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Die Geishas des Captain Fishby

Die Geishas des Captain Fishby

Titel: Die Geishas des Captain Fishby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vern Sneider
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hatte.
    „Der ist wütend geworden, Captain. Er
sagte, die beiden Mädchen hätten schon einmal sein Dorf verdorben, aber ein
zweites Mal würde ihnen das nicht gelingen.“ Entsetzen spiegelte sich in Fisbys
Zügen. „Was hat er denn damit gemeint — sein Dorf verdorben?“
    „Das weiß ich auch nicht, Captain.
Aber überall, wohin ich kam, sagten sie das gleiche. Und ich sollte Sie warnen,
ja nicht zu versuchen, die beiden einzuschmuggeln — sie würden sonst die
Straßen sperren.“
    Man sah Fisby an, daß er völlig
gebrochen war. Er konnte jetzt weniger denn je zulassen, daß auch sein Dorf
verdorben würde, da Oberst Purdy ihn derart in die Zange genommen hatte.
„Keiner wollte also den Mädchen die Zuzugsgenehmigung erteilen?“ fragte er in
heller Verzweiflung.
    „Diese Weibsbilder haben bereits jedes
Dorf unsicher gemacht. Unser Dorf ist das letzte. Sie sitzen jetzt ganz schön
in der Klemme, Captain.“
    Fisby, dem es war, als ob sich der
Erdboden vor ihm öffnete, hockte auf seinem Bett und kaute trübsinnig an seiner
inzwischen erloschenen Zigarre. Der morgige Tag versprach wahrhaft heiter zu
werden.
     
     

4
     
    Als Fisby am nächsten Morgen ins Dorf
hinunterkam, lag alles noch in den Federn. So lief er von Haus zu Haus, um die
Dorfbeamten aus ihren Betten zu scheuchen. Es war fast 8 Uhr 30, als endlich die
zur Einbringung der Ernte bestimmten Leute von ihm in Marsch gesetzt worden
waren. Gegen neun Uhr wurde das Kaufhaus geöffnet, und die verschlafenen
Verkäufer begannen mit der Verteilung der Tagesrationen. Um 9 Uhr 30 hatte er
auch die Zimmerleute zusammengetrommelt, die an dem neuen Schulbau arbeiteten.
Befriedigt machte sich Fisby danach auf den Weg zur Kommandantur, wo er erst
einmal eine Tasse Kaffee trinken wollte.
    Als er den Raum betrat, war er leicht
überrascht, die ganze Frauenliga für demokratische Betätigung hier versammelt
zu finden. Blitzartig mußte er an die Gründerin, die schreckliche Mrs. Purdy,
denken. Immer, wenn er sich dieser Frauenliga gegenübersah, hatte er das
unbehagliche Gefühl, daß Mrs. Purdy in ihrem hellen geblümten Sommerkleide
neben ihm stände und ihm mit ihrem holdesten Lächeln über die Schulter blickte.
    Fisby lächelte auch jetzt. „Guten
Morgen, guten Morgen, meine Damen“, sagte er und rieb sich die Hände. Dann
musterte er die barfüßigen Mitglieder in ihren bis zu den Knien reichenden
braunen Kimonos aus handgewebtem Bananenfasertuch. Aber da verging ihm schon
das Lächeln. Die Frauen machten alle höchst mürrische Gesichter. Fräulein
Susano, die Schriftführerin, schmollte. Die Geschäftsführerin schmollte
ebenfalls.
    Fisby sah auf das stupsnäsige Fräulein
Higa-Jiga, die Präsidentin der Liga. Offen gesagt — er wußte eigentlich nie, ob
Fräulein Higa-Jiga schmollte oder nicht. Sie wirkte immer, als ob sie gerade an
einer Zitrone lutschte. Heute jedoch funkelten ihre dunklen Augen bedenklich.
Fisby trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Mit Fräulein Higa-Jiga war
nicht gut Kirschen essen. Man konnte sie nicht gerade als hübsch bezeichnen.
Mit ihrem eingedrückten Gesicht, ihren hängenden Schultern und den krummen
Beinen ähnelte sie eher einem Pavian. Aber sie hatte Riesenkräfte. Niemand
sonst im Dorfe vermochte solche gewaltigen Lasten von Brennholz auf dem Kopf zu
tragen wie sie. „Wollen sie sich über irgend etwas beklagen?“ fragte Fisby
vorsichtig den Dolmetscher.
    Sakini nickte ernst. „Ja. Fräulein
Higa-Jiga behauptet, es gibt im Dorf keine Gleichheit.“
    „Keine Gleichheit?“ Fisby war
sichtlich erschrocken. „Fräulein Higa-Jiga erzählt“, fuhr Sakini fort, „als die
Frauenliga heute vormittag nach ihren Rationen anstand, sind die beiden Geishas
vorübergekommen. Und wissen Sie, was die Verkäufer da getan haben?“ Fisby hatte
nicht die leiseste Ahnung.
    „Sie haben gesagt: ,Guten Tag. Wie
geht es Ihnen? Ach, stellen Sie sich doch nicht hinten an! Kommen Sie herein. Trinken
Sie eine Tasse Tee mit uns.’ Und die Mitglieder der Frauenliga mußten hübsch
die Reihe abstehen, während die beiden es sich innen bequem machten.“ —
„Tatsächlich?“
    „Leider, Chef. Es stimmt. Und wissen
Sie, was die Verkäufer dann noch gesagt haben?“
    „Was?“
    „Sie sagten zu den Geishas: ,Möchten
Sie nicht ein paar süße Kartoffeln haben? Die Ration braucht Sie nicht zu
kümmern. Nehmen Sie, soviel Sie haben wollen. Was, Sie müssen sie selbst
tragen? Das können wir auf keinen Fall

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