Die Geisel von Zir
organisieren?«
»Warum so eilig, Kumpel? Wir möchten uns doch so gern noch eure Geschichten anhören. Es ist so langweilig hier draußen, da sind wir immer froh über ein bisschen Abwechslung.«
»Ich versteh dich ja, Ken, aber wir müssen wirklich auf dem schnellsten Wege von hier verduften. Barre könnte euch überfallen, und es ist meine Pflicht, meine Schäfchen da herauszuhalten.«
»Wenn der Banditenkönig wirklich kommt, werden wir jeden Mann brauchen, den wir kriegen können.«
»Tut mir leid, Ken. Aber von meinen Leuten könnten sich außer mir höchstens noch zwei oder drei bei einem Kampf einigermaßen nützlich machen. Der Rest würde ohnehin bloß im Weg stehen.«
Strachan stieß einen Seufzer aus. »Nun denn, was sein muss, muss sein, wie mal einer ihrer Philosophen gesagt hat. Ich mache euch einen Sonderzug fertig.«
Als die Gruppe mit Sack und Pack beladen in den Sonderzug stieg, fragte Aime Jussac: »Sagen Sie, Mister Mjipa, was war das für eine Melodie, die Sie da auf diesem … diesem Clairon gespielt haben, oder wie immer das Ding auf Englisch heißt?«
»Ein alter australischer Song, Waltzing Matilda«, antwortete Mjipa. »Oh! Ich hielt es für von Souppes Kavallerie-Ouvertüre!« »Mein lieber Monsieur Jussac«, sagte Mjipa lachend. »Das beweist entweder, dass ich kein Musiker bin oder aber dass Sie kein Ohr für Musik haben. Wobei ersteres das Wahrscheinlichere ist.«
12
Der störrische Prinzgemahl
I n Baianch angekommen, sorgte Fergus Reith als erstes dafür, dass seine Touristen wieder im alten Palast untergebracht wurden. Dann ging er, dem Regenten seine Aufwartung zu machen.
Als er seinen Bericht beendet hatte, wurde er erneut zu einem privaten Souper mit dem Regenten und der Douri eingeladen. Zur verabredeten Stunde erschien er, vorschriftsmäßig im durischen Hofstaat gewandet, an der Tür des Speisezimmers. Der Regent begrüßte ihn mit einem herzlichen Händedruck und sagte: »Ich muss mich leider entschuldigen, Meister Ries. Dringende Staatsgeschäfte harren meiner, so dass ich zu meinem Leidwesen des Vergnügens beraubt bin, Euren Abenteuern zu lauschen. Nach allem, was ich gehört habe, sind diese wahrlich der Feder eines Saqqiz oder eines Harian würdig. Aber der Banditenführer ist bereits im Anzug, und wir müssen beraten, wie wir ihm am besten begegnen können. Ich überlasse Euch daher der Obhut meiner verwöhnten jungen Base.«
Der Regent entschwand mit einer Verbeugung, und Reith fand sich, abgesehen von den unvermeidlichen Bediensteten und Wachtposten, allein im Speisezimmer mit Vázni bad-Dushta’en, der Douri von Dur. Die Prinzessin saß am anderen Ende der Tafel. Reith quollen fast die Augen über, als er ihr Gewand sah. Es war ein feierliches Gewand im Gozashtando-Stil, aus glitzerndem smaragdgrünen Stoff, der die Brüste vollkommen ausgespart ließ, ähnlich wie die Gewänder im alten Kreta. Hals, Handgelenke und Stirn funkelten von Juwelen.
»Gefällt es Euch?« fragte sie fast schüchtern. Sie stand auf und vollführte eine Pirouette.
»Ich bin sprachlos; es ist einfach hinreißend«, sagte Reith heiser.
»Wir tragen solchen Flitterputz nicht oft in diesen kühlen Regionen, doch wollte ich zum feierlichen Anlass unseres Wiedersehens wenigstens einmal wie eine der großen Damen der kultivierteren Höfe des Südens vor Euch auftreten. Wie ich hörte, soll der Anblick der Milchdrüsen einer Frau die Männer Eurer Rasse erregen. Ist das wahr?«
Reith schluckte. »Der Anblick berührt mich in der Tat, Douri.«
»Seltsam; bei uns ist das nicht so.« Sie schenkte für beide Kvad ein. »Doch es freut mich natürlich, dass mein Anblick Euch angenehm erregt. Welche echte Frau wünscht sich nicht, dass jeder Mann bei ihrem Anblick Begehren verspürt? Doch sagt mir, erfüllt der Anblick meines Leibes Euch mit ebenso großer Leidenschaft wie der einer Eurer terranischen Damen?«
»Er erfüllt mich mit solch großer Leidenschaft, dass … ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll, Verehrteste, ohne die Grenzen der höfischen Etikette zu überschreiten.«
Die Douri kicherte. »Exzellent und höchst galant formuliert, Meister Ries! Ich habe verstanden, was Ihr meint, und erfreue mich Eurer unausgesprochenen Gedanken. Denn ach!, die Ebene der Gedanken ist notgedrungen die einzige, die meinen Leidenschaften zugebilligt wird, erlaubt mir doch mein tyrannischer Vetter weder einen Gemahl noch einen Geliebten. Doch nun erzählt mir von Eurer jüngsten
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