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Die Geisel von Zir

Titel: Die Geisel von Zir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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wichtigsten Teil unseres Rituals. Ihr müsst meine Anweisungen strikt befolgen. Sobald ich rufe shar pu’an!, müsst ihr eure Augen bedecken und das Gesicht zur Erde neigen. Ich werde dann zu einem der Herren des Lichts beten und ihn bitten, uns leibhaftig zu erscheinen. Dies geschieht nicht sehr oft; doch wenn er kommt, und eure Augen sind nicht bedeckt, dann werdet ihr von seinem furchtbaren Glanze geblendet darniedersinken. Ich kannte einen Unglücklichen drunten auf der Erde, der die Augen nur einen winzigen Wimpernschlag öffnete. Der arme Wicht konnte sich danach nur noch mit Hilfe eines eigens dazu ausgebildeten Tieres, genannt Hund, verwandt mit eurem Eshun, fortbewegen. Ihr dürft erst wieder aufblicken, wenn ich sage ›Steht auf!‹ Bis dahin ist unser himmlischer Gast entweder wieder zu den Sternen emporgefahren, oder ich werde wissen, dass mit seinem Erscheinen nicht mehr zu rechnen ist.«
    Mit lautem Klirren sanken Barres Krieger und der Anführer selbst auf die Knie. Mjipa hub zu einem feierlichen Sermon in einer Sprache an, die Reith unbekannt war. Aus den zahlreichen Kehllauten schloss Reith, dass es sich um Mjipas afrikanische Stammessprache handelte. Schließlich hielt Mjipa inne und schrie:
    »Shar pu’an!«
    Barre und seine Männer neigten die Gesichter zur Erde und bedeckten die Augen mit den Händen. Mjipa nickte Reith zu, der sofort auf die Trommel zu schlagen begann. Mjipa hob die Trompete und fing an, sein Lied zu spielen. Reith blickte zu seinen Touristen hinüber und rief so laut, wie er sich eben traute: »Los! Los, verdammt, haut ab!«
    Der Lärm, den er und Mjipa veranstalteten, war so laut, dass die Touristen erst einen Moment brauchten, bis sie es mitgekriegt hatten. Doch dann rappelten sie sich auf und begannen zu den Bishtaren zu rennen. Die Mahouts hatten die Tiere inzwischen gewendet, so dass sie mit der Nase in Richtung Gha’id standen, bereit, sofort loszulaufen.
    »Spiel weiter, Percy!« keuchte Reith und drosch wie ein Wilder auf seine Trommel.
    Die beiden lärmten weiter auf ihren Instrumenten, bis der letzte Tourist die Strickleiter hochkletterte. Dann nickten sie sich zu, ließen gleichzeitig Trommelstock und Trompete fallen und rannten los.
    Reiths Bishtar war schon in Bewegung, als Reith ihn erreichte. Er angelte nach der herabbaumelnden Strickleiter, verfehlte sie, angelte erneut und bekam sie zu fassen. Sofort riss es ihn von den Beinen, und er wurde mitgeschleift, mit den Händen die unterste Sprosse umklammernd. Einen Augenblick glaubte er, er würde unter die Säulenbeine geraten und zerquetscht werden. Die ersten dicken Regentropfen fielen.
    Reith hangelte sich, wie ein Uhrpendel an der Flanke des Tieres baumelnd, von Sprosse zu Sprosse weiter. Zu allem Überfluss verhedderte sich dabei auch noch sein Schwert in der Strickleiter, und es dauerte eine Weile, bis er, eine Hand an der Sprosse, die Waffe wieder freibekam.
    »Komm rauf, Furchtloser!« rief Valerie Mulroy von oben.
    »Was meinst du, was ich die ganze Zeit versuche, verdammt noch mal?« rief er zurück.
    Der Regen wurde heftiger. Aus der Richtung des Lagers ertönte ein entsetzter Ruf, und gleich darauf setzte ein Chor wütender Schreie ein.
    Reith nahm die letzten Sprossen und stemmte sich mit einem kräftigen Schwung in den Howdah. Er drängte sich sofort nach hinten, wo sein Sack lag.
    »Ach, du verdammter Mist!«
    »Was ist denn los, Fergus?« fragte einer.
    »Wir müssen hinter die andern! Lasst mich mal durch!«
    Obwohl das Lager bereits außer Sicht war, verrieten laute Rufe und Kommandos, dass die Ziruma die Verfolgung in Angriff nahmen. Auf ihren Ayas würden sie die schwerfällig dahinstampfenden Bishtare rasch einholen.
    Reith zwängte sich nach vorn durch und schrie zu dem Mahout hinüber: »Geh an die Seite und halt an! Wir müssen die anderen vorbeilassen!«
    Der Krishnaner, der sich mit einer Hand einen Regenschirm über den Kopf hielt, ignorierte den Befehl. Reith packte ihn an der Schulter, rüttelte ihn und wiederholte seine Anweisung.
    »Ich traue mich nicht«, stammelte der Mahout. »Die Ziruma werden uns fangen und umbringen!«
    »Tu, was ich dir sage!« blaffte Reith.
    »Ich kann es nicht. Ich habe Angst …«
    Indem er sich mit einer Hand an der Kante des Howdahs festhielt, riss Reith mit der anderen sein Schwert heraus und drückte dem Mahout die Klinge an den Hals. »Bei Qondyors Eisenstachel! Du machst jetzt sofort, was ich dir sage, oder ich schlage dir den Kopf ab!« Um seiner

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