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Die Geisel von Zir

Titel: Die Geisel von Zir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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weibliche Herrschaftsausübung zuließen.
    Das nominelle Staatsoberhaupt von Dur war jung, wohlgeformt und für eine Krishnanerin recht drall. Sie trug ein florartiges violettes Gewand und hatte ihre Antennen dazu passend eingefärbt. Ihr blaugrünes Haar krönte eine glitzernde Tiara.
    Reith, der sich schon vorher über das Protokoll informiert hatte, kniete nieder und küsste die dargebotene Hand. Vázni kicherte.
    »Erhebt Euch«, sagte sie. »Euch, schöner Junker, soll der erste Tanz mit mir gehören. Wie gefällt Euch mein Gewand?«
    »Oh, es ist sch-schön – sehr schön«, stotterte Reith.
    »Ach, Schnickschnack! Es ist noch vom letzten Jahr – ärmlich, aber mein, wie der Held in Saqqiz’ Königin Dejanai sagt. Doch mit Schmeichelei, so heißt es, erreicht man alles. Vergesst nicht, Ihr habt den ersten Tanz!«
    Reith warf dem Regenten einen gequälten Blick zu. Er war, was seine Tanzkünste anging, bestenfalls unteres Mittelmaß. Er war mit seinen Reit-, Fecht- und Sprachübungen in Novorecife so ausgelastet gewesen, dass ihm der Gedanke, krishnanische Tänze zu lernen, gar nicht gekommen war. Ein wenig geistesabwesend stellte er seine Touristen vor, die sich zur Feier des Tages alle in ihren krishnanischen Sonntagsstaat geworfen hatten.
    »Meister Ries«, sagte Tashian, »wenn Ihr die Freundlichkeit habt, Euch jetzt mit Euren Leuten hintereinander aufzustellen, dann werde ich Euch und die Euren mit meinem Hofstaat bekanntmachen. Sind wir soweit? Dies ist unser Minister für Bergbau und Forsten, Sálegu bam-Morgh …«
    Der Regent hatte seine sämtlichen höheren Bürokraten antreten lassen – mindestens zweihundert, Ehefrauen, Mätressen und sonstiges weibliche Beiwerk nicht mitgerechnet. Die Schar verbreitete eine atemberaubende Parfümwolke.
    Reith eiste sich einen kurzen Moment von der Händeschüttelei los, um Khorsh zu bitten, einen Stuhl für Mrs. Scott zu besorgen. Als er wieder zurück war, sah er zu seiner Verblüffung, dass der nächste Händeschüttler in der Riege ein Terraner war. Er hatte ungefähr Reiths Alter und Größe, war sehr muskulös und trug ein freundliches, sympathisches Grinsen zur Schau.
    Reith konnte den Namen nicht verstehen – der Regent sprach ihn mit einem sehr starken Akzent aus. Der Terraner quetschte Reith kraftvoll die Hand und sagte:
    »Ich heiße Kenneth Strachan, Mister Reith. Wir sprechen uns nachher noch wegen der Bahnfahrt.«
    »Sind Sie Schotte?« fragte Reith, dem der leichte Akzent nicht entgangen war.
    »Ja. Und Sie sind Amerikaner, trotz Ihres guten alten schottischen Namens, stimmt’s?«
    »Meine Eltern stammen aus Schottland, und ich gehöre zu Hause zur St. Andreas-Gesellschaft …«
    »Später«, sagte Strachan. »Der Polizeichef von Baianch steht hinter mir, ganz wild darauf, Ihnen schnell die Hand zu schütteln, damit er gleich wieder zurück kann, Übeltäter jagen.«
    Die Reihe schien kein Ende zu nehmen. Schon nach den ersten paar hatte Reith es aufgegeben, die Namen zu behalten. Dann kam ein farbiger Terraner, groß, schlank und krausköpfig. Er trug als einziger der anwesenden Terraner irdische Kleidung.
    »Ich bin Percy Mjipa«, stellte er sich auf eine knappe, präzise Art vor. »Ich bin hier, um ein terranisches Konsulat in Baianch einzurichten. Bis jetzt sind Dur größere Besucherströme von der Erde erspart geblieben. Aber da sich das in Zukunft ändern wird, ist die Anwesenheit eines ständigen WF-Vertreters notwendig.«
    »Freut mich, Sie kennen zu lernen, Mister Mjipa. Wenn ich mal fragen darf: Von welchem Teil unseres Planeten stammen Sie?«
    »Ich komme aus Botswana, im südlichen Afrika. Ich bin ein Bamangwato. Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf: Versuchen Sie, Ihre Leute zu vorbildlichem Benehmen anzuhalten. Das ist gerade in Gegenwart von Nichtterranern besonders wichtig. Viele Terraner, die hierher kommen, sind das letzte Gesocks. Das ist natürlich unserem Image nicht gerade förderlich, wenn Sie verstehen.«
    Mijpa ging weiter. Das Ende der Reihe kam in Sicht. Kurz darauf wurde das Büfett eröffnet, und ein Vier-Mann-Orchester schepperte los.
    »Meister Ries«, sagte eine Stimme. »Ihr habt mir den ersten Tanz versprochen.« Reith fuhr herum. Vázni stand hinter ihm und schaute ihn mit erwartungsvollem Blick an.
    Reith konnte sich nicht erinnern, dergleichen versprochen zu haben. Tashian hatte ihn zur Begrüßung seiner Bürokraten antreten lassen, bevor er Zeit gehabt hatte, auf den Vorstoß der Prinzessin einzugehen. Mit

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