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Die Geishas des Captain Fishby

Die Geishas des Captain Fishby

Titel: Die Geishas des Captain Fishby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vern Sneider
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wir
jetzt gehen, Fisby?“ fragte er gutgelaunt. „Ich möchte mich noch weiter
umsehen.“
    „Ja, Herr Oberst“, antwortete Fisby
und rief dann Kenzo zu: „Ken, Papier Cha ya Schecki!“
    Der junge Mann grinste. „Hokay, Chef,
hokay.“
    „Was haben Sie ihm gesagt?“ wollte der
Oberst wissen, als sie auf der Lehmstraße weiterschritten. „Nur, daß er, wenn
der Leiter des Warenhauses mit dem Abwiegen fertig ist, in mein Büro ins
Teehaus kommen soll — ich will ihm einen Scheck ausschreiben.“
    „Was für einen Scheck?“
    „Einen gewöhnlichen Scheck, Herr
Oberst. Wissen Sie — die Einführung einer Geldwirtschaft war doch etwas
schwieriger, als der Doktor und ich es uns vorgestellt hatten. Glücklicherweise
fanden wir dann aber in Maebaru einen Japaner, der früher bei der Yokohama-Bank
angestellt war, und der hat jetzt hier eine Bank aufgezogen. Er ist mit allen
banktechnischen Fragen vertraut und hat sogar eine Spar- und Kreditabteilung eingerichtet.“
    „Was für Geld haben Sie denn in Umlauf
gebracht?“ fragte der Oberst beunruhigt.
    „Den Besatzungs-Yen, Herr Oberst.“
    Die Adern auf Oberst Purdys Stirn
schwollen wieder an. „Fisby, Sie sind dazu in keiner Weise berechtigt!“ rief er
erregt.
    „Aber Herr Oberst, wir brauchten eine
gesunde Währung. Außerdem wollte Seiko sich ein Haus bauen, und...“
    „Es interessiert mich nicht, ob sich
da jemand ein Haus bauen wollte. Machen Sie sich einmal klar, daß unsere
Finanzleute Jahre brauchen werden, um diesen Wirrwarr wieder in Ordnung zu
bringen — ja, wahrscheinlich haben Sie mit Ihrem unverantwortlichen Tun den
ganzen Finanzplan unserer Regierung gefährdet.“ Fisby wußte nicht, was er
entgegnen sollte. Er verstand durchaus nicht, was der Oberst wollte. Der
Besatzungs-Yen war das Geld der Truppe, und sie verbrauchte nur einen Teil
ihres Soldes hier auf der Insel. War es darum schließlich nicht ganz gleich, in
wessen Händen das Geld war: in der eines amerikanischen Soldaten oder eines
Einwohners von Okinawa, der seine Waren redlich verkauft hatte? Wie konnte sich
das auf den amerikanischen Finanzplan auswirken?
    „Außerdem“, fuhr der Oberst zornig
fort, „haben wir im Hauptquartier bereits alle Vorbereitungen für die
Einführung von neuem Geld getroffen. Denken Sie, wir schlafen? Es steht sogar
schon fest, wie die Scheine aussehen werden. Uns fehlt nur noch die Genehmigung
von oben und eine Druckerei, die die Geldscheine drucken wird.“
    Fisby sah den Oberst zweifelnd an.
„Aber Herr Oberst, glauben Sie, daß Peggy in ein Geschäft in Seattle gehen und
etwas für diesen Zehn-Yen-Schein kaufen könnte?“
    „Peggy?“ brüllte der Oberst. „Wer ist
Peggy, und was zum Kuckuck hat sie damit zu tun?“
    „Peggy, das ist Marguerite, die
zweitjüngste Tochter vom Doktor, Herr Oberst. Sie studiert an der Universität
Washington, und sie und ihre Kommilitoninnen sind die amerikanischen Vertreter
der Tobiki-Import-Export-AG. Wir überweisen ihnen regelmäßig Geld per
Postscheck, und...“
    „Aha, so machen Sie das“, erwiderte
der Oberst beißend ironisch. „Und die ehrenwerte Dame versteckt dann das Geld
für Sie, bis Sie beide wieder nach Hause kommen.“
    „Nein, Herr Oberst, Peggy und ihre
Kommilitoninnen kaufen dafür alles, was wir hier brauchen: Stoffe, Kleider,
Röcke, Pullover, Schuhe, Sporthemden, Hosen und so weiter. Und sie schicken uns
dann die Sachen und legen jedesmal die Kassenzettel bei, damit wir bei einer
Kontrolle unserer Bücher entsprechende Belege vorweisen können. In der letzten
Zeit allerdings gab’s einige Schwierigkeiten. Da die Mädchen wegen der Einkäufe
so viel unterwegs sein mußten, haben sie eine ganze Menge Kollegs geschwänzt,
und da hat der Rektor schließlich Krach geschlagen.“
    Oberst Purdy begann von neuem zu
toben. „So bringen Sie also auch noch unseren Außenhandel durcheinander! Fisby,
ist Ihnen eigentlich klar, daß das Sabotage ist?“
    „Aber ich habe doch niemanden
geschädigt!“ wehrte sich Fisby verzweifelt.
    „Niemanden geschädigt — haha!
Versuchen Sie das einmal einem Untersuchungsausschuß des Kongresses zu
erklären.“ Der Oberst hob drohend den Finger. „Ich gebe Ihnen hiermit den
strikten Befehl, Ihren Handel mit den Staaten unverzüglich einzustellen.“
    Fisby wurde das Herz schwer wie Blei.
„Aber Herr Oberst, ich muß doch die Bevölkerung mit Kleidung versorgen. Seit
die Bananenbäume abgeholzt sind, besteht nicht einmal mehr die Möglichkeit,
sich

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