze der meisten Varasto-Nationen keine

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