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Die Geishas des Captain Fishby

Die Geishas des Captain Fishby

Titel: Die Geishas des Captain Fishby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vern Sneider
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heraus.“
    „Fisby“, entgegnete der Oberst bissig,
„merken Sie sich: ich gehe, wo ich will.“
    Sie kamen jetzt über eine geschwungene
Brücke, und der Oberst brummte mürrisch: „Was für ein Unsinn — so etwas hier zu
bauen.“
    „,Goldblume’“, wandte Fisby zögernd
ein, „nach deren Plänen dies alles angelegt ist, fand es hübsch, wenn solche
Brücken über die Bäche führen. Wir haben jetzt nämlich hier keine
Ableitungsgräben mehr, sondern nur noch diese Bäche, die nach ihrer Meinung
sich besser in die Landschaft einfügen.“
    Der Oberst blickte in den Bach, der
langsam unter der Brücke dahinfloß. „Leben da Fische drin, Fisby?“
    „Nicht daß ich wüßte, Herr Oberst.“
    „Verdammt noch mal“, zeterte der
Oberst, „was nützen dann all diese Wasserkünste?“
    Durch eine Lichtung der Kiefern
erspähte er ein rotes Ziegeldach und ging langsam darauf zu.
    Es war ein gestrecktes, niedriges
Gebäude. Das Dach war nach der Bauweise der südlichen chinesischen Provinzen an
beiden Seiten geschweift, und die Wände waren mit einer Art von weißem Mörtel
beworfen. „Das ist das Godown der Tobiki-Import-Export-AG., Herr Oberst“,
erklärte Fisby.
    „Was heißt Godown?“
    „So nennt man hier die Warenhäuser.“
    Der Oberst blickte ihn scharf an. „Und
was ist diese Tobiki-Import-Export-AG.?“
    „Das ist eine für die örtlichen Bedürfnisse
gegründete Handelsgesellschaft, Herr Oberst. Ich bin ihr Generaldirektor und
gleichzeitig Vorsitzender des Aufsichtsrats. Wir befassen uns mit dem Verkauf
all unserer Produkte außerhalb des Dorfes und außerdem natürlich auch mit dem
Einkauf notwendiger Waren.“
    Der Oberst musterte das Gebäude sehr
genau, und während sie daran entlanggingen, strich er mit seiner Hand über den
weißen Verputz. „Fisby, wie sind Sie an dieses Baumaterial gekommen?“ fragte
er.
    „Die Baumaterialiengesellschaft der
Gebrüder Akishoyi stellt die Backsteine, die Dachziegel und den Mörtel hier im
Dorf her, Herr Oberst. Das Holz ist aus Groß-Koza importiert.“
    Als sie um die Ecke bogen, kamen sie
auf eine breite Straße mit bläulichem Lehmpflaster, zu deren beiden Seiten sich
genau solche Häuser wie das Godown erhoben, sich nur durch die Größe
voneinander unterscheidend. Vor der Vorderfront des Godown standen etwa zwanzig
blau und rot angestrichene Pferdewagen — jeder mit einer großen weißen Nummer
versehen — in einer Reihe hintereinander. Die Kutscher dösten schläfrig vor
sich hin, während die zottigen mongolischen Ponies aus den vor ihnen auf der
Straße gebreiteten Futtersäcken fraßen.
    Oberst Purdy wies auf die Wagen, die
mit Holzfässern — jedes mit einem festen Deckel verschlossen — beladen waren.
„Was ist da drin?“ fragte er.
    Fisby schüttelte den Kopf. „Ich weiß
es nicht, Herr Oberst. Die Transportbereitschaft hat sie eben gebracht. Wir
können im Büro nachfragen.“
    Sie gingen auf den Eingang zu, wo
unter den wachsamen Augen einiger Einheimischer einer der Wagen gerade
abgeladen wurde. Die Männer sahen von ihrer Arbeit auf und lächelten
freundlich. „Guten Morgen, Chef!“ riefen sie. Fisby winkte leutselig zurück:
„Guten Morgen, Leute!“, und zu Oberst Purdy gewandt, erklärte er: „In den
Fässern sind verarbeitete Fische und ähnliches, Herr Oberst. Ich sehe das
daran, daß Kenzo, der ältere Sohn von Frau Kamakura, dabei ist. Er und seine
Brüder haben ein Fischverarbeitungsgeschäft.“
    Fisby blickte zu Kenzo, einem kleinen,
untersetzten, etwa fünfundzwanzigjährigen Mann, der unaufhörlich lächelte.
    „Wie geht das Geschäft, Ken?“ fragte
er interessiert. Kenzo klopfte auf ein Holzfaß, fuhr sich mit einem Finger über
die Stirn, als wollte er sich den Schweiß fortwischen, und nickte heiter.
    „Was will er damit sagen?“ erkundigte
sich der Oberst, den der Fall nun auch zu interessieren begann.
    „Er meint, die Schwierigkeiten seien
nun endlich behoben und er freue sich sehr darüber.“
    „Schwierigkeiten?“ Der Oberst sah
Kenzo mißtrauisch an. „Was für Schwierigkeiten?“
    „Ja, Herr Oberst, als Ken und seine
Brüder die Fischverarbeitungsfirma gründeten, haben sie mit der
Fischervereinigung einen Vertrag geschlossen, wonach sie täglich allen Fisch,
der sich im Dorf nicht absetzen läßt, übernehmen wollten. Nun war aber die
große Frage dabei, ob die Fischer überhaupt dazu berechtigt waren, Fische an
sie zu verkaufen. Tatsächlich waren sie’s nämlich nicht.“
    Oberst Purdys

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