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Die Geishas des Captain Fishby

Die Geishas des Captain Fishby

Titel: Die Geishas des Captain Fishby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vern Sneider
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fahren
Sie damit in jedes Ihnen bekannte Dorf. Man wird nicht sofort nach dem
Großvater Motomura forschen. Sie werden glauben, er lebe dort, und den Mädchen
die Erlaubnis erteilen, zu ihm zu ziehen. Sollte es aber Schwierigkeiten geben,
so fahren Sie zum nächsten Dorf.“
    Korporal Barton erhob sich nur
widerwillig von seinem Feldbett.
    „Wenn Sie jemanden gefunden haben, der
sie aufnimmt, kommen Sie zurück“, fuhr Fisby fort, „und holen sie ab. Himmel
noch mal, es ist mir ganz gleich, ob Sie den Rest des Vormittags und den ganzen
Nachmittag dafür brauchen, um die beiden an den Mann zu bringen. Verstanden?“
    Barton nickte, ohne richtig
hinzuhören, und studierte das Formular. „Sie haben hier aber noch etwas
vergessen, Captain. Die Spalte ,Beschäftigung’ ist nicht ausgefüllt.“
    Fisby lief wieder einmal dunkelrot an.
    „Warten Sie mal“, meinte Barton dann.
„Sie wohnen im Altersheim. Wie wär’s, wenn wir einfach schrieben:
,Hausarbeit’?“
    „Schön, schön“, sagte Fisby schnell.
Darauf schwieg er einen Augenblick und flüsterte dann in vertraulichem Ton:
„Barton, diese Sache mit den Geishas — Sie glauben doch nicht wirklich, daß sie
mir gehören?“
    Der Korporal überlegte einen kurzen
Moment, strich sich über die Bartstoppeln und antwortete: „Ich weiß nur, was
ich gehört habe, Captain. Der Mann hat gesagt...“ Aber da funkelte ihn Fisby
derart an, daß der Korporal im Eilschritt das Zimmer verließ.
    Fisby, der aus dem winzigen Fenster
blickte und hoffnungsvoll auf Bartons Rückkehr wartete, kam dieser Vormittag
endlos lang und der Nachmittag noch länger vor.
    Als es endlich fünf Uhr geworden war,
kehrte ein verzweifelter Captain in seine Wohnung auf dem Berge zurück. Er
nippte nur an seinem Essen, obwohl er sonst die C-Ration gerne mochte. Später
setzte er sich auf sein Feldbett und rauchte seine Abendzigarre. Doch auch sie
wollte ihm gar nicht schmecken. Gewöhnlich wurde sein Bett bei Sonnenuntergang
aufgedeckt, gleich darauf das Moskitonetz darübergebreitet, und wenn es dunkel
wurde, schnarchte der Captain bereits glücklich und zufrieden. Heute war alles
ganz anders, und als es schon tiefe Nacht geworden war, begann Fisby im Zimmer
auf und ab zu gehen.
    Im Dorfe unten war alles wie immer.
Die halbzerfallenen Hütten und Schweineställe lagen dichtgedrängt am Fuß des
Berges. Auf ihre Strohdächer fiel das blasse Licht des Mondes, der langsam aus
dem Meer aufstieg. Hier und dort flackerte, wie an jedem Abend, im Dunkel eine
Kerze. Aber während es sonst um diese Zeit nur totenstill war, drang heute ein
seltsames Geräusch vom Dorf herauf.
    Fisby hörte, daß es die Klänge von
„Dahisen“, den Gitarren Okinawas, waren. Aber daneben konnte er deutlich das
Lachen des Bürgermeisters und des Polizeichefs vernehmen, und als dann ein
recht merkwürdiges Gemisch von Ziegengemecker und Eselsgeschrei ertönte, da wußte
er, daß Hokkaido Yamaguchi ein Lied sang. Nach einer Weile verstummte die
mißtönende Melodie, und nun erhob sich eine andere Stimme: eine hohe
Frauenstimme erfüllte die Nacht mit ihrem süßen Locken.
    Fisby wurde es noch unbehaglicher zumute.
Irgend etwas ging da unten im Dorfe vor, und seine Beamten waren daran
beteiligt. „Na, schön“, sagte er sich resignierend, „sollen sie nur singen,
sollen sie nur lachen! Aber ab morgen werden sie arbeiten und das Dorf neu
aufbauen.“
    Doch als er auf die Uhr blickte, wurde
er wieder kleinlaut. Es war bereits neun Uhr durch. Wann würden sie da morgens
aus den Betten finden!
    Als Korporal Barton dann endlich
erschien, rieb sich Fisby vergnügt die Hände und fragte mit zuversichtlichem
Lächeln: „Nun, Barton, sind Sie die Mädchen losgeworden?“
    Barton sah ihn groß an und machte dann
eine K-Ration auf.
    „Ich bin in allen Dörfern gewesen,
Captain.“
    „Das ist ja großartig. Und was haben
sie gesagt? Was hat Leutnant Green in Takaesu gesagt?“
    „Leutnant Green sagte, ich soll
,Goldblume’ von ihm schön grüßen.“
    „Soll das heißen, daß er sie kennt?“
    „Captain, jeder Kommandant auf der
Insel kennt sie.“
    „Tatsächlich? Was hat denn Leutnant
Smith in Mae-baru gesagt?“
    „Er meinte, wenn es ihm je gelingen
sollte, den Großvater Motomura ausfindig zu machen, dann würde er dafür sorgen,
daß das Familientreffen in unserem Dorf stattfände.“
    Fisby setzte sich auf sein Bett. „Und
Major Enright?“ fragte er mit letzter Hoffnung, weil er ihn nie für sonderlich
klug gehalten

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